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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Stadthauses. Der diensthabende Page verbeugte sich, ohne auch nur nach seiner Einladung zu fragen. Marcus ging direkt auf den Balkon, von dem aus man den überfüllten Ballsaal überblicken konnte.
    Er stützte beide Hände auf das Geländer und sah auf das glitzernde Szenarium zu seinen Füßen. Irgendwo in der Menge mußte eine schillernde Gestalt in jungfräulichem Weiß auftauchen.
    »Ich glaube, Sie finden sie in der Ausstellungshalle, Masters. Lartmore hat sie eingeladen, seine antiken, eh, Statuen zu besichtigen.« Herbert Hoyt tauchte mit einem leichten Grinsen auf den Lippen hinter Marcus auf. »Ich an Ihrer Stelle würde mir deswegen keine allzu großen Sorgen machen. Sie hat mir versichert, daß sie mit Lartmore allein fertig wird.«
    Marcus drehte sich um und blickte in Hoyts amüsiertes Gesicht. Er kannte den Mann nicht besonders gut, aber er kannte die Art. Hoyt war ein harmloser Kerl. »Woher wissen Sie, wo Mrs. Bright in diesem Augenblick ist?«
    Herbert lehnte sich mit seinem gut gepolsterten Schenkel an das Geländer und nahm einen Schluck aus dem Champagnerglas, das er in seinen Wurstfingern hielt. »Weil ich bei ihr war, als sie Lartmore um eine Führung bat.«
    »Ich verstehe.«
    »Wissen Sie, Mrs. Bright gilt als Autorität für klassische Statuen und die Architektur der Antike.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Sie und ich hatten bereits zahlreiche anregende Gespräche über dieses Thema. Vor kurzem hat sie mir ihre Ausgabe von Graysons Bilder der klassischen Antike geliehen. Haben Sie das schon gelesen, Sir?«
    »Nein.« Marcus war nicht in der Stimmung zuzuhören, wie ein anderer Mann über seine enge Freundschaft zu Iphiginia sprach, mochte er auch so harmlos sein wie Herbert Hoyt. »Entschuldigen Sie mich.«
    Herbert bedachte ihn mit einem zerknirschten Blick. »Ich habe versucht, ihr zu erklären, daß Lartmores Statuen wahrscheinlich von keinem besonderen Interesse für sie sein dürften, aber sie hat darauf bestanden, sie zu sehen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, daß es so gut wie unmöglich ist, Mrs. Bright von etwas abzubringen, das sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat.«
    »So scheint es.« Marcus versuchte, sich an seinem Gegenüber vorbeizudrängen.
    »Meinen Glückwunsch, Sir. Mrs. Bright ist eine wirklich faszinierende Frau. Aber mich haben schon immer Frauen fasziniert, die den Eindruck erweckten, als seien sie nicht das, wofür sie sich ausgeben.«
    Marcus blieb stehen und drehte sich noch einmal um. »Was zum Teufel wollen Sie damit sagen, Hoyt?«
    Herbert hob abwehrend die Hand und nahm eilig einen weiteren Schluck Champagner zu sich. »Ich bitte um Verzeihung. Ich versichere Ihnen, daß ich der Dame in keiner Weise zu nahe treten wollte. Wissen Sie, sie wirkt einfach sehr aufregend und geheimnisvoll, in gewisser Weise schwer faßbar, finden Sie nicht?«
    »Mrs. Bright ist nur manchen Menschen ein Rätsel«, sagte Marcus mit gefährlich leiser Stimme. »Für mich ist sie wie ein offenes Buch. Wir verstehen uns sehr gut.«
    »Ich verstehe.« Herbert hob überrascht eine Braue. »Dann wußten Sie zweifellos bereits, daß sie großes Interesse an Lartmores Statuen hatte. Ich muß zugeben, mich hat es ein wenig überrascht.«
    Herbert Hoyt mochte noch so harmlos sein, Marcus verspürte das beinahe übermächtige Bedürfnis, ihn über das Geländer zu stoßen. Doch das würde nichts nützen. Hoyt hatte schließlich nichts gesagt, was nicht auch jeder andere bereits dachte, der wußte, daß Iphiginia Lartmores Statuen besichtigte.
    Marcus machte auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein Wort davon. Er wußte, wo er Iphiginia finden würde. Schließlich war Lartmores Sammlung erotischer Statuen jedem männlichen Mitglied der besseren Gesellschaft wohlbekannt.

Kapitel sechs
    »Diese hier heißt Ekstase. Sie bemerken sicher die üppig geformten Brüste der weiblichen Figur, meine liebe Mrs. Bright.« Lord Lartmore strich mit seinen Skeletthänden über die außergewöhnlich großen Brüste einer der Steinskulpturen. »Einzig die Künstler der Antike wußten ihre Arbeiten so schwelgerisch zu gestalten.« Er zwickte eine der Brustwarzen. »Schade, daß diese Vitalität heutzutage verlorengegangen ist.«
    Iphiginia schluckte und starrte die Statue an, wobei sie sich verzweifelt bemühte, ihr Entsetzen zu verbergen. Sie war mit den Arbeiten der Bildhauer der Antike nur allzu vertraut, aber nie zuvor hatte sie etwas gesehen, das den Figuren in Lartmores Ausstellungsraum auch nur im

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