Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Es stellte sich heraus, dass Gene Ward hereingekommen war, die Hauptfigur aus Moms Apothekengeschichte.
»Hallo, Teddy«, sagte er und hakte die Daumen in seine Gürtelschlaufen. Eine davon riss sofort ab.
»Hallo, Gene«, antwortete Teddy, während er versuchte, Davy zu beruhigen. »Was kann ich für dich tun?«
Gene war in Teddys Abschlussklasse gewesen, musste jetzt also so um die dreißig sein. Abgesehen von seiner reineren Haut, einigen kleinen Fältchen um die Augen und einem leicht nach oben verschobenen Haaransatz sah er jedoch aus, als hätte er die Zeit seit der Schule in einer Art Winterstarre verbracht. Ja, er schien sogar noch dieselben Klamotten zu tragen wie damals. Er war immer ein hoffnungsloser Nerd gewesen – klug, aber mit keinerlei sozialer Intelligenz gesegnet. Vielleicht war er sogar der erste Mann unter sechzig, dem Sherri sich nicht sofort an den Hals warf, sobald er zur Tür hereinkam.
»Mein Dad schickt mich. Ich soll ein paar Sachen holen«, sagte er achselzuckend und reichte Teddy einen Zettel. Selbst jetzt benahm er sich, als hinge er in einer Zeitschleife fest; er wirkte wie ein schlechtgelaunter Teenager, der für seine Eltern Besorgungen macht.
Mom starrte ihn an, als erwartete sie, dass ihm Hörner aus dem Kopf sprießen würden, und er blickte ein- oder zweimal argwöhnisch zu ihr hin, während Teddy Davy an dessen Mutter weiterreichte und Genes Bestellungen zusammensuchte.
Ich beschloss, dass es wahrscheinlich das Klügste war, Mom aus dieser Sache herauszuziehen. Schließlich wollten wir nicht mit den negativen Konsequenzen konfrontiert werden, die Genes Dad uns androhen würde, wenn sie irgendetwas Verrücktes sagte oder tat. »Mom, ich brauche mal deine Hilfe im Büro«, verkündete ich.
Sie riss ihre Augen von Gene los. »In Ordnung«, antwortete sie. Sie klang ein wenig zittrig und bei weitem zu lammfromm.
Sobald wir außer Hörweite waren, fragte ich sie: »Was war denn da draußen mit dir los? War Gene derjenige, den du auf dem Platz gesehen hast?«
»Ich weiß es nicht. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass er nicht solche Schuhe trug.«
»Aber warum hast du dann aufgeschrien, als du ihn gesehen hast? Und warum hast du ihn so schief angesehen?«
»Meine Nerven liegen im Augenblick ziemlich blank. Er hat mich einfach erschreckt. Und was den merkwürdigen Blick angeht: Gab es jemals einen Jungen, der es mehr verdient hat, schief angesehen zu werden? Er ist in Teddys Alter, wohnt aber immer noch bei seinen Eltern, macht nichts aus seinem Leben und geht nirgendwohin.« Ich sah davon ab, sie darauf hinzuweisen, dass ich nur wenige Jahre jünger war und auch bei meinen Eltern wohnte und für sie arbeitete.
»Du hast uns jedenfalls allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen, und ich möchte nicht, dass du Auto fährst, bis wir wissen, was mit dir los ist.« Ich wusste zwar, dass das, was sie beschrieb, absolut möglich war; es klang für mich sogar erschreckend nach den Dingen, die meine Feinde gerne taten. Und wo ich so darüber nachdachte, hatten meine Freunde anfangs einige ähnliche Sachen gemacht, um meine Immunität zu testen. Sie hatten ein immer verrückteres Spiel mit mir getrieben, bis ich gar nicht mehr anders konnte, als darauf zu reagieren. Und das war dann für sie der Beweis gewesen, dass ich Dinge sah, die vor normalen Leuten eigentlich durch Magie verborgen sind.
Das Problem war nur, dass es hier so etwas gar nicht gab. In New York erwartete man verrücktes Zeug, egal ob magisches oder sonst welches, aber niemand Geringerer als Merlin persönlich hatte mir versichert, dass meine Heimatstadt praktisch eine magiefreie Zone war.
Selbst wenn all das jetzt durch Magie zustande kam, durfte ich niemandem von dem Geheimnis erzählen; also konnte ich auch nicht viel tun. Wenn ich Mom recht gab, würden alle anderen glauben, ich wäre ebenso meschugge wie sie. Aber irgendjemand musste dieser ganzen Sache auf den Grund gehen, und es war wahrscheinlich das Beste, zuerst die einfachsten Erklärungen auszuschließen. So ging Owen immer bei der Lösung von Problemen vor.
»Komm schon, Mom, ich bringe dich zum Arzt, damit wir sicher sein können, dass alles in Ordnung ist.«
»Aber zuerst musst du mich zum Friseur fahren. Ich komme nur ein kleines bisschen zu spät zu meinem Termin.«
Es war eine dieser Situationen, in denen mich eine Diskussion nur Zeit und Mühe kosten würde,
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