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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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Frau hatte Charakter. Gut. Wer Mitglied einer Hexenfamilie werden wollte, konnte jemanden wie Nat gut gebrauchen.

11

    Nell führte Tante Jennie in das Wohnzimmer ihres Bruders. Jamie und Nat saßen auf der Couch, und Aervyn spielte mit Jamies alten Matchbox-Autos. Sie hatten entschieden, dass Lauren bei Jamie wohnen sollte, weil dort mehr Platz war und einem nicht andauernd Hexenkinder vor den Füßen herumliefen.
    »Lauren schläft, seitdem wir vom Flughafen gekommen sind«, sagte Nell.
    Jennie nickte und stellte ihre Kameratasche ab. »Es war sicher anstrengend für sie, so lange von so vielen Menschen umgeben zu sein.« Sie drehte sich zu Jamie um. »Nell hat mir schon ein bisschen was von Lauren erzählt. Was kannst du mir über ihre Kräfte sagen?«
    Jamie zuckte mit den Schultern. »Offen gestanden weiß ich gar nicht, ob ich ein genaues Bild habe. Als heute am Flughafen mein Barrieren-Gerät keinen Saft mehr hatte, haben sich ziemlich viele Köpfe zu uns umgedreht. Daraus würde ich schließen, dass sie ziemlich deutlich senden kann. Obwohl wir eigentlich recht wenig Zeit damit verbracht haben, die Übermittlung zu üben. Und was das Empfangen angeht, da hat sich schon bei den allerersten Tests gezeigt, dass sie höchst sensibel ist. Sie
erfasst mehr sensorische Details als alle, mit denen ich je gearbeitet habe, Aervyn eingeschlossen. Gestern hat sie sogar Signale von einem gerade erst empfangenen Fötus aufgenommen. Das hat mir einen Heidenschreck eingejagt, deshalb habe ich sie eingesackt und hierhergebracht.«
    »Ich bin kein Souvenir-T-Shirt«, sagte Lauren von der Tür her.
    »Oh, gut  – du bist aufgestanden.« Nell erhob sich aus Jamies riesigem und furchtbar hässlichem Armsessel. »Lauren, das ist unsere Tante Jennie. Sie ist eine wunderbare Ausbilderin und die mächtigste Mentalhexe in unserer Familie. Ihr beide solltet euch mal ungestört unterhalten, deshalb: Nat, Jamie, Aervyn  – raus. Kommt, helft mir in der Küche, oder macht euch rar.«
    Den Trick muss ich unbedingt lernen, dachte Lauren, als sich das Zimmer in Sekundenschnelle leerte. Sie blickte hinüber zu der Frau, die auf einer Couch saß, die genauso hässlich war wie der Sessel. Das also war die Hexe, die sie ausbilden sollte. Hoffentlich war sie gut und schnell. Es war schon peinlich, wenn einem ein Vierjähriger zu Hilfe eilen musste.
    »Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Komm setz dich, Lauren. Und duzen wir uns doch. Zuerst muss ich dir unbedingt von meinen kleinen Enkeln erzählen, dann kannst du mir sagen, wie du das hier alles findest.« Jennie zeigte auf die Couch und seufzte dann, als eine Tasse Tee auf dem Tisch neben ihr erschien. »Die gute Nell. Wenn du dich setzt, wird wohl auch für dich eine Tasse ankommen.«
    Lauren blinzelte. Willkommen in Hexenhausen. »Kannst du auch teleportieren?«
    »Oh nein  – leider. Das wäre mir in meinem Leben oftmals gelegen gekommen. Ich bin nämlich Fotografin, und meine Ausrüstung ist schwer. Es wäre wunderbar, wenn ich einfach nur mit meinem Zauberstab wedeln müsste, und sie wäre da, wo ich sie brauche.«
    Lauren blinzelte wieder. »Du benutzt einen Zauberstab?«
    Jennie lachte und nahm ihre Teetasse. »Für gewöhnlich nicht. Ein paar Kristalle, nichts so Schickes wie einen Zauberstab. Schicke Instrumente helfen normalerweise mit Mentalmagie nicht weiter.«
    Sie zeigte auf die Teetasse, die neben Lauren erschienen war. »Bei Teleportation dagegen hilft ein bisschen Schnickschnack oftmals. Dazu braucht es eine große Menge externe Macht, und ein Zauberstab kann nützlich sein, um diese Energien zu bündeln und zu lenken.«
    Lauren runzelte die Stirn. Mit einem benommenen Kopf war es schwer klar zu denken. »Tut mir leid, ich bin gerade erst aufgewacht. Wenn du den Tee nicht teleportierst, wie kommt er dann hierhin?«
    »Ich nehme an, Jamie oder Aervyn schicken ihn, da sie im Moment die einzigen beiden Hexer in Kalifornien sind, die etwas so Großes wie eine Teetasse ohne jegliche Vorbereitung teleportieren können. Vermutlich ist es Aervyn  – Jamie ist inzwischen zu erwachsen, um vor jeder hübschen Frau angeben zu müssen.«
    »Ein Vierjähriger teleportiert Teetassen? Ist das normal? Bei Nell zu Hause muss es ganz schön verrückt zugehen.«
    Jennie verdrehte die Augen. »Du hast ja keine Ahnung. Fünf Kinder, zwei davon mit Hexenkräften, und einer von ihnen ist der stärkste Hexer seit einem Jahrhundert oder mehr. Aervyns Fähigkeiten sind nicht annähernd normal.

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