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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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spürte die lebhafte Neugier im Blick des Mannes. In der Tat spürte sie mindestens ein Dutzend Augenpaare, die sich in ihren Rücken bohrten.
    Hier in der Stadt blieb nichts geheim. Anonymität war unmöglich, vor allem für eine Frau, deren Name mit dem des Earl of Masters in Verbindung gebracht wurde.
    Es war beinahe so schlimm wie in Deepford, dachte Iphiginia angewidert. Aber wenigstens mußte sie sich hier in London nicht die Vorträge über gutes Benehmen anhören, die ihr der Pfarrer und die Schwiegereltern ihrer Schwester immer gehalten hatten.
    So etwas mußte sie sich nun von Marcus gefallen lassen.
    »Sie verkomplizieren das Ganze nur unnötig«, sagte Iphiginia bestimmt. »Aber irgend etwas sagt mir, daß Sie eben ein komplizierter Mensch sind.«
    »Auch wenn es sehr unangenehm für Sie ist, werden wir eine Menge Zeit miteinander verbringen, bis das Rätsel gelöst ist, Madam.«
    »Was soll das heißen, Mylord?«
    »Das heißt, daß ich die Absicht habe, Sie nicht aus den Augen zu lassen, solange ich nicht restlos davon überzeugt bin, daß Sie mit der Erpressung nichts zu tun haben.« Marcus lächelte ohne eine Spur von Amüsiertheit. »Was für ein Glück für mich, daß Sie sich als meine Mätresse ausgegeben haben. Auf diese Weise habe ich eine gute Entschuldigung dafür, daß ich ständig in Ihrer Nähe bin.«
    Iphiginia schnaubte verächtlich. »Und was ist, wenn ich nicht länger als Ihre Mätresse auftreten will?«
    »Es ist zu spät, als daß Sie Ihre Rolle in diesem netten kleinen Schauspiel noch aufgeben könnten.« Marcus grüßte einen anderen Bekannten. »Dafür stecken Sie bereits viel zu tief in der Sache drin.«
    »Wenn dem so ist, dann lassen Sie sich gesagt sein, daß ich mit meinen Nachforschungen weitermachen werde. Ich bin fest entschlossen herauszufinden, wer hinter diesen Erpressungen steckt.«
    »Was für ein seltsamer Zufall. Genau dasselbe habe ich auch vor.«
    Iphiginia starrte ihn einen Augenblick schweigend an. »Also machen wir weiter wie bisher?«
    »Ja.« Marcus erwiderte den Gruß einer älteren Frau, die aus einem der Buchgeschäfte kam. »Mrs. Osworth.«
    »Masters.«
    Iphiginia erkannte die Frau mit den Knopfaugen, und es gelang ihr, ein höfliches Lächeln aufzusetzen. »Guten Tag, Mrs. Osworth.« »Guten Tag, Mrs. Bright.« Mrs. Osworth wandte sich an Marcus. »Herrlicher Tag heute, nicht wahr, Mylord?«
    »In der Tat«, sagte Marcus.
    »Ich nehme an, man wird Sie beide heute abend auf dem Ball bei den Lartmores sehen?« murmelte Mrs. Osworth.
    »Das wage ich zu bezweifeln«, sagte Marcus mit regloser Stimme.
    »Ich für meinen Teil habe die Absicht zu kommen«, sagte Iphiginia brüsk. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, daß Marcus mißbilligend die Lippen zusammenpreßte. Trotzig verzog sie ihren Mund zu einem strahlenden Lächeln. »Wie ich hörte, verfügt Lord Lartmore über eine ausgedehnte Statuensammlung.«
    »Ja, ich glaube, das tut er«, sagte Mrs. Osworth. »Mein Mann sprach einmal davon. Ich selbst habe sie nie gesehen. Ich interessiere mich nicht besonders für die Antike. O je, bitte entschuldigen Sie mich. Ich muß weiter.«
    »Ja, natürlich«, sagte Iphiginia.
    »Ich habe noch einen Termin mit einer Frau von der Wycherley Agentur. Wissen Sie, ich suche eine neue Gesellschafterin.«
    »Ach.«
    »Die letzte - ein flatterhaftes kleines Ding, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen - ist vor zwei Tagen mit einem jungen Mann ohne jeden gesellschaftlichen Hintergrund durchgebrannt. Können Sie sich so etwas vorstellen? Nach allem, was ich für das Mädchen getan habe. Ein undankbares Geschöpf. Dieses Mal werde ich jemand Älteren anheuern. Und Häßlicheren. Also, dann bis heute abend, meine Liebe.«
    »Guten Tag, Mrs. Osworth«, sagte Iphiginia.
    Marcus schwieg, bis Mrs. Osworth außer Hörweite war. »Warum wollen Sie auf den Ball bei den Lartmores? Dort ist es immer todlangweilig.«
    »Aus zwei Gründen«, sagte Iphiginia steif. »Zum einen würde ich mir liebend gerne Lord Lartmores Statuensammlung ansehen.«
    »Er gestattet nur seinen engsten Bekannten und bestimmten, eh, Kennern einen Rundgang durch seine Ausstellungshalle.« »Ich hoffe, daß ich ihn dazu bewegen kann, mir seine Sammlung zu zeigen.«
    »Sie ist vollkommen uninteressant für Sie. Größtenteils billige Kopien.«
    Iphiginia vergaß für einen Augenblick, daß sie böse auf Marcus war. »Sie haben sie also gesehen?«
    »Ja, und Sie dürfen mich beim Wort nehmen. Lartmores Statuensammlung

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