Verhext
Existenz ich bisher noch nicht einmal vermutet hatte. Ich habe festgestellt, daß er bestimmte Bedürfnisse hat. Bedürfnisse, von denen ich glaube, daß nur Sie sie befriedigen können, Mrs. Bright.«
»Hat Masters Ihnen das erzählt?«
»Ich habe gewissermaßen den Eindruck gewonnen, daß er Sie wirklich begehrt.«
»So wie Sie Juliana Dorchester begehren?«
»Großer Gott, nein, natürlich nicht.« Bennet runzelte die Stirn. »Die Gefühle, die ich für Miss Dorchester hege, sind wirklich außergewöhnlich. Ich liebe sie, Mrs. Bright. Und sie liebt mich.«
»Ich verstehe.«
Bennet war momentan überwältigt von seinem Lieblingsthema. »Unsere gegenseitige Zuneigung ist von hehren Gefühlen und einer wahrhaft metaphysischen Übereinstimmung geprägt.«
»Wie schön für Sie.«
»Unsere Liebe hat eine edle Größe, die mich sprachlos macht.«
»Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Offen gesagt«, schloß Bennet, »ist es schwer, über Miss Dorchesters zarte Empfindungen, ihren edlen Geist oder auch nur ihr elegantes Benehmen zu sprechen, ohne die Poesie zu bemühen.«
»Ihre Gefühle sind in der Tat außergewöhnlich. Und Sie glauben nicht, daß Ihr Bruder zu derartigen Empfindungen fähig ist?«
»Wenn er jemals fähig war, zartere und erhabenere Empfindungen zu hegen, dann hat seine erste Ehe diese zunichte gemacht.« Bennet zuckte mit den Schultern. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin nicht sicher, daß er sich jemals derartigen Gefühlen hingegeben hat. Wissen Sie, er ist ein Vernunftmensch.«
»Ja.« Iphiginia stützte ihr Kinn auf die Hand. »Verzeihen Sie, Sir, aber Ihr plötzlicher Sinneswandel bezüglich der Heiratspläne Ihres Bruders hat mich ein wenig verwirrt.«
»Es ist von größter Bedeutung, daß Sie ihn heiraten, Mrs. Bright. Bitte glauben Sie mir. Ich stünde heute nicht hier, wenn ich nicht dächte, daß es wirklich notwendig ist. Ich bin der Meinung, Sie sollten in aller Stille heiraten. Am besten mit einer Sonderheiratserlaubnis. Sicher werden Sie keine offizielle Verlobung wollen, wie Miss Dorchester und ich sie geplant haben.«
»Sie haben Miss Dorchester gebeten, Ihre Frau zu werden?«
»Wir haben darüber gesprochen, und wir haben die Absicht, unsere Verlobung zum Ende der Saison bekanntzugeben. Wir werden dann im Frühjahr heiraten. Miss Dorchester und ich wollen die kommenden Monate nutzen, um uns noch besser kennenzulernen. Und außerdem erfordert so eine Feier ja auch gewisse Vorbereitungen.«
»Ja, natürlich.« Marcus würde erleichtert sein, dachte Iphiginia. Zumindest hatte sein Bruder auf diese Weise noch etwas Zeit, um zu überprüfen, ob er das Richtige tat.
»Sie war sogar bereit, mit mir durchzubrennen«, vertraute Bennet ihr stolz an. »Als sie dachte, ich besäße keinen Pfennig, sagte sie, daß sie mit mir nach Gretna Green fahren würde. Sie liebt mich ebenso, wie ich sie liebe.«
»Ich glaube, das tut sie. Wissen Sie, ich bin ihr schon einmal begegnet.«
»Ach ja?«
»Ja. Und ich fand sie wirklich reizend.« Miss Dorchester war eine nette junge Dame, dachte Iphiginia, auch wenn ihre Eltern ein wenig zu ehrgeizig waren.
Bennet strahlte vor Begeisterung. »Sie ist in der Tat eine charmante Person. Wahrscheinlich die charmanteste junge Lady, die es auf der ganzen Welt gibt.«
Davon war Marcus sicher noch nicht überzeugt, aber Iphiginia hatte das Gefühl, daß sich die Geschichte von Bennet und seiner geliebten Miss Dorchester zum Guten wenden würde.
»Trotzdem ist unsere Situation eine ganz andere als die Ihre«, fuhr Bennet fort. »Sie und mein Bruder brauchen keine lange Verlobungszeit. Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, Mrs. Bright, aber schließlich sind Sie ja kein junges Mädchen mehr, das eben erst die Schule verlassen hat. Und mein Bruder ist ja auch nicht mehr gerade der Jüngste.«
»Stimmt.«
Bennet runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht daran erinnern, daß mein Bruder überhaupt einmal jung war. Selbst als ich noch ein Kind war, erschien er mir immer schon uralt. Aber das ist ja jetzt vollkommen unwichtig. Im Augenblick geht es einzig und allein um Ihre Hochzeit.«
»Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mr. Cloud. Trotzdem -« Iphiginia unterbrach sich und lauschte mit gerunzelter Stirn der nächsten Kutsche, die vor dem Haus zum Stehen kam. »Noch mehr Besucher?«
Es klopfte an der Eingangstür, und dann wurden vertraute Stimmen in der Eingangshalle laut.
»Großer Gott«, flüsterte Iphiginia. »Corina und
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