Verheißungsvolle Sehnsucht
wollte wissen, wo sie war, jede Minute am Tag. Das hört sich verdammt nach Stalking an, ich weiß, und vielleicht war ich das ja auch, ein Stalker. Ich weiß es wirklich nicht. Ich wusste nur, dass ich sie bei mir haben wollte. Jeden Tag. In meiner Wohnung, wenn ich nach Hause kam. Jede Nacht in meinem Bett. Aber nicht in einer anderen Wohnung, aus der sie jederzeit hätte flüchten können, obwohl ich sie beschatten ließ.«
»Tja, wenn ich mich recht erinnere, hat das nicht sonderlich gut geklappt«, meinte Ash trocken. »Ist sie nicht trotzdem entwischt und für ein paar Stunden verschwunden?«
»Einen ganzen Tag lang war sie weg«, brummte Jace. »Himmel, ich dachte, sie hätte mich verlassen oder wäre ausgebrochen, dabei hat sie doch nur nach Jack gesucht. Allein der Gedanke, was ihr alles in den paar Stunden hätte passieren können, macht mich immer noch fertig.«
»Ich habe das damals nicht verstanden«, gestand Ash. »Ich dachte, du hättest den Verstand verloren. Aber jetzt kann ich es nachvollziehen, weil es mir mit Josie genauso geht. Und es ist verrückt. Wir haben uns nur ein paar Mal gesehen und hatten erst eine einzige Verabredung, bei der wir mehr als ein paar Minuten miteinander verbracht haben. Ich könnte mir immer noch in den Hintern treten, dass ich sie bei diesem Abendessen nicht stärker bedrängt habe. Sie war kurz davor, auf meinen Vorschlag einzugehen, aber ich Esel habe mich zurückgehalten, weil ich sie nicht überfahren wollte. Deshalb bin ich auf ihren Wunsch eingegangen, in Ruhe darüber nachzudenken. Das ist jetzt eine ganze Woche her, und ich habe seitdem keinen Pieps von ihr gehört.«
Jace’ Gesicht verzog sich vor Mitgefühl. »Und was hast du jetzt vor?«
»Tja, heute Abend werde ich mit Brittany ausgehen – und mit dir und Bethany, wenn ihr es einrichten könnt. Aber ab morgen werde ich schweres Geschütz auffahren. Ich werde nicht einfach stillsitzen und geduldig abwarten. Wenn sie Nein sagt, will ich das aus ihrem Mund hören und nicht dieses endlose Schweigen ertragen müssen.«
»Viel Glück, Ash. Ich hoffe, die Sache ist bald geregelt. Und auf die Gefahr hin, als Heuchler dazustehen, weil ich wegen der Nachforschungen über Bethany so sauer auf dich war … Hast du Josie überprüfen lassen?«
Ash nickte. »Ja, habe ich. Gleich, nachdem ich sie kennengelernt hatte. Bisher habe ich keine Leichen in ihrem Keller entdecken können.«
»Na gut, wenn ich irgendetwas tun kann, brauchst du mich nur zu fragen, aber das weißt du. Wenn du sie dazu gebracht hast, deinem Vorschlag zuzustimmen, müssen wir uns mal treffen, und wenn Gabe und Mia aus den Flitterwochen zurück sind, unternehmen wir alle zusammen etwas. Josie kann Mia und Bethany kennenlernen, die haben einen ganzen Sack voll netter Freundinnen. Und du weißt ja, was passiert, wenn die zusammen ausgehen?« Er verstummte, und ein breites, selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ash hob abwehrend eine Hand. »Ich weiß, ich weiß. Du hast mich schon mehrfach mit deinen Geschichten über angeheiterte, verführerische Frauen in verführerischen Klamotten, die in diesen verführerischen Klamotten verführt werden wollen, erfreut. Du musst mich jetzt nicht noch mehr quälen.«
Jace lachte und stand auf. »Ich rufe jetzt Bethany an und sage dir dann wegen heute Abend Bescheid. Wo und wann wollen wir essen? Ich muss sie informieren, damit sie sich darauf einstellen kann.«
»Wie wäre es mit dem Bryant Park Grill gleich nach der Arbeit?«
Jace nickte. »Klingt gut. Wir sehen uns dann wahrscheinlich heute Abend dort.«
9
Beim Abendessen war Brittany die Nervosität deutlich anzumerken, doch Bethany erwies sich wieder einmal als echter Schatz. Sie überspielte Brittanys Unbehagen und behandelte sie wie eine längst verloren geglaubte Freundin.
Der Bryant Park Grill war wie jeden Tag zur Feierabendzeit gerappelt voll mit Geschäftsleuten, Anzugträgern und Frauen, die nach einem langen Arbeitstag einen Cocktail genossen. Das Restaurant war ein beliebter Feierabendtreff, doch aus diesem Grund hatte Ash den Laden nicht ausgesucht.
Er hatte sich für dieses Restaurant entschieden, weil er hoffte, Josie dort zu treffen. Doch laut dem Mann, den Ash mit der Observierung von Josie beauftragt hatte, hatte sie ihre Wohnung seit mehreren Tagen nicht verlassen.
Vielleicht arbeitete sie konzentriert an einem weiteren Bild für die Galerie. Vielleicht dachte sie nicht einmal eine Sekunde über seinen
Weitere Kostenlose Bücher