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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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leidenschaftlich an. »Ich weiß, daß du Dorchester nicht magst, aber warum mußt du deshalb auch seine Tochter verurteilen? Sie ist ganz anders als er.«
    »Meinst du?«
    »Sie ist eine echte Dame. Eine unschuldige junge Frau, deren Seele so rein und unbefleckt ist wie ... wie -«
    »Wie frisch gefallener Schnee vielleicht?«
    »Ich warne dich, ich werde nicht zulassen, daß du Witze über sie machst, Marcus.« Bennet ballte die Faust. »Ich habe die Absicht, um ihre Hand anzuhalten, hast du mich verstanden?«
    »Gott bewahre.«
    »Weißt du, was dein Problem ist?«
    »Ich habe keinen Zweifel, daß du es mir umgehend sagen wirst.«
    »Du bist ein verdammter Zyniker, jawohl. Nur weil du es vorziehst, mit einer anmaßenden kleinen Abenteurerin wie Mrs. Bright anzubändeln, maßt du dir an, über eine unschuldige junge Frau zu urteilen.«
    Marcus war von seinem Stuhl aufgesprungen, noch ehe Bennet wußte, wie ihm geschah.
    Er schwang sich über den Tisch und durchquerte den Raum mit zwei Schritten. Er packte seinen Bruder bei den Schultern und preßte ihn hart gegen die Wand, so daß er sich nicht mehr rühren konnte.
    »Sie ist keine Abenteurerin«, sagte er leise.
    »Was soll das?« Bennet riß verblüfft die Augen auf. »Um Himmels willen, sie ist doch nur eine von deinen Mätressen. Das weiß jeder.«
    »Sie ist eine sehr gute Freundin«, sagte Marcus. »Wer sie beleidigt, beleidigt auch mich. Hast du mich verstanden, Bruder?«
    »Verdammt und zugenäht, ja.« Bennet sah ihn ängstlich an. »Ja, natürlich habe ich dich verstanden. Ich hatte ja keine Ahnung, daß du auf dieses Thema so empfindlich reagierst.«
    Marcus drückte Bennet noch einmal kurz an die Wand, ehe er ihn plötzlich losließ. »Vielleicht ist es das beste, wenn du jetzt gehst. Ich habe noch zu tun, und du hast offensichtlich eigene Pläne.«
    Bennet strich seine verknitterten Rockaufschläge glatt und zupfte an den Ärmeln seiner Jacke. »Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin.«
    »Entschuldigung angenommen. Und jetzt geh bitte.«
    »Du kannst mir keinen Vorwurf machen, daß ich die Situation falsch interpretiert habe. Deine Gefühle gegenüber Mrs. Bright scheinen wesentlich tiefer zu sein, als es normalerweise bei deinen Freundinnen der Fall ist«, bemerkte Bennet.
    »Du tätest gut daran, dich aus diesem Raum zurückzuziehen, ehe ich vollends die Geduld verliere.«
    Bennet legte den Kopf schräg. »Weißt du, ich werde es tun. Ich werde um Julianas Hand anhalten.«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Du hast deutlich gemacht, daß ich dich durch nichts, was ich sage, davon abhalten kann.«
    »Wünschst du mir Glück?« Bennets Stimme klang leicht verzagt.
    »Es tut mir leid, aber das kann ich nicht.« Marcus blickte auf seinen mechanischen Butler. »Ich glaube nicht, daß du mit Juliana Dorchester auf die Dauer glücklich wirst.«
    »Was weißt du schon über dauerhaftes Glück mit einer Frau?« fragte Bennet verbittert. »Du lebst nach so vielen verdammten Regeln, daß dir das Leben sowieso keinen Spaß mehr macht.« »Raus.«
    »Na gut. Dann wünsch mir eben kein Glück.« Bennet stapfte zur Tür. Die Hand auf dem Knauf, wandte er sich noch einmal um. »Weißt du was, Bruderherz? Ich glaube, du tust mir leid.«
    »Vergeude dein Mitleid nicht für mich. Du wirst es für dich selbst brauchen, wenn du Juliana Dorchester heiratest.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Bennet das Zimmer. Er knallte die Tür so heftig hinter sich zu, daß die Elektrizitätsmaschine auf der Bank wackelte.
    Marcus bückte sich und betätigte den Hebel, um die Federn in dem mechanischen Mann zu lösen. Räder und Getriebe knirschten und ächzten, als sich der automatische Butler in Bewegung setzte.
    Mit ausgestrecktem Arm stolperte er blind vorwärts.
    Marcus beobachtete, wie die seelenlose Kreatur das Laboratorium durchquerte. Wie leicht war es doch, ein Automat zu sein.
    Der künstliche Mensch starrte dumpf geradeaus, ohne nach rechts oder links zu sehen, ungeachtet dessen, was vor oder hinter ihm lag. Er hatte keine Vergangenheit und keine Zukunft. Seine Gegenwart wurde durch die unbeugsamen Regeln eines mechanischen Universums bestimmt.
    Er kannte keinen Schmerz.
    Aber ebensowenig kannte er Freude.
    »In der Morgenzeitung steht eine kurze Notiz über den Tod von Mrs. Wycherley«, sagte Zoe. »Natürlich kein Wort davon, daß sie eine Erpresserin war. Großer Gott, wer hätte das gedacht?« Sie ließ sich gegen die elegant geschwungene Lehne ihres

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