Verheißungsvolle Sehnsucht
auf den Fluss hast.«
Ihr war schwindelig. Als würde sich alles um sie herum mit Schallgeschwindigkeit bewegen, während sie stocksteif dastand und versuchte, es zu begreifen.
»Ich möchte und erwarte von dir, dass du flexibel bist, denn wenn ich nach Hause komme, will ich, dass du hier bist. Das bedeutet, dass ich ständig Kontakt zu dir halte, und du tust umgekehrt das Gleiche. Mein Tagesablauf ist nicht immer gleich. An manchen Tagen bin ich früher zu Hause, was ich dich dann aber vorher wissen lasse. An anderen komme ich spät. Wenn ich verreise, auch wenn im Moment konkret keine Reise ansteht, möchte ich, dass du mitkommst. Ist das für dich in Ordnung?«
Sie holte tief Luft und lächelte dann, leicht zittrig. »Habe ich eine andere Wahl?«
Er zögerte einen Augenblick. »Nein. Das sind meine Erwartungen an dich.«
»Nun, dann werde ich wohl zu Hause sein, wenn du es bist«, erwiderte sie leise.
Er atmete tief ein und aus, und seine Schultern sackten vor Erleichterung vor … als hätte er erwartet, dass sie nicht zustimmen würde. Sie fragte sich, was er wohl getan hätte, wenn sie sich gegen seine Forderungen sperren würde? Sie hinauswerfen? Oder hätte er versucht, einen Kompromiss zu finden?
Er hatte ihr bereits gestanden, wie sehr er sie begehrte. Er wollte sie. Daran bestand kein Zweifel. Aber wie unflexibel war er wirklich? Sie war zwar neugierig, aber nicht bereit, es darauf ankommen zu lassen. Noch nicht. Nicht bei einer Sache, mit der sie eigentlich kein Problem hatte. Wenn und falls irgendwann einmal der Moment käme, in dem er etwas von ihr verlangte, was sie nicht akzeptieren konnte, würde sie die Grenzen ihrer gerade erst begonnenen Beziehung austesten.
»Nur, um sicher zu sein, dass ich dich auch richtig verstanden habe: Du erwartest … im Grunde willst du, dass ich hier bin, wenn du es bist, beziehungsweise dass ich da bin, wo du bist. Und du möchtest, dass ich mich regelmäßig bei dir melde.«
Das klang in ihren Ohren nicht sehr fordernd. Es klang vernünftig. Sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen Sorgen machte. Sie wollte ihn nicht unnötig ablenken. Wenn er sich Sorgen machte – und es war offensichtlich, dass er das tat –, wollte sie alles tun, was in ihrer Macht stand, um ihm diesen Stress so weit wie möglich zu nehmen.
»Ja«, sagte er, und sein Blick wurde noch durchdringender. »Aber, Josie, ich möchte, dass du das begreifst. Aus deinem Mund klingt das so einfach, das ist es aber nicht. Ich werde richtig wütend sein, wenn du ohne ein Wort verschwindest. Das lässt sich dann auch nicht mit einem Lachen und einem ›Ach, tut mir leid. Ich hab vergessen, dir zu sagen, wo ich hinwill‹ abtun. Ich erwarte von dir, dass du mir alles erzählst.«
»Okay, Ash«, sagte sie ruhig. »Ich hab’s verstanden.«
Er nickte. »So, und jetzt gibt es Dinge, die du über mich wissen musst. Ich will nicht, dass das irgendwann später mal rauskommt und du überrascht bist oder dich irgendwie unbehaglich fühlst. Es ist besser, dass du alles von Anfang an weißt und damit umgehen kannst, als dass es sich plötzlich als Problem erweist.«
Gespannt wartete sie auf die Fortsetzung. Er klang so ernst. Als würde er gleich eine Bombe platzen lassen. Sie wollte ihn schon im Scherz fragen, ob er ein Axtmörder wäre, aber in diesem Moment würde er den Versuch, die Situation zu entspannen, vermutlich nicht schätzen. Also schwieg sie und wartete auf das, was er ihr sagen wollte.
Er setzte sich auf, verzog kurz das Gesicht und beugte sich dann vor, um ein Kissen zwischen seinen Rücken und die Armlehne des Sofas zu schieben. Sie rückte vor, um ihm Platz zu schaffen, aber er schlang sofort einen Arm um ihre Taille und zog sie fest an sich, und sie schmiegte sich wieder an seinen Körper.
»Bei jeder ernsthaften Unterhaltung, die wir führen, wirst du in meinen Armen liegen, damit ich dich berühren kann«, erklärte er. »Ich will nicht, dass du dich in so einem Moment am anderen Ende des Raumes befindest. Das würde mich nicht glücklich machen. Also denk daran: Wenn du sauer wirst und wir einen Streit haben, geh nicht auf Abstand.«
Sie lächelte an seiner Brust und nickte. Das klang gut. Sie hatte sich immer an Michaels Unnahbarkeit gestört, an der emotionalen Distanz zwischen ihnen. Michael war weit auf Abstand gegangen, wenn sie etwas zu besprechen hatten. Aus diesem Grund hatte er sie auch immer nur dann berührt, wenn sie Sex miteinander gehabt hatten. Er war kein
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