Verhext: Roman (German Edition)
gemerkt, dass es von uns beiden handelte. Er kommt nicht drin vor, wenn das für dich Sinn ergibt.«
Nell runzelte die Stirn. »Du hast nur dich gesehen?«
»Richtig, fast so, als wären es Erinnerungen an das, was er mit seinen Augen gesehen hat. Die ersten Bilder waren anscheinend von unseren ersten Treffen.« Nat konnte der Versuchung nicht widerstehen, selbst ein paar neugierige Fragen zu stellen. »Mag er Yoga?«
Nell machte große Augen und schüttelte sich dann vor Lachen. »Jamie? Yoga? Da machen eher Pinguine in der Wüste Yoga.«
Nat lächelte. War vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ein Hexer für einen in die Zukunft sehen konnte. »Ich unterrichte Yoga, und ich verwette eine Monatsration an Schokolade, dass Jamie bis Weihnachten den Sonnengruß kann.« Sie hoffte nur, dass die chronologische Reihenfolge der Visionen stimmte.
»Und ich dachte schon, mein Bruder hätte endlich eine kluge Frau gefunden. Die Wette gilt.« Nell schüttelte ihre Hand und grinste zufrieden. Dann dämmerte es ihr. »Moment – er hat es gesehen, nicht wahr? Macht er Yoga in dieser Zukunft? Kein Wunder, dass er so durcheinander war.«
Nat war amüsiert. »Dunkle Schokolade ohne Nüsse, bitte.«
Jamie und Aervyn kamen zur Hintertür herein, über und über mit Sand bedeckt.
»Raus aus meiner Küche! Lasst den Sand draußen.« Nell scheuchte sie wieder hinaus.
»Eigentlich ist es meine Küche, große Schwester. Und ein bisschen Sand macht mir nichts aus. Echte Männer machen sich schmutzig.«
Nell machte sich nicht die Mühe einer Antwort, sondern ließ Blicke sprechen. Dann zwinkerte sie Nat zu und formte mit den Lippen »Guck«.
Und dann sah Nat, wie Jamie und Aervyn sich konzentrierten, und wie auf einmal die Luft zu ihren Füßen begann sich zu bewegen und Sandkörner aufzunehmen. Der Luftstrom wurde schneller und begann sich zu drehen. Auf ein Nicken von Aervyn zog sich der Mini-Wirbelwind um die beiden herum nach oben, wie ein Trichter aus Sand.
Die Team-Magie war beeindruckend, aber es war die selbstverständliche Verbindung zwischen den beiden, die Nat fesselte – ein Band, das von vielen glücklichen gemeinsamen Stunden zeugte. Sie sah den übermütigen Blick, den Jamie Aervyn zuwarf. Der Wirbelwind aus Sand schoss herüber zu Nell und kitzelte sie, dem Kichern nach zu schließen, an den Zehen. Dann verschwand er durch die Tür, wahrscheinlich zurück zum Sandkasten.
»Alles sauber, Mama. Ich habe Hunger.«
Nell wuschelte Aervyn durchs Haar. »Nach deinem Magieunterricht hast du immer Hunger, du Bengel. Jamie, hält Lauren es aus, wenn die Truppen einmarschieren? Ich hatte vor, zu Hause anzurufen und Daniel zu bitten, alle herzubringen, aber ich will nicht, dass sie überlastet wird.«
»Ich kann ihr doch helfen, Mama, so wie am Flughafen.« Aervyns Augen funkelten.
Jamie hob ihn hoch. »Danke, mein Kleiner, aber das ist nicht nötig. Ich habe den iPod aufgeladen, sodass sie wieder auf ihr persönliches Kraftfeld zurückgreifen kann. Wenn es beim Fliegen funktioniert hat, wird es wohl auch mit dem Walker-Clan fertig.«
Lauren betrachtete die vielen Menschen, die an Jamies Esstisch saßen. Kein Zweifel, sie war definitiv nicht mehr in Chicago. Nells Mann Daniel saß an einem Kopfende, Jennie am anderen. Sie, Nat, Jamie und Nell teilten sich die langen Bänke auf beiden Seiten mit vielen wuseligen Kindern. Sie vermutete, dass es nur fünf waren, doch da keiner von ihnen stillhielt, war sie sich nicht sicher. Außerdem glaubte sie gesehen zu haben, dass Aervyn seine Schwestern portierte. Bei eineiigen Drillingen war das schwer zu sagen.
Lauren hatte zwar wunderbare Eltern gehabt, aber sie war ein Einzelkind und hatte erst im College das erste Mal mit vielen anderen zusammen an einem Tisch gesessen. Im Hinblick auf den Geräuschpegel und die Nahrungsmengen konnten die sieben Walkers zusammen mit Jennie und Jamie locker mit einem College-Speisesaal mithalten.
»Tante Jennie, bringst du Lauren bei, eine Mentalhexe zu sein?«, fragte Aervyn, den Mund voller Spaghetti. »Sie muss noch viel lernen.«
»Aervyn.« Nell warf ihrem Hexenkind einen mahnenden Blick zu.
Lauren lachte. »Er hat doch recht. Ich kann ja nicht ewig Jamies Gerät in der Tasche mit mir herumschleppen. Oder, Aervyn?«
Er schüttelte den Kopf. »Nee. Denn was machst du, wenn der Akku leer ist.«
Tante Jennie meldete sich zu Wort. »Wir fangen morgen früh mit dem Unterricht an. Aervyn, es wäre schön, wenn du uns helfen
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