Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Ich musste mehr wissen, bevor ich irgendwelche Maßnahmen ergreifen konnte.
Eine aus dem Gericht kommende Frau schaute mich merkwürdig an, und ich beugte mich demonstrativ vor, um einen blühenden Strauch zu untersuchen. Dann lächelte ich sie an und sagte: »Der neue Dünger, den wir dem Bezirk verkauft haben, lässt die Azaleen dieses Jahr aber besonders schön blühen.« Als sie vorbeigegangen war, drehte ich mich um, um zu sehen, was der Zauberer machte, aber er war verschwunden. Nirgendwo auf dem Platz konnte ich noch eine Spur von ihm entdecken. Da seine Zauberkraft schwach zu sein schien, bezweifelte ich, dass er sich auf magischem Wege teleportiert hatte. Aber möglicherweise hatte er seinen Umhang ausgezogen, während ich ihm den Rücken zudrehte, und sich in den Strom der Angestellten eingefädelt, die das Gericht nach der Arbeit eilig verließen.
Ich machte einen Rundgang um den Platz und blieb immer wieder vor verschiedenen Pflanzen stehen, um mein seltsames Benehmen zu bemänteln. Da Teddy so etwas regelmäßig tat, würde es niemand allzu merkwürdig finden, wenn er mich dabei beobachtete. Manchmal hatte es Vorteile, aus einer Familie zu kommen, die für ihre verschrobenen Seiten bekannt war. Als ich schließlich davon überzeugt war, dass mir meine Beute durch die Lappen gegangen war, lief ich zurück zu Moms Auto, um zum Laden zu fahren.
Wie sich herausstellte, waren kurz vor Ladenschluss keine Kunden mehr dort, dafür aber umso mehr Familienmitglieder. Selbst Dean war da. Er lehnte am Ladentresen und hatte beinahe genügend Schweißtropfen auf der Stirn, dass ich mir vorstellen konnte, dass er an diesem Nachmittag vielleicht tatsächlich echte Arbeit geleistet hatte. Mom und Sherri waren die Einzigen, die nicht da waren. »Wow, hat jemand beschlossen, ein Familientreffen einzuberufen, ohne mir Bescheid zu geben?«, fragte ich.
»Wir sprachen gerade über deine Mutter«, sagte Dad feierlich.
»Mom geht’s gut. Sie ist nur ein bisschen überreizt.«
»Und das nicht zum ersten Mal«, sagte Molly leise.
»Sie benimmt sich genauso wie in New York. Da hat sie auch dauernd erzählt, sie hätte seltsame Dinge gesehen«, fügte Dad hinzu.
Natürlich hatte sie in New York seltsame Dinge gesehen. Sie war immun gegen Magie, und dort wimmelte es nur so von Angehörigen der magischen Welt. »New York kann aber auch manchmal verrückt sein«, witzelte ich. »Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, sie hätte den Verstand verloren, oder?«
Ich blickte in die Runde. Alle wirkten tief besorgt. Selbst Beth runzelte die Stirn, und sie war gewöhnlich die Optimistischste der ganzen Sippe. »Wir machen uns Sorgen, dass sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzt«, sagte Teddy und legte einen Arm um seine Frau. »Dieser Ohnmachtsanfall heute war kein gutes Zeichen.«
»Was schlagt ihr denn vor, was wir tun sollen?«, fragte ich. »Sie für eine Weile aus dem Verkehr ziehen?«
Dad schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht, jedenfalls noch nicht. Aber vielleicht täte es ihr gut, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann könnte man auch herausfinden, was mit ihr nicht stimmt, und etwas dagegen tun.«
Das Komische war, dass die Behandlung, die sie dann erhielte, ihr wahrscheinlich tatsächlich helfen würde. Das lag daran, dass Psychopharmaka tendenziell eine dämpfende Wirkung auf magische Immunität hatten. Wenn Mom so etwas verschrieben bekäme, würde sie so oder so aufhören, verrückte Dinge zu sehen. Das würde uns anderen sicherlich das Leben erleichtern, aber wäre es auch gut für Mom? Da sich möglicherweise ein magischer Krieg zusammenbraute, gefiel mir die Vorstellung, dass niemand Magie gegen meine Mutter zum Einsatz bringen konnte, eigentlich ziemlich gut. Ich persönlich war in den Phasen, in denen meine Immunität außer Kraft gesetzt worden war, den größten Gefahren ausgesetzt gewesen. Außerdem hatte es Nebenwirkungen, wenn man über längere Zeit solche Medikamente einnahm, und ich fand es nicht gut, dass sie so etwas nahm, wenn sie doch eigentlich gar nicht krank war.
»Für mich klingt das ziemlich extrem dafür, dass sie bislang bloß ein-, zweimal wirres Zeug geredet hat«, beharrte ich. »Oma spricht schon seit Jahren über Elfen und Feen, und sie haben wir deshalb doch auch noch nicht unter Psychopharmaka gesetzt oder eingewiesen.«
Beth kam durch den Raum zu mir und nahm meine Hände. »Katie, ich weiß, dass es schwer ist, so über deine Mutter zu denken, aber wir müssen wirklich
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