Verheißungsvolle Sehnsucht
ein Schnauben nur schwer unterdrücken. Seine Freunde unterlagen einem traurigen Irrtum. Er mochte vielleicht locker und umgänglich wirken, aber das änderte sich, wenn es um Frauen ging und um das, was er wollte, was er brauchte. Dann verschwand der Charme, und er war längst nicht mehr so umgänglich. Es war Jahre her, seit er diese Seite von sich mit einer Frau ausgelebt hatte. Er erinnerte sich immer noch voller Zuneigung an sie. Er hatte damals gerade die dreißig überschritten, sie war ein paar Jahre jünger als er. Sie hatten beide die gleichen Dinge gewollt und genossen, und als er sich ihr schließlich so gezeigt hatte, wie er war, war sie nicht vor ihm zurückgescheut.
Er dachte immer noch gelegentlich an Cammie. Wo sie wohl lebte? Ob sie geheiratet und Kinder bekommen hatte? Er fragte sich, ob sie einen Mann gefunden hatte, der ihre unterwürfigen Neigungen befriedigte.
Sie hatten sich damals in Freundschaft voneinander getrennt. Sie hatte mehr gewollt, als er ihr geben konnte. Damals war er noch fest mit der Firma verheiratet gewesen und hatte hart gearbeitet, um HCM zu dem zu machen, was es heute war. Sie wollte heiraten und eine Familie gründen, den amerikanischen Traum leben. Ash war dazu nicht bereit gewesen.
Nicht dass ihm der Gedanke, sie zu heiraten, zuwider gewesen wäre. Sie war eine wunderschöne Frau, er hatte es genossen, mit ihr zusammen zu sein. Er hätte sich sogar in sie verlieben können, das wusste er. Aber er hatte noch warten wollen, wollte die Entscheidung erst treffen, wenn er sich absolut sicher sein konnte, all ihre Bedürfnisse befriedigen zu können.
Und jetzt? Sie alle hatten den Punkt erreicht, an dem die Karriere nicht mehr im Vordergrund stand und sie sich entspannt anderen Dingen zuwenden konnten. Der nächste logische Schritt war wahrscheinlich, sich zu binden und zu heiraten. Gabe und Jace hatten den Sprung schon gewagt.
Doch während sie jeweils die perfekte Frau gefunden hatten, die sie so akzeptierte, wie sie waren, und sie trotz ihrer Unvollkommenheit liebte, hatte Ash die Frau noch nicht kennengelernt, die sein Herz gefangen nahm, das bisher nur für seine Freunde und die Firma schlug.
»Sie will mich«, sagte Ash. »Sie will das, was ich ihr geben kann, das sehe ich. Trotzdem zögert sie.«
»Ich weiß, dass Geduld nicht zu deinen starken Seiten zählt, aber vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, in dem du dich mit diesem Prinzip zumindest vertraut machen musst.«
Ash reagierte mürrisch auf die Erheiterung, die in Jace’ Stimme mitschwang. Geduld? Die gehörte eindeutig nicht zu seinen Stärken. Und er würde ganz gewiss nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen, sich eingehend mit diesem Prinzip zu beschäftigen. Nicht, wenn er etwas so dringend haben wollte wie Josie.
Und er konnte es sich immer noch nicht erklären. Er war förmlich besessen von ihr. Sie war eine Obsession. Ein Begriff, den er eigentlich nur mit Jace in Verbindung brachte, wenn es um Bethany ging. Er selbst hatte Jace deswegen richtig zugesetzt. Er hatte es einfach nicht verstanden. Er hatte sogar versucht, es Jace auszureden, indem er so weit gegangen war, Bethany überprüfen zu lassen, um Jace dann vor ihr zu warnen.
Das war nicht unbedingt einer seiner klügsten Schachzüge gewesen, denn Bethany hatte sich als das Beste erwiesen, was Jace je widerfahren war. Es war gut, dass er nicht auf Ashs Rat gehört hatte, und da Ash sich jetzt in einem ähnlichen Dilemma befand, konnte er Jace’ besondere Reaktion auf Bethany nun auch nachvollziehen.
»Ich möchte dich etwas fragen«, sagte Ash ernst. »Damals am Anfang mit Bethany … Hast du dich da zurückgelehnt und gewartet, oder hast du das Kommando übernommen, bist ausgerückt und zum Angriff übergegangen?«
Jace zuckte zusammen und verzog das Gesicht.
»Am Anfang habe ich versucht, geduldig zu sein und das Ganze langsam angehen zu lassen. Aber das habe ich nicht lange durchgehalten. Ich wollte ihr Zeit geben, ihr Leben in den Griff zu bekommen, schließlich unterschieden sich ihre Lebensumstände stark von denen anderer. Der Gedanke, dass sie keine Unterkunft hatte, machte mich verrückt, und als ich sie in Mias Apartment untergebracht hatte, machte mich der Gedanke verrückt, dass sie nicht ständig mit mir zusammen war, obwohl wir uns jeden Tag sahen. Ich wollte sie in meiner Wohnung haben, ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass sie mir wirklich gehörte, solange sie woanders wohnte. Es klingt verrückt, aber ich
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