Verhexen
dass sie aussah, als ob sie versuchte, direkt durch ihn hindurchzuschauen, um ihm seine Geheimnisse abzuschmeicheln.
Er öffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen.
Sie schob einen Messingschlüssel in das Schloss, drehte ihn und drückte die Tür auf. Sie schwebte in das dunkle Gebäude und die Lichter gingen an, glühten warm und beleuchteten das Durcheinander in dem kleinen Raum.
Sie wohnte hier?
Sie war die Hexe?
Sie schleuderte den Schlüssel und das silberne Seil auf einen unordentlichen Holztisch auf der rechten Seite des Zimmers. Ein Feuer erwachte zum Leben im Kaminrost links von ihm, nahe bei zwei ramponierten Sesseln. Ein dunkler, abgewetzter Teppich breitete sich auf dem Steinboden zwischen ihnen aus, mit willkürlich herumstehenden Bücherstapeln bedeckt.
Payne schloss die Tür hinter sich. Die Hexe eilte in einen angrenzenden Raum und kam mit einer Haarbürste wieder zurück, von der sie guten Gebrauch machte und sie brutal durch ihr wirres Haar zog. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als sie an Knoten und Heustückchen hängen blieb. Sie grummelte in der Fabelwesensprache, dunkle Dinge, die Payne nahe am Ausgang verharren ließen. Sie war wütend über etwas. Er konnte ihren Zorn in ihrem Blut spüren und es in ihrem Herzschlag hören und fühlte es auch in anderen, einfacher zu erkennenden Dingen. Das Feuer auf dem Kaminrost bullerte wie ein Inferno und die Flammen der Kerzen waren fünfzehn Zentimeter hoch und gleißend weiß, offensichtlich eine Reaktion auf ihren Zorn.
Sie ging auf und ab, die schwarzen Lederstiefeletten mit Absatz waren laut auf dem Steinboden.
Wer immer diese Männer gewesen waren, sie war stinksauer auf sie.
Payne lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und atmete langsam. Sie war keine Bedrohung für ihn. Er konzentrierte sich auf die Ruhe, die abebbte und durch ihn hindurchfloss, versuchte das gleiche Gefühl in ihr zu erwecken und hob die Hand an sein Gesicht. Er blutete immer noch. Er leckte das Blut von seinen Fingern und leckte sie dann wieder und tupfte seinen Speichel über den Schnitt.
Sie hörte dann auf, hin und her zu gehen und warf die Bürste auf einen der dunkelroten Sessel. Sie prallte vom Kissen ab und landete im Feuer. Sie fluchte, zuckte die Schultern und ging auf ihn zu. Sie sah ganz anders aus, ohne all das Durcheinander und die Zweige in ihrem kastanienbraunen Haar, aber sie hatte immer noch eine Wildheit an sich, eine Boshaftigkeit, die Payne faszinierend fand.
Die Hexe blieb vor ihm stehen. Er guckte auf sie herunter. Sie war zierlich, gute zwanzig Zentimeter kleiner als er.
„Elissa.“ Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Er nahm sie nicht. Es war schon auf der Straße schwer genug gewesen, mit dem Hautkontakt umzugehen. Wenn er sie jetzt berührte, da sie allein waren, nur sie beide, würde er wahrscheinlich nicht in der Lage sein, seinen Hunger daran zu hindern, wieder zuzunehmen. Wenn das passierte, würde er sie auf dem Bett haben, das er im Nebenzimmer sehen konnte, und nackt, in weniger als fünf Sekunden. Sie guckte finster in seine Augen. „Danke, dass du mir geholfen hast …“
Cleverer Trick. Sie wollte seinen Namen.
„Payne.“
Es schien, dass sie mit seiner zurückhaltenden Art und seiner Weigerung, sie in Gefahr zu bringen, indem er sie berührte, nicht zufrieden war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte den Schnitt auf seiner Wange.
Payne spürte denselben intensiven, qualvollen Schock wie beim ersten Mal, als sie Hautkontakt gehabt hatten.
Wärme kroch von dort nach außen, wo sie ihn berührte, benebelte ihn, betäubte ihn damit, wie gut es sich anfühlte. Sein wirklicher Charakter wollte, dass er mit dem Strom schwimmen sollte, denn die Strömung fühlte sich göttlich an. Die kleine Hexe könnte ihm geben, was er brauchte. Nicht nur das Mittel, um Chica von ihrer Bindung zu befreien. Sie könnte ihm Glückseligkeit geben.
Er könnte sich sowohl von ihrer Energie als auch von ihrem Blut nähren.
Seine Inkubusseite und seine Vampirseite schnurrten bei der Aussicht.
Seine Schnittwunde brannte und er konnte beinahe fühlen, wie sich sein Fleisch wieder miteinander verstrickte. Zauberei.
„Hexe“, knurrte er, eine leise Warnung, dass ihm ihr Herumdoktern an seinem Körper nicht gefiel.
Sie beherzigte sie nicht, zog aber schließlich ihre Hand zurück. Sie lächelte zu ihm hoch. „So etwas Ähnliches.“
„So etwas Ähnliches?“ Er guckte sie stirnrunzelnd an. Wie konnte man so etwas Ähnliches
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