Verhext in Texas: Roman (German Edition)
also beschloss ich, es einfach zu tun. Mom reichte mir ihre Autoschlüssel, und wir fuhren zusammen zum zentralen Platz des Ortes, an dem auch der Friseursalon lag. Obwohl ich normalerweise niesen musste, wenn ich Dauerwellenlösung und Haarspray in die Nase bekam, blieb ich im Salon, während Mom frisiert wurde, damit ich ein bisschen Klatsch mitbekam. Wenn an diesem Morgen überhaupt irgendetwas auf dem Platz passiert war, dann würden diese Frauen darüber tratschen. Mir fiel auf, dass Mom sehr schweigsam war. Wahrscheinlich war sie es leid, dass die Leute sie behandelten, als wäre sie verrückt.
Leider hatte das Gesprächsthema im Salon nichts mit den merkwürdigen Vorkommnissen auf dem Gerichtsplatz zu tun. Stattdessen war ich der Star der Show. »Lois, du hast ja so ein Glück, dass deine Kleine zurück nach Hause gekommen ist«, sagte eine Frau, während die Friseurin ihre Haare in Alufolie einwickelte.
»Dann hat sie wohl in New York keinen Mann gefunden«, rief eine andere unter ihrer Trockenhaube hervor.
»An Thanksgiving dachten wir ja, dass es kurz davor sei«, erwiderte Mom, »aber daraus wurde dann nichts. Was wirklich bedauerlich war. Er war Anwalt, und er hatte einen Mercedes.«
»War nicht meine Idee, mit ihm Schluss zu machen«, murmelte ich, doch dann fiel mir auf, dass ich gerade zugegeben hatte, verlassen worden zu sein, was nicht viel besser war. Ich war diejenige gewesen, die die Sache mit Owen beendet hatte, aber da ich nie jemandem in meiner Familie von Owen erzählt hatte, musste ich das natürlich auch verschweigen.
»Ach, weißt du, manche Mädchen haben eben einfach kein Glück in der Liebe«, sagte die Friseurin und warf mir einen mitleidigen Blick zu. Ich war nicht ganz sicher, ob sie mich für meinen traurigen Single-Status bemitleidete oder für meine Haare, die dringend mal einen guten Friseur hätten gebrauchen können. Aber da ich so etwas hier wohl kaum finden würde, begnügte ich mich erst einmal mit einem Pferdeschwanz. Zumindest war das besser als hochtoupierte Haare oder Korkenzieherlocken, die beiden Spezialitäten des Hauses.
Schließlich tauchte Mom mit ihrer höchsteigenen aufgebauschten Frisur auf, und ich fuhr sie zu der Arztpraxis ein paar Blocks vom Platz entfernt. Da ihr zuzutrauen war, dass sie zwar hineinging, dann aber plötzlich behauptete, dass ihr gar nichts fehle, bestand ich darauf, sie in den Behandlungsraum zu begleiten. Dr. Charles war früher auch mein Arzt gewesen, und ich konnte ihn immer noch nicht anschauen, ohne an Auffrischungsimpfungen zu denken.
»Wo drückt denn der Schuh, Mrs Chandler?«, fragte er und blickte uns über seine Lesebrille hinweg an.
»Och, mir geht es eigentlich gut«, sagte Mom.
Ich wusste es. »Sie ist vor kurzem in Ohnmacht gefallen«, mischte ich mich ein. »Sie ist im Laden umgekippt und war mehrere Minuten nicht bei sich. Wir dachten, da wäre es vielleicht eine gute Idee, sie mal durchchecken zu lassen.«
»Hm, ja, das würde ich auch sagen.« Er maß ihren Blutdruck und ihren Puls, hörte Herz und Lunge ab und machte all diese typischen Tests, die Ärzte nun mal machen. »Ihr Blutdruck ist ein bisschen niedrig«, sagte er, »aber ansonsten scheint alles gut zu sein. Haben Sie denn eine Idee, warum Sie ohnmächtig wurden? Haben Sie irgendeinen emotionalen Schock erlitten?«
Sie sah mich an, runzelte die Stirn und blickte dann zum Arzt zurück. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen, was mich erschreckt hat. Frank würde sagen, dass meine Phantasie mit mir durchgegangen ist.«
»Es passiert zwar häufiger in Filmen, dass die Leute vor Schreck in Ohnmacht fallen, als im wirklichen Leben, aber es kann durchaus vorkommen. Ich schlage vor, Sie ruhen sich eine Weile aus. Legen Sie die Füße hoch, und lassen Sie sich mal von den Jungs bedienen. Und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn es erneut passiert.«
»Ich hab doch gesagt, es ist nichts Ernstes«, sagte Mom.
»Vorsicht ist besser als Nachsicht«, erwiderte ich. »Danke, Dr. Charles.«
»Sie haben gut daran getan, sie hierher zu bringen. Es ist immer besser, wenn man plötzliche Ohnmachten nicht auf die leichte Schulter nimmt.«
Der Arzt hatte zwar gesagt, Mom solle sich von den Jungs bedienen lassen, aber ich wusste schon, an wem diese undankbare Aufgabe hängenbleiben würde. Ich konnte einen Teil von dem Bürokram auch zu Hause erledigen, weshalb wir auf dem Heimweg noch mal am Laden vorbeifuhren, um ein bisschen Arbeit für mich zu holen. Zu Hause
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