Verhext
sich eilig zu ihm um. »Da bist du ja. Ich habe dich gar nicht zurückkommen sehen.«
»Ich weiß.« Marcus reichte ihr das Champagnerglas, ohne den Blick von Herbert abzuwenden. »Du warst ja auch ins Gespräch mit deinem guten Freund Mr. Hoyt vertieft.«
Herbert verbeugte sich steif. »Abend, Masters. Ich habe Mrs. Bright nur zu ihrer bevorstehenden Hochzeit gratuliert.«
»Danke, Herbert«, sagte Iphiginia freundlich.
»Es war mir ein Vergnügen.« Herbert nahm ihre behandschuhte Hand und küßte sie. »Was auch immer geschieht, Mrs. Bright, ich möchte, daß Sie wissen, daß ich die Freundschaft zu schätzen weiß, die uns bisher miteinander verbunden hat.«
Marcus nahm Iphiginias Arm. »Ich glaube, es ist Zeit, um zu den
Wilkersons zu fahren. Es ist fast zwölf, und sie erwarten, daß wir noch vorbeischauen.«
»Ja, natürlich.« Iphiginia lächelte Herbert zum Abschied zu und ließ sich von ihm durch das Gedränge führen.
»Ich bin es allmählich leid, jedesmal über Hoyt zu stolpern, wenn ich dich irgendwo suche«, sagte Marcus.
»Es tut mir leid, wenn du ihn nicht magst, aber er ist ein Freund, Marcus. Ich habe ihn sehr gerne.« Iphiginia bedachte Marcus mit einem strengen Blick, während er mit ihr die Treppe hinunter in Richtung der Kutsche ging. »Und ich erwarte, daß du auch nach unserer Hochzeit nett zu meinen Freunden bist.«
»Natürlich, meine Liebe«, sagte Marcus mit für ihn untypischem und deshalb verdächtigem Gehorsam.
Iphiginia runzelte die Stirn. »Was sollte dieser Unsinn mit dem Harem?«
»Ein ganz kleiner Harem, meine Süße. Ich versichere dir, daß du die einzige Haremsdame sein wirst.«
»Klingt interessant«, sagte Iphiginia.
»Das finde ich auch.«
Als Iphiginia schließlich um drei Uhr morgens von Marcus nach Hause gebracht wurde, war sie völlig erledigt.
Im Stadthaus herrschte Ruhe, da Amelia und die Bediensteten bereits seit Stunden in ihren Betten lagen. Marcus und Iphiginia durchquerten leise die Eingangshalle und betraten die dunkle Bibliothek.
Marcus schloß die Tür, lockerte seine Krawatte und zündete die Kerze auf Iphiginias Schreibtisch an.
»Himmel, was für ein anstrengender Abend.« Iphiginia streifte ihre weißen Glacehandschuhe ab und ließ sich auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch fallen. Ihre weißen Sarsonet- und Satinröcke flatterten. »Man hätte direkt denken können, du hättest bekanntgegeben, daß du eine Frau mit zwei Köpfen heiraten willst. Ich habe noch nie so viele neugierige Blicke gesehen und so viele erstaunte Ausrufe gehört.«
»Das Schlimmste haben wir überstanden.«
»Das hoffe ich.« Iphiginia blickte mit gerunzelter Stirn auf ihre weißen Röcke. »Das erste, was ich nach unserer Hochzeit tun werde, ist, ein paar neue Kleider zu kaufen. Ich habe wirklich die Nase voll von Weiß.«
»Es hat seinen Zweck erfüllt.« Marcus schenkte sich ein Glas Brandy ein.
»Das glaube ich auch.«
»Es war eine höchst gewagte und durchaus pfiffige Idee.«
»Danke. Mir hat sie auch ganz gut gefallen.« Iphiginia versuchte, ein gelangweiltes Lächeln aufzusetzen.
In Wahrheit war sie heute nacht alles andere als gelangweilt. Die Enormität des Schritts, den sie gehen würde, beunruhigte sie zutiefst.
Bring mir bei, auch diesen Grundsatz über Bord zu werfen.
Hatte Marcus damit wirklich sagen wollen, daß er bereit war, sie lieben zu lernen? Oder hatte er diesen Satz nur gesagt, weil er wußte, daß sie dieser Herausforderung nicht würde widerstehen können?
Er konnte so verdammt clever sein.
»Um nochmal von unserer Hochzeit zu sprechen«, sagte Marcus.
»Ja?« Iphiginia beobachtete, wie er, das Brandyglas in der Hand, durch das Zimmer ging.
Vor einer Aphroditestatue blieb er stehen. »Ich habe vor, morgen früh eine Sonderheiratserlaubnis einzuholen. Dann können wir morgen nachmittag heiraten.«
Iphiginia stockte der Atem. »So schnell?«
Als er sie über die Schulter ansah, stellte sie fest, daß sein normalerweise offener, intelligenter Blick trübe und grüblerisch war. »Es besteht schließlich keine Notwendigkeit, die Sache hinauszuzögern, oder?«
Allmählich begriff Iphiginia, daß Marcus auf seine Weise heute nacht ebenso nervös war wie sie. Wie eigenartig, daß die Gegenwart des anderen sie beide, nachdem sie schon soviel gemeinsam durchgemacht hatten, auf einmal so unruhig machte.
»Nein.
Marcus nickte zufrieden. »Dann werde ich also die notwendigen Vorkehrungen treffen.«
»Sehr gut.«
Er nahm einen
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