Verhext in Texas: Roman (German Edition)
überlegen, was das Beste für sie ist.«
Unter anderen Umständen wäre ich die Erste gewesen, die zugab, dass Mom von Zeit zu Zeit einen Schlag hatte, aber das lag nun mal in ihrer Persönlichkeit begründet. Ich wusste jetzt ganz sicher, dass Mom höchstwahrscheinlich nicht verrückt war und dass alles, was sie gesehen hatte, wirklich da gewesen war. Aber unglücklicherweise war es unmöglich, den anderen zu erklären, dass Mom nicht verrückt war, ohne selbst noch verrückter zu klingen. Zu verkünden, dass man merkwürdige Dinge gesehen hat, ist das Eine. Aber es ist etwas ganz anderes zu sagen, dass man ganz genau weiß, was diese merkwürdigen Dinge sind und dass sie auf Zauberei zurückzuführen sind.
»Wir reden ja nicht davon, dass wir sie morgen ins Krankenhaus einliefern wollen«, sagte Dad. »Wir wollen nur die nächsten Wochen ein Auge auf sie halten, um sicherzugehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«
»Wahrscheinlich ist sie nur übermüdet und völlig gestresst«, sagte Beth beruhigend und drückte meine Hände. »Eine Woche Ruhe oder so, und sie ist wieder ganz die Alte.«
Das würde höchstwahrscheinlich der Fall sein, jedenfalls wenn es nach mir ging. »In Ordnung«, willigte ich ein. »Zwei Wochen, und dann reden wir noch mal. Aber jetzt sollte ich zusehen, dass ich ein bisschen Arbeit nachhole, während Sherri nach Mom sieht.« Die Runde löste sich auf, und alle wandten sich ihren Aufgaben zu, damit der Laden für diesen Tag geschlossen werden konnte. Glücklicherweise kam niemand mit mir ins Büro. Denn bei dem, was ich vorhatte, konnte ich keine Zuhörer gebrauchen.
Es gab nur eine Möglichkeit sicherzustellen, dass Mom aufhörte, verrückte Dinge zu sehen, für die man dann am Ende sie für verrückt hielt: Ich musste die Magie beseitigen. Es war nicht normal, dass es hier Magie gab, und ich war mir ziemlich sicher, dass mein früherer Chef über diese Situation informiert werden wollte. Mom das Leben zu erleichtern würde dann als Bonus herausspringen.
Nach einem letzten Blick über die Schulter griff ich zum Hörer und wählte die Nummer meines alten Büros. In New York war schon längst Büroschluss, aber mein Boss hatte einen siebten Sinn für besondere Ereignisse, und da er im Bürogebäude wohnte, hatte ich gute Chancen, ihn noch dort anzutreffen.
Und tatsächlich drang seine tiefe Stimme schon nach einem Mal Klingeln durch den Hörer. »Hallo, Katie. Schön, von Ihnen zu hören.« Als ich Merlin kennenlernte, hatte er noch einen ziemlich unverständlichen Akzent gehabt, aber damals war er auch gerade erst aus einem sehr langen magischen Schlummer erwacht und noch dabei gewesen, sich das moderne Englisch anzueignen. Ja, ich meine den Merlin, den aus Camelot. Er ist mein Boss – nun ja, mein ehemaliger Boss. Sein Akzent hatte in der Zwischenzeit merklich nachgelassen. Jetzt klang er kaum noch fremd. »Was gibt es denn für ein Problem?«
Ich blickte noch mal über die Schulter, dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte mit dem Zauberer am Gerichtsplatz. »Und jetzt glaubt die ganze Familie, Mom sei verrückt. Ich darf nicht zulassen, dass sie Medikamente bekommt oder weggesperrt wird, wenn ich doch weiß, dass sie reale Dinge sieht. Darf es in dieser Gegend hier überhaupt Zauberer geben?«
»Ich habe noch nie davon gehört. Aber ich werde bei der Aufsichtsbehörde anfragen, ob sich einer für die Region hat registrieren lassen. Allerdings finde ich es höchst verdächtig, dass ausgerechnet jetzt einer in Ihrer Heimatstadt auftaucht.«
»Glauben Sie, Idris und seine Bande haben herausgefunden, wo ich bin, und sind mir gefolgt, um Ärger zu machen? Genau das wollte ich ja eigentlich vermeiden, indem ich aus New York weggegangen bin.«
»Um das zu beurteilen, haben wir noch zu wenige Informationen, aber wir sollten es auf jeden Fall untersuchen. Angesichts unserer anhaltenden Probleme mit Schurkenmagie sollten wir hier besser Vorsicht walten lassen.«
»Danke. Ich habe mir gedacht, dass Sie sicherlich gern über die Vorkommnisse informiert werden wollen. Bislang scheint dieser Typ nichts zu tun, was irgendwie gefährlich sein könnte, außer dass er Mom in Aufregung versetzt und die Angestellten bei Gericht um den einen oder anderen Dollar bringt. Schätzungsweise bin ich vor allem deswegen beunruhigt, weil seine Zaubertricks mir fürchterlich bekannt vorkommen. Sie sind wie die Art von Zauberformeln, die Idris versucht hat zu verkaufen. Zumindest lehrt uns das
Weitere Kostenlose Bücher