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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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niemals mit Jungfrauen oder den Ehefrauen anderer Männer einlasse. Und ich halte mich immer an meine Grundsätze.«
    »Ich habe von Ihren sogenannten Grundsätzen gehört«, sagte Sands mit rauher Stimme. »Den Gerüchten zufolge haben Sie es sich zur Regel gemacht, immer nur Beziehungen mit den interessantesten und attraktivsten Witwen der besseren Gesellschaft einzugehen. Aber es heißt auch, daß Hannah die Ausnahme von dieser Regel ist.«
    »Sie sollten es eigentlich besser wissen, als auf irgendwelche Gerüchte zu hören«, sagte Marcus.
    »Wenn ich dahinterkomme, daß Sie sich auch nur noch ein einziges Mal heimlich mit meiner Frau treffen, dann werde ich Sie zu einem Duell herausfordern, das schwöre ich. Ich bluffe nicht, Masters. Und ich gelte als guter Schütze.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Marcus in ruhigem Ton.
    »Ich habe gehört, daß Sie einmal beinahe einen Mann auf dem Feld der Ehre getötet hätten, aber das schreckt mich nicht.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen zu duellieren, Sands.«
    »Dann halten Sie sich von Hannah fern.«
    »Hat Hannah Ihnen erzählt, daß wir uns heute morgen getroffen haben?«
    »Das brauchte sie mir nicht zu erzählen. Ich erfuhr es von einem Bekannten, der wiederum von jemand anders erfahren hatte, daß Sie beide im Park gesehen wurden.«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Sie haben mein Ehrenwort, daß ich Ihrer Frau gegenüber keine unlauteren Absichten habe. Da Sie ja anscheinend auf Gerüchte hören, haben Sie wahrscheinlich inzwischen auch gehört, daß ich im Augenblick einen Großteil meiner Zeit mit einer charmanten Witwe namens Mrs. Bright verbringe.«
    »Ich habe von Ihrer sogenannten Lady Starlight gehört. Sie scheint hervorragend zu Ihnen zu passen. Wenn Sie vernünftig sind, konzentrieren Sie sich ganz auf sie.«
    »Genau das habe ich vor.« Marcus sah noch einmal auf die Uhr. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, werde ich mich jetzt auf die Suche nach der Dame machen. Wir sind auf dem Ball bei den Richardsons verabredet. Guten Abend, Sands.« Marcus nickte freundlich mit dem Kopf und ging an Sands vorbei in Richtung der Tür.
    Nicht nur, daß Iphiginia Bright sein Leben unendlich kompliziert gemacht hatte, jetzt wurde er zu allem Überfluß auch noch von einem eifersüchtigen Ehemann verfolgt.
    Eine halbe Stunde später stapfte Marcus die Eingangstreppe des Richardsonschen Stadthauses wieder hinunter. Er grübelte nicht länger über die Schwierigkeiten nach, die Iphiginia ihm bereitete. Er kochte.
    Niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, daß sie seinen Befehl, ihn bei den Richardsons zu treffen, einfach ignorieren könnte. Marcus war es nicht gewohnt, daß man seine Anweisungen einfach mißachtete. Aber das war noch nicht das Schlimmste.
    Was ihn wirklich ärgerte, war der Verdacht, daß sie tatsächlich zu den Lartmores gegangen war.
    Als er wieder in seine Kutsche steigen wollte, zögerte er. Auf den Londoner Straßen drängten sich um diese Zeit Fahrzeuge aller Art. Es war Mitternacht, mitten in der Saison, und jeder, der etwas auf sich hielt, war unterwegs von einer Soiree zur nächsten. Es würde leicht vierzig Minuten dauern, bis sein Kutscher sich einen Weg zum Haus der Lartmores gebahnt hätte.
    »Ich werde zu Fuß gehen«, rief Marcus Dinks zu. »Holen Sie mich bei den Lartmores wieder ab.«
    »Jawohl, M’lord«, murmelte Dinks vom Kutschbock. »Passen Sie auf sich auf. In Nächten wie dieser treibt sich alles mögliche Gesindel auf der Straße rum.«
    »Ich werde vorsichtig sein.«
    Marcus schob sich eilig durch die Menge. Die Straße wurde vom trüben Licht der Gaslaternen erhellt, die vor kurzem in diesem Stadtteil installiert worden waren.
    Er überholte betrunkene Dandies, die aus den Spielhöllen in St. James kamen, grell gekleidete Gecken, die unterwegs waren, um die Schauspielerinnen in den Theatern aus dem Konzept zu bringen, und junge Männer, die in Byronesker Langeweile auf der Suche nach dem Abenteuer in den Londoner Bordellen waren. Marcus hoffte nur, daß Bennet nicht zu diesen Jünglingen gehörte.
    Hier und da versuchten Prostituierte, die Vorbeigehenden aus dem Schatten einer Tür heraus anzulocken. Eine zerlumpte Gestalt mit einer zerfledderten Kappe und einer durchlöcherten Hose musterte interessiert Marcus’ maßgeschneiderten Anzug, aber sie bewegte sich nicht aus dem Schutz der Gasse heraus.
    Knappe fünfzehn Minuten später erklomm Marcus die Stufen zum Eingang des Lartmoreschen

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