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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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waren:
    Die Pfade der Rache sind verschlungen, aber sie führen sicher ans Ziel.
    Plötzlich ertönte vom Eingang der Gruft her das entsetzliche Stöhnen eiserner Scharniere.
    Mit einem Schrei fuhr Iphiginia herum.
    »Nein.«
    Sie ließ den Beutel mit dem Geld fallen und rannte zurück.
    Zu spät. Durch den Nebel sah sie kurz eine Gestalt in einem dunklen Umhang. Die Eisentore fielen ins Schloß, und das unheimliche Rasseln eines Schlüssels hallte den Gang hinab.
    Iphiginia versuchte, das aufkommende Entsetzen zu unterdrücken, und rannte zum Tor. »Warten Sie. Bitte warten Sie. Ich bin hier drinnen.«
    Iphiginia erreichte gerade noch den Eingang, um zu sehen, wie die dunkle Gestalt im Nebel verschwand. Sie umklammerte die Eisenstäbe des Tores und rüttelte mit aller Kraft. Nichts.
    Sie war in der Totengruft gefangen.
    Also mußte sie um Hilfe rufen. Der Kutscher, der sie hierher gebracht hatte, würde sie sicher hören. Doch noch während ihr dieser Gedanke kam, hörte sie das Rattern von Kutschenrädern und stählernen Hufeisen auf dem Pflaster.
    Die Droschke fuhr davon.
    »Hilfe«, schrie Iphiginia in den dunklen Nebel hinein. »Ich bin hier in der Grotte. Bitte kommen Sie zurück.«
    Auf dem Friedhof herrschte Totenstille. Der Nebel schien noch dichter zu werden, als wolle er auch von der Gruft Besitz ergreifen.
    Plötzlich wich Iphiginias Panik aufkommender Verärgerung. »Verdammt.«
    Dann bemerkte sie einen kleinen Zettel, der zu ihren Füßen lag. Sie bückte sich und hob ihn auf. Das Licht der Laterne fiel auf ein schwarzes Siegel.
    Ich habe Sie gewarnt. Das nächste Mal, wenn Sie sich einmischen, wird die Strafe weitaus schlimmer ausfallen.
    »Verflucht.« Iphiginias Blick fiel auf die Laterne, und sie fragte sich, wie lange sie wohl noch brennen würde.
    Und dann fragte sie sich, was Marcus wohl gerade machte, und ob er wohl bemerkt hatte, daß sie nicht auf dem Ball bei den Sheltenhams erschienen war.
    Marcus stapfte in Iphiginias Bibliothek auf und ab und blieb erst stehen, als er hörte, daß die Tür geöffnet wurde. Er fuhr herum und sah sich Amelia gegenüber. Sie trug eine Nachthaube und einen Chintzmorgenmantel. Ihr bleiches Gesicht verriet äußerste Anspannung.
    »Wo zum Teufel ist sie, Miss Farley? Und ehe Sie mir antworten, lassen Sie sich gesagt sein, daß ich nicht in der Stimmung bin, mir irgendwelche Lügen anzuhören. Iphiginia sollte mich um eins bei den Sheltenhams treffen. Und jetzt ist es fast zwei.«
    »Mylord, ich behaupte bestimmt nicht, daß ich Sie besonders mag, aber ich bin wirklich froh, Sie heute nacht zu sehen.« Amelia schloß die Tür und trat näher. Mit einem Blick auf die Uhr sagte sie: »Seit Mitternacht mache ich mir die größten Sorgen.«
    »Weswegen?« Marcus umklammerte den marmornen Kaminsims. Die dunkle Vorahnung, die ihn vor einer Stunde befallen hatte, schien sich zu bestätigen. Irgend etwas war nicht in Ordnung.
    »Es geht um Iphiginia, Mylord. Ich mache mir große Sorgen um sie.«
    »Worum geht es dieses Mal? Wenn Sie mir erzählen, daß sie es sich wieder mal in den Kopf gesetzt hat, das Arbeitszimmer eines anderen Mannes zu durchsuchen, dann verspreche ich Ihnen, daß ich für nichts mehr garantieren kann. Ich habe genug von ihren verrückten Ideen.«
    Amelia vergrub die Finger in den Aufschlägen ihres züchtigen Morgenmantels und sah Marcus traurig an. »Sie ist auf dem Friedhof in Reeding.«
    Marcus starrte sie entgeistert an. »Auf dem Friedhof? Um diese Zeit? Um Gottes willen, warum denn das?«
    »Lady Guthrie hat einen zweiten Erpresserbrief erhalten.«
    »Verdammt.«
    »Sie sollte das Geld an einer neuen Grabstätte auf dem Friedhof von Reeding hinterlegen. Iphiginia ist an ihrer Stelle dorthin gefahren.«
    Marcus hatte das Gefühl, als sei er soeben über den Rand einer Klippe gestürzt. Einen Augenblick lang zerrte nackte Angst an seinen Eingeweiden. Und dann wallte unermeßlicher Zorn in ihm auf. »Wie konnte sie es wagen, so etwas zu tun, ohne mir vorher Bescheid zu sagen?«
    »Iphiginia weiß, daß Sie ihr nicht vertrauen. Warum also sollte sie Ihnen all ihre Geheimnisse anvertrauen?«
    »Dieses Mal ist sie zu weit gegangen.« Marcus stapfte in Richtung der Tür.
    »Mylord, wo wollen Sie hin?«
    »Was meinen Sie, wo ich hin will? Nach Reeding natürlich.«
    »Danke«, flüsterte Amelia. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    »Sparen Sie sich Ihren Dank. Ich bezweifle, daß Iphiginia sich freuen wird, mich zu sehen. In meiner momentanen

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