Verhext
ist nicht im geringsten von Interesse für Gelehrte.«
»Wie schade. Ich hatte mich so darauf gefreut, seine antiken Figuren zu sehen.«
»Sparen Sie sich die Mühe. Und was war der zweite Grund, weswegen Sie auf den Ball wollten?«
»Meine Nachforschungen, was sonst? Sein Name steht auf der Liste der Männer, die sowohl mit Ihnen als auch mit meiner Tante in Verbindung stehen. Schließlich haben Sie am Abend vor Ihrer Abreise nach Yorkshire in Ihrem Club mit ihm Karten gespielt.«
Marcus sah sie nachdenklich an. »Sie wissen wirklich bestens über meine Aktivitäten Bescheid, nicht wahr?«
»Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, daß ich Ihre Gewohnheiten genauestens studiert habe.«
»Lartmore ist kein Erpresser.«
»Woher wissen Sie das?«
»Er ist äußerst wohlhabend. Er hat keinen Grund, jemanden zu erpressen.«
»Vielleicht hat er in letzter Zeit irgendwelche finanziellen Verluste erlitten.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, sagte Marcus. »Aber zufällig habe ich die Absicht, heute abend in meinem Club zu speisen. Danach werde ich ein wenig Karten spielen. Ich werde sehen, ob ich etwas über Lartmores Finanzen herausfinde.«
Iphiginia verzog das Gesicht. »Ich wünschte, ich könnte in ein paar der Clubs spielen. Wer weiß, was ich dabei alles herausfinden würde.«
»Am besten denken Sie gar nicht erst darüber nach«, sagte Marcus. »Es ist vollkommen unmöglich, und das wissen Sie ganz genau. Ich werde Sie gegen elf auf dem Ball bei den Richardsons treffen. Dann kann ich Ihnen Bericht erstatten.«
»Versuchen Sie etwa, mich davon abzubringen, zu den Lartmores zu gehen?«
»Mrs. Bright, damit das ganz klar ist: Erlauben Sie mir, Ihnen mitzuteilen, daß ich Ihnen verbiete, zu den Lartmores zu gehen.«
»Hmm. Mylord, ich habe eine Frage.«
»Ja?«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, weswegen Ihre Freundin erpreßt wird?«
»Ja, das würde es«, erwiderte Marcus. »Sie erwarten doch sicher nicht, daß ich das Vertrauen dieser Person mißbrauche, indem ich Ihnen ihr Geheimnis anvertraue?«
»Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, wenn ich das Geheimnis Ihrer Freundin kennen würde, wäre ich vielleicht in der Lage, es mit der Sache zu vergleichen, wegen der meine Tante erpreßt wird. Ich frage mich, ob es eventuell irgendwelche Parallelen gibt.«
Marcus kniff die Augen zusammen. Er konnte eine gewisse Bewunderung für Iphiginias Intelligenz nicht verhehlen. »Ich nehme an, Sie wollen mir nicht erzählen, weswegen Lady Guthrie angeblich erpreßt wird?«
»Nein.«
»Also weiß ich noch nicht einmal sicher, ob sie tatsächlich erpreßt wird.«
Iphiginia bedachte ihn mit einem hochmütigen Lächeln. »Sie können nicht erwarten, daß ich Ihnen meine Geheimnisse anvertraue, nachdem Sie mir deutlich zu verstehen gegeben haben, daß Sie nicht gewillt sind, mir Ihre Geheimnisse anzuvertrauen.«
Marcus’ starke Hand legte sich fester um ihren Arm. »Ihr mangelndes Vertrauen in mich macht unsere Zusammenarbeit nicht gerade leichter.« »Gewiß nicht«, pflichtete Iphiginia ihm bei. »Und Ihr fehlendes Vertrauen in mich ist ebenfalls nicht dazu angetan, die Zusammenarbeit angenehmer zu gestalten.«
Marcus bedachte sie mit einem beunruhigenden Lächeln. »Es ist klar, daß wir uns besser kennenIernen müssen, wenn wir die Barrieren des Mißtrauens zwischen uns einreißen wollen, Mrs. Bright.«
»Und wie sollen wir uns Ihrer Meinung nach besser kennenIernen, Sir?«
»Vielleicht erzählen Sie mir ja zunächst einmal, was mit Mr. Bright passiert ist.«
»Wie bitte?«
Marcus hob eine Braue hoch. »Ich spreche von Ihrem verstorbenen Ehemann.«
»Oh, von ihm.«
»Offensichtlich trauern Sie nicht mehr um den Verstorbenen.«
»Das hätte er nicht gewollt.« Iphiginia schluckte. Sie mußte lernen, diesen Mann als Gegner zu betrachten. »Er war der Meinung, man solle traurige Ereignisse hinter sich lassen. Selbstverständlich nach einer angemessenen Trauerzeit.«
»Selbstverständlich. Und, gab es eine angemessene Trauerzeit nach seinem Tod?«
»Sie war den Umständen angemessen. Mr. Bright war wesentlich älter als ich«, murmelte Iphiginia.
»Ich verstehe.«
»Er hatte ein ausgefülltes, aktives Leben.«
»Ich nehme an, es wurde noch erheblich aktiver, nachdem er Sie geheiratet hatte.«
Iphiginia sah ihn streng an. »Ich möchte nicht mehr über dieses Thema sprechen. Ich bin sicher, Sie verstehen das, Mylord. Es ist einfach zu schmerzlich.«
»Ich verstehe«, sagte
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