Verhext: Roman (German Edition)
»Wann? Wann kommt ihr?«
Jamies Blick wanderte zu Lauren. Oh, na klar, dachte sie, jetzt werden unbeteiligte Zuschauer mit hineingezogen, vielen Dank auch. Die Tränen zurückzuhalten machte sie reizbar.
Nell ergriff wieder das Wort. »Die Mädchen haben am 19. März Geburtstag. Das ist in vier Wochen.«
»Vier Wochen?« Ginia schniefte. »Mama, das ist noch so lange hin.«
Nell seufzte. »Ich weiß, meine Kleine. Aber wären Onkel Jamie, Nat und Lauren nicht ein tolles Geburtstagsgeschenk?«
Ginia zuckte die Achseln und schmiegte sich wieder an Nat. Lauren hatte keinen Schimmer, wie die Nat-mitdrei-kleinen-Mädchen-Verschmelzung in den Van passen sollte, der sie zum Flughafen brachte. Himmel, das ging einem wirklich an die Nieren.
Moira: Guten Tag, Nell. Ich hab das kleine Licht gesehen, das anzeigt, dass du im Chat bist.
Nell: Du bist mittlerweile richtig gut darin, Moira. Ich
wollte gerade an dem Video-Chat-Code basteln. Ginia meinte, er würde ein bisschen langsam laufen.
Moira: Ich will dich nicht von der Arbeit abhalten, meine Liebe, aber ich finde, das Video-Chatten hat neulich ganz wunderbar geklappt.
Nell: Ehrlich gesagt war ich ohnehin nur auf der Suche nach etwas, das mich ablenkt, und da bist du mir doch viel lieber. Ich habe das ganze Haus voller trauriger Kinder. Ich habe sie gerade für einen Film vor den Fernseher gesetzt.
Moira: Traurig? Nach gestern? Ich habe es in meiner Kristallkugel gesehen. Das war unglaubliche Magie. Und Ginia ist jetzt auch ein Hexenkind.
Nell: Ich wusste, dass du zusehen würdest. Aber sie sind nicht deshalb traurig. Nat und Lauren sind gerade wieder nach Chicago abgereist, und Jamie begleitet sie.
Moira: Ah, ich verstehe.
Nell: Ich würde es am liebsten nicht verstehen. Ich könnte mir für Jamie nichts Besseres wünschen als Nat, aber den Gedanken, dass er dafür Tausende von Meilen entfernt lebt, ertrage ich nicht.
Moira: Dann ist es also etwas Ernsthaftes?
Nell: Sieht so aus. Nats Arbeit ist in Chicago, und Jamie ist flexibel, also ist es die einzig vernünftige Lösung, nehme ich an.
Moira: Was ist mit seiner Arbeit als Ausbilder? Er ist Aervyns wichtigste Bezugsperson.
Nell: Wir finden schon Ersatz für ihn, hoffe ich. Hier gibt es viele talentierte Hexen, aber …
Moira: Die Verbindung, die zwischen den beiden besteht, wird unersetzbar sein.
Nell: Ganz genau. Aervyn ist noch so klein. Es wird sehr schwer für sie beide.
Moira: Ist es denn nicht möglich, dass Nat aus Chicago hierherzieht?
Nell: Weißt du, wenn es nur um ihr Yoga-Studio ginge, würde sie das vielleicht machen. Aber sie und Lauren sind wie eine Familie, und auch Laurens Leben findet in Chicago statt.
Moira: Ein Loyalitätskonflikt kann alle Betroffenen schrecklich unglücklich machen. Lass ihnen Zeit, Nell. Lass die Dinge ihren eigenen Weg gehen.
Nell: Ich versuche es. In einem Monat kommen sie wieder, zum Geburtstag der Drillinge.
Moira: Ah, und zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Ein guter Zeitpunkt für neue Magie.
Nell: Daran habe ich noch nicht mal gedacht. Nach dem, was gestern passiert ist, ist das kaum vorstellbar, aber Magie ist heute in diesem Haus nicht das Wichtigste.
Moira: Das sollte es auch nicht sein, wenn es um die Liebe geht. Am besten ist es, wenn Liebe und Magie zusammenwirken. Ich sende euch allen meine Liebe. Vielleicht sprechen die Mädchen in ein paar Tagen wieder mit mir am Computer.
Nell: Ganz bestimmt. Und das ist eine gute Idee, Moira. Wir richten einen Video-Chat mit Chicago ein. Vielleicht wird das meine kleinen Rabauken ein wenig aufmuntern. In der Zwischenzeit versuche ich es mit Eis.
Lauren schleppte sich durch die Tür zu ihrer Wohnung. War es eigentlich ein physikalisches Grundgesetz, dass alle Flüge, die in Chicagos O’Hare Airport landeten, Verspätung hatten? Nach vier Stunden, die sie auf der Rollbahn von Las Vegas festgesessen hatten, dem Drama beim Frühstück und der Reparatur einer aktiven tektonischen Verwerfung war das jedenfalls der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Noch nie in ihrem Leben war sie so müde gewesen. Sie stellte lediglich sicher, dass sie am nächsten Morgen auf dem Weg zur Kaffeemaschine nicht über ihren Koffer stolpern würde, schälte sie sich aus ihrer Jeans und ließ sich auf die Couch fallen.
Sie war zu Hause.
21
»Oh Gott.« Jamie machte ein entsetztes Gesicht. »Das passt dann wohl alles zusammen und so?«
Lauren ließ nicht locker. Wenn ein Mann drei Wochen, nachdem er eine
Weitere Kostenlose Bücher