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Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Titel: Verhext in Texas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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verfrachtete ich Mom mit einem heißen Tee und einigen Zeitschriften ins Bett. Aber bevor ich den Raum verlassen konnte, rief sie mich schon zurück.
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich verrückt werde, oder, Katie?«, fragte sie.
    Ich lächelte sie so beruhigend an, wie ich konnte. »Nicht verrückter als sonst.«
    »Ich schwöre, dass ich das alles wirklich gesehen habe. Es war fast so wie damals in New York, total seltsam und schön zugleich. Ich hätte bloß nicht gedacht, dass man so was auch hier zu sehen kriegt.«
    »Vielleicht bist du seit dieser Reise geübter darin, ungewöhnliche Dinge zu erkennen, und siehst deshalb auch mehr davon.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber warum fange ich dann erst jetzt damit an?« Mit einem nervösen Lachen fügte sie hinzu: »Ich würde mich auch nicht wundern, wenn mir meine Phantasie einen Streich spielen würde. Ich meine, sieh dir meine Mutter an. Sie hat sie auch nicht immer alle beisammen, und ich bin mir nicht sicher, ob es jemals anders war, wenn man bedenkt, was sie über das Land unserer Vorväter und das Elfenvolk und all den Kram erzählt. Wenn ich verrückt bin, dann habe ich das garantiert von ihr. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es doch so schön.«
    Erst in dem Moment dämmerte es mir, dass meine Großmutter womöglich auch immun gegen Magie war. Owen hatte mal gesagt, so etwas würde vererbt. Das würde auf jeden Fall die wilden Geschichten erklären, die sie zum Besten gab. Vielleicht hatte sie tatsächlich Elfen und Feen gesehen. »Dann droht mir dieses Schicksal ja wohl auch«, sagte ich zu meiner Mutter.
    »Nein, du bist doch mein schlaues Mädchen«, sagte sie. »Wer sagt denn, dass Verrücktheit nur auf die Frauen übergeht? Ich glaube ja, das habe ich eher an einen deiner Brüder vermacht. Du bist viel zu vernünftig, um nach deiner Mutter oder Großmutter zu kommen.«
    Wenn du wüsstest , dachte ich, als ich den Raum verließ.

    Am Nachmittag kam Sherri hereingeschneit, wahrscheinlich um anderer Arbeit aus dem Weg gehen zu können, während sie die Gelegenheit nutzte, um sich einzuschleimen. Ich ließ sie mit Mom allein, damit ich in die Stadt zurückfahren konnte. Wenn Moms mysteriöser Mann im schwarzen Umhang Geld von den Pendlern am Gerichtsplatz hatte einsammeln wollen, würde er bestimmt auch zur Stoßzeit am späten Nachmittag wieder da sein, und ich wollte ihn mit eigenen Augen sehen. Bevor ich das Haus verließ, ging ich in mein Zimmer und schloss mein Schmuckkästchen auf. Ich hob den Deckel an, ignorierte die sofort einsetzende blecherne Musik und die Ballerina, die sich um ihre Achse drehte, und nahm den Gegenstand heraus, den ich brauchte.
    Owen hatte mir das Medaillon zu Weihnachten geschenkt, aber in diesem Moment ging es mir nicht um den sentimentalen Wert, den es besaß. Es war ohnehin eher ein Zauberwerkzeug als ein bedeutendes Liebesunterpfand. Dieses Medaillon verstärkte die Wahrnehmung im Einsatz befindlicher magischer Kräfte, so dass ich ein verlässlicheres Instrumentarium bei der Hand hatte als ein undeutliches Kribbeln auf der Haut. Ich legte es an und steckte es unter mein T-Shirt, dann fuhr ich mit Moms Auto in die Innenstadt.
    Ich parkte an einer Ecke des Gerichtsgebäudes, die es mir erlaubte, zwei Seiten gleichzeitig im Auge zu behalten. Die einzigen Menschen, die ich sah, waren ganz normale Angestellte in Anzügen oder etwas lockererer Bürokleidung. Keine Statuen, die sich bewegten, keine Männer in schwarzen Umhängen und niemand, der sich merkwürdig verhielt – außer mir selbst natürlich. Ohne ersichtlichen Grund, allein in einem Auto vor einem Gerichtsgebäude zu sitzen, war nicht unbedingt eine normale Art, den Nachmittag zu verbringen.
    Bald wünschte ich mir, dass ich unterwegs beim Dairy Queen angehalten und mir einen Malz-Milchshake geholt hätte. Doch dann erspähte ich etwas, was mich stutzen ließ. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte eine der Art-déco-Büffel-Skulpturen am neuesten Flügel des Gerichtsgebäudes seinen Kopf gedreht. Ich blinzelte und versuchte, meine Augen scharfzustellen, aber da war der Bulle schon wieder eine ganz normale Skulptur unter vielen. Wenn man in der Nachmittagshitze saß und zu lange in der Gegend herumstierte, konnte man sich auch schon mal etwas einbilden, beschloss ich. Meine Halskette hatte nicht vibriert, also war wahrscheinlich auch keine Magie im Einsatz. Natürlich nicht, erinnerte ich mich. Ich war schließlich in Cobb und nicht in New

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