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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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haben.«
    »Vielleicht, aber ich glaube nicht, daß sie durch Ihre Hand gestorben sind, Sir. Sie sind viel zu intelligent, um herumzulaufen und andere wegen solcher Banalitäten herauszufordern.«
    »Sie halten die Ehre eines Mannes für eine Banalität?«
    »Nein, natürlich nicht. Ebensowenig wie die Ehre einer Frau. Aber man kann seine Ehre nicht bei einem Duell beweisen, oder? Man findet niemals die Wahrheit heraus, indem man einem anderen eine Kugel in den Leib jagt.«
    Marcus beugte sich über sie, eine Hand auf dem Sofa, die andere auf der geschwungenen Lehne. Iphiginia war in der Ecke gefangen. »Sei es, wie es will, aber zumindest hat eine gut plazierte Kugel den bemerkenswerten Effekt, Gerüchte zum Verstummen zu bringen.«
    »Das wage ich zu bezweifeln. Es läßt sie höchstens etwas leiser werden. Aber wen kümmern schon Gerüchte? Sie und ich genießen schließlich den Luxus, recht immun gegen Gerüchte zu sein, nicht wahr, Mylord?«
    »Alles hat seine Grenzen, Iphiginia, und Sie haben inzwischen eindeutig die Grenzen meiner Toleranz überschritten. Auch eine angebliche Mätresse kann sich nicht alles erlauben.«
    »Woher wollen Sie das wissen, Sir? Sie haben doch bereits zugegeben, daß Sie noch nie eine angebliche Mätresse hatten.«
    Amelia hob flehend die Hand. »Ich hielte es für eine gute Idee, diesen Unsinn zu beenden, ehe dieser Streit noch lächerlicher wird.«
    Marcus sah sie an. »Sie haben vollkommen recht, Miss Farley Danke, daß Sie in dieser Situation noch einen klaren Kopf behalten haben.«
    »Gern geschehen.«
    Marcus richtete sich auf und begann, im Zimmer auf und abzustapfen. »Also, dann, lassen Sie uns zu wichtigeren Dingen zurückkehren. Mir kam gerade ein interessanter Gedanke.«
    Iphiginia setzte sich auf und schüttelte ihre Röcke wie eine kleine Katze, die sich putzt, nachdem sie unliebsam aus ihrer Ruhe aufgeschreckt wurde. »Und der wäre, Sir?«
    »Ich habe über die Bemerkung nachgedacht, mit der unser Streit anfing.«
    »Ihre Bemerkung, daß Mittelsmänner oft über die persönlichen Angelegenheiten ihrer Arbeitgeber Bescheid wissen?« Iphiginia sah ihn neugierig an. »Was ist damit?«
    »Solche Männer sind nicht die einzigen, die höchst persönliche Informationen über ihre Arbeitgeber in Erfahrung bringen können. In den meisten besseren Häusern gibt es auch noch andere, die private Dinge über ihre Herrschaft wissen.«
    Amelia sah ihn an. »Sie meinen die Bediensteten? Ich glaube nicht, daß ein einfacher Diener für die Erpressungen verantwortlich ist.«
    »Da stimme ich dir zu«, sagte Iphiginia eilig. »Wer auch immer hinter dieser Sache steckt, er kennt sich in der besseren Gesellschaft aus. Vergessen Sie nicht, daß er zum Beispiel wußte, daß Sie diesen Monat auf dem Land verbringen wollten, Sir.«
    »Und das Phönix-Siegel zeigt, daß er sich mit der Antike auskennt«, fügte Amelia. »Ein Diener wüßte wohl kaum, was es mit dem Phönix auf sich hat.«
    »Die Briefe waren in schöner, klarer Schrift abgefaßt«, ergänzte Iphiginia. »Und wir haben gleich zu Anfang festgestellt, daß die Sprache des Erpressers die eines gebildeten Menschen ist.«
    Marcus blickte sie an. »Gouvernanten und Gesellschafterinnen sind ebenfalls gebildet.«
    Iphiginia und Amelia starrten ihn verblüfft an.
    »Großer Gott«, flüsterte Amelia. »Er hat recht, Iphiginia. Gouvernanten und Gesellschafterinnen stehen irgendwo zwischen den Bediensteten und der Herrschaft. Sie sind ebenso gebildet wie ihre Arbeitgeber, aber in den meisten Haushalten bleiben sie so unbemerkt wie die Dienerschaft.«
    Iphiginia dachte darüber nach. »Und auch wenn sie weder Bälle noch Soireen besucht, hat eine solche Person Zugang zu den intimsten Details aus dem Leben ihrer Arbeitgeber. Sie hört und sieht so einiges.«
    Marcus runzelte die Stirn. »Das würde bedeuten, daß wir nach einer Frau suchen müssen, die die Geheimnisse von mindestens zwei Haushalten kennt.«
    »Jemand, der erst bei Tante Zoe und später dann bei Ihrer Freundin angestellt war.« Iphiginia sah Marcus an. »Wie alt ist das Geheimnis Ihrer Freundin, Mylord?«
    Marcus zögerte, da er nicht wußte, wieviel er sagen durfte, ohne Hannahs Vertrauen zu mißbrauchen. »Die Ereignisse, deretwegen sie erpreßt wird, liegen sieben Jahre zurück. Ich glaube, Sie erwähnten, daß das Geheimnis Ihrer Tante einen Vorfall betrifft, der sich vor achtzehn Jahren ereignete, nicht wahr?«
    »Ja.« Iphiginia strich mit der Hand über die

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