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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Spiegeln das Licht selbst so bün-deln, daß man es eingehend untersuchen kann. Ich selbst habe an einem solchen Projekt gearbeitet.« Er bedachte sie mit einem seltsam zögernden Seitenblick. »Ich habe eine kleine Maschine entwickelt, die es mir erlaubt, das Licht zu untersuchen.«
    »Und wie funktioniert diese Maschine?«
    »Man verwendet ein Prisma und ein kleines Teleskop -« Er unterbrach sich leicht verlegen. »Verzeihen Sie. Ich nehme an, Sie finden dieses Thema recht langweilig.«
    »Oh, nein, ganz und gar nicht«, versicherte sie ihm. »Zufällig haben sich auch die Völker der Antike eingehend mit Betrachtungen des Himmels befaßt. Schließlich haben die Sterne und Planeten sogar die Namen der Helden und Heldinnen dieser Zeit.«
    »Stimmt.«
    »Erzählen Sie, was hoffen Sie, durch die Untersuchung des Sternenlichts herauszufinden?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Marcus zuckte mit den Schultern. »Aber etwas, das Wilhelm Herschel vor ein paar Jahren geschrieben hat, hat mich wirklich fasziniert.«
    »Was?«
    Marcus nahm ihre Hand und führte sie in Richtung der breiten Steintreppe, die in den Garten hinabging. »Er schreibt, wenn wir die Sterne ansehen, sehen wir gewissermaßen in die Vergangenheit.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Allen modernen Berechnungen zufolge braucht das Licht der Sterne Tausende von Jahren, um uns zu erreichen.«
    »Ja, natürlich. Ich verstehe, was Sie meinen. Das Licht, das wir sehen, wurde also bereits vor ewiger Zeit ausgestrahlt«, flüsterte Iphiginia. »So habe ich das noch nie gesehen. Was für ein faszinierender Gedanke.«
    »Das finde ich auch.« Marcus lächelte. »Aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß nur wenige Menschen Interesse an einer ausführlichen Unterhaltung über dieses Thema haben.«
    »Ich verstehe.« Iphiginia genoß es, seine große Hand um ihre kleinen Finger zu spüren. Sie hatte das Gefühl, als seien sie und Marcus heute nacht sowohl geistig als auch körperlich eng miteinander verbunden. Es war gut zu wissen, daß er sie nicht länger in dem Verdacht hatte, die Erpresserin zu sein. »Man hat mir selbst auch schon oft vorgeworfen, eine Langweilerin zu sein, Sir.«
    »Das kann ich kaum glauben.«
    »Oh, es stimmt. Ich fürchte, bis letztes Jahr war ich gezwungen, ein sehr ruhiges Leben zu führen.«
    »Ich nehme an, wegen Ihres gebrechlichen Ehemannes.«
    »Uh, ja. Mr. Bright ging nicht oft aus.«
    »Und Sie somit auch nicht.«
    »Nein.«
    »Sagen Sie, Iphiginia«, begann Marcus sehr leise. »Waren Sie Ihrem Mr. Bright treu?«
    Iphiginia schnappte nach Luft und stolperte prompt über einen kleinen Stein, der im Gras lag. »Was für eine lächerliche Frage, Mylord.«
    Er fing sie auf. »Was ist daran bitte lächerlich? Sie kennen sich in der besseren Gesellschaft gut genug aus, um zu wissen, daß es nur sehr wenig treue Ehefrauen gibt.«
    »Ich habe die Beobachtung gemacht, daß die Zahl der untreuen Ehefrauen von der Zahl der untreuen Ehemänner noch übertroffen wird«, erwiderte Iphiginia.
    »Ich nehme an, das stimmt.«
    Da sie diesen Punkt gemacht und noch dazu erfolgreich das Thema gewechselt hatte, wurde Iphiginia mutiger. »Waren Sie ein treuer Ehemann, Mylord?«
    Marcus schwieg einen Moment. »Es ist einer meiner Grundsätze, niemals über meine Vergangenheit zu sprechen. Und vor allem nicht über meine Ehe.«
    Diese Abfuhr ernüchterte Iphiginia. »Ja, natürlich. Wie konnte ich Ihre berühmten Grundsätze vergessen? Sagen Sie, macht es Ihnen Spaß, nach derart strengen Regeln zu leben, Sir?« »Sie haben mir bisher gut gedient.«
    »Das Leben ist so kurz«, flüsterte Iphiginia. »Ich finde, durch zu viele Regeln wird es langweilig und eng.«
    »Ich finde, sie schützen einen.«
    »Aber man verpaßt so viel von den Aufregungen des Lebens, wenn man sich den überstrengen Regeln der Gesellschaft beugt«, protestierte Iphiginia.
    »Ich beuge mich nicht den Regeln der Gesellschaft, Iphiginia. Ich habe meine eigenen Regeln.«
    Sie spazierten in den bewaldeteren Teil des ausgedehnten Pettigrewschen Anwesens. Die Lichter des Herrenhauses lagen inzwischen weit hinter ihnen. Als Iphiginia über ihre Schulter blickte, konnte sie den prächtigen Bau nicht mehr sehen. Eine Reihe von Bäumen versperrte ihr die Sicht.
    Die Nacht wurde nur vom Licht der Sterne und des fast vollen Mondes erhellt.
    »Es ist, als wären wir ganz allein auf der Welt«, sagte Iphiginia.
    »Ein sehr angenehmes Gefühl.« Marcus blickte auf einen großen Schatten, der sich in

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