Verhext in Texas: Roman (German Edition)
die ich arbeite, nimmt gerade ein paar Umstrukturierungen vor«, erwiderte ich kühl, »was zur Folge hat, dass meine Stelle vorübergehend auf Eis gelegt wird. Und da mein Dad im Laden Hilfe gebrauchen konnte, dachte ich, ich komme her und fasse mit an, bevor ich in New York rumjobbe, bis die Firma mich wieder braucht.« Ich hatte diese Geschichte inzwischen so häufig erzählt, dass ich sie fast schon selbst glaubte, obwohl es immer schwieriger wurde, mich und alle anderen davon zu überzeugen, dass das Ganze »nur vorübergehend« war.
»Hey, schon gut, ich wollte dich nicht beleidigen oder so. Ich freue mich einfach, dass du wieder da bist. Wir sollten mal was zusammen machen.«
»Tut mir leid. Aber ich glaube, dazu hab ich keine Zeit.«
»Wie, hast du einen Freund oder was?« Die Jungs lachten alle.
»Ja, den hab ich allerdings.« Nun ja, strenggenommen stimmte das nicht, da ich im Interesse des Allgemeinwohls mit ihm Schluss gemacht hatte, aber ich hing noch immer an ihm, was irgendwie ja auch zählte.
»Und der ist schätzungsweise noch in New York, was? Na ja, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
Ich grinste ihn mit gebleckten Zähnen an. »Aber es könnte dir am Ende leidtun.«
»Dann ist er wohl groß und stark, was?«
Ich schenkte Steve ein enigmatisches Lächeln und aß mein Eis so schnell auf, dass ich einen Kältekopfschmerz bekam, verabschiedete mich hastig und fuhr nach Hause.
Nach einigen Tagen kehrte wieder Ruhe und Normalität ein. Am Dienstagmorgen darauf kam Sherri wie üblich zu spät zur Arbeit, weshalb ich die erste Stunde vorn im Laden verbrachte, bevor ich auch nur die Chance hatte, meine Mails abzurufen und mit der Büroarbeit anzufangen. Als Sherri schließlich kam, ergriff ich die Gelegenheit, mich an den Computer zu setzen. Zuerst kümmerte ich mich um die geschäftlichen Dinge, überprüfte den Status meiner Bestellungen und benachrichtigte die Kunden, deren Lieferungen an diesem Tag bevorstanden.
Dann ließ mich ein plötzlicher Aufruhr vorn im Laden hochschrecken. Ich eilte hinaus und sah Mom schwer atmend vorn am Tresen lehnen und um Hilfe rufen. Von Sherri war natürlich weit und breit nichts zu sehen.
»Mom? Was ist los?«, fragte ich und lief zu ihr. Sie war totenbleich, ihr Gesicht schweißnass. Sie klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, verdrehte dann aber die Augen und sackte in sich zusammen. Nur mit Mühe gelang es mir, sie aufzufangen, als sie ohnmächtig zu Boden sank.
3
So vorsichtig wie möglich legte ich Mom auf dem Boden ab und rief: »Teddy? Sherri? Ist jemand da? Ich brauche Hilfe!« Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was ich in meinem Erste-Hilfe-Kurs bei den Pfadfinderinnen gelernt hatte, und prüfte ihren Puls und ihre Atmung. Beides schien in Ordnung zu sein, wenn auch ein bisschen beschleunigt. Dann beugte ich mich über sie und berührte sanft ihr Gesicht. »Mom? Mom, kannst du mich hören?«
Sherri kam ausgerechnet in diesem Moment zurück in den Laden spaziert und kreischte nach einem Blick auf die am Boden liegende Mom hysterisch los. Einen Augenblick lang dachte ich, sie würde ebenfalls ohnmächtig, und erwartete sekündlich ihren Aufprall auf dem Boden, doch den Gefallen tat sie mir leider nicht. Teddy kam angerannt. »Was ist passiert?«, fragte er und sank sofort neben Mom auf die Knie.
»Ich weiß nicht genau. Sie sah aus, als wäre sie einem Gespenst begegnet, dann ist sie vor meinen Augen aus den Latschen gekippt.«
»Meinst du, das hat irgendwas mit dem Zeug zu tun, was sie gestern erzählt hat?«
»Keine Ahnung.«
»Ganz normal war sie ja noch nie, aber das ist selbst für sie ein bisschen krass.«
Ich wollte gerade zustimmen, als mir auffiel, dass Moms Augenlider zuckten. Kein Wunder – Teddy musste gerade beim Abladen von Düngemittel gewesen sein und verbreitete chemische Düfte, die stark genug waren, um wie Riechsalz zu wirken. Mom schlug die Augen auf und flüsterte: »Was ist passiert?«
»Du bist ohnmächtig geworden. Ich weiß nicht, warum. Du bist nicht mehr dazu gekommen, es mir zu erklären, bevor du umgekippt bist.« Sie wollte sich aufsetzen, aber ich drückte sie wieder zurück auf den Boden. »Vielleicht lässt du es besser erst mal ruhig angehen. Gib dem Blut doch mal eine Chance, zurück in dein Gehirn zu fließen.« Ich drehte mich um, weil ich Sherri bitten wollte, ein Glas Wasser zu bringen, aber sie war nirgends zu erspähen. Wie ich sie kannte, war sie wahrscheinlich draußen und hatte
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