Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Anwesen der
Streiter des göttlichen Bundes in Cadillac findet gerade eine
Schießerei statt, und man hört Explosionen und lautes
Geschrei. Bitte schicken Sie Streifenwagen und Ambulanzen! Aber noch
wichtiger ist – und bitte, hören Sie genau zu, hier geht es
um die nationale Sicherheit! –, daß Sie Agent Robert
Cavanaugh im Hauptquartier des FBI in Washington anrufen und ihm
sagen, Judy Kozinski läßt ihm bestellen, in diesem Anwesen
würden sich die Biotech-Killer befinden! Sagen Sie ihm,
›Cadillac‹ wäre gleich ›Cadoc‹! Tun Sie das
– sofort!«
    »Würden Sie wiederholen…«
    »Kann ich nicht. Aber wenn Sie Agent Cavanaugh nicht anrufen,
werden noch mehr Menschen sterben!«
    Sie unterbrach die Verbindung und machte einen Schritt
zurück, um sich wieder aufzurichten. Ein Mann zielte mit einer
Waffe auf sie.
    Die Waffe schwankte in seiner Hand, weil der Mann eine Frau trug.
Sie hing schlaff und reglos über seiner Schulter, und ihr langes
Haar berührte fast den Boden hinter seinen Füßen. Der
Mann hatte eine Skimaske über das Gesicht gezogen. Aber irgend
etwas an den Konturen seines Körpers sagte laut und deutlich: Verzweiflung. Die Waffe hörte auf zu schwanken und zielte
geradewegs auf Judys Brust.
    »Nicht schießen!« zischte Judy. »Ich bin
Krankenschwester! Ich kann ihr helfen!«
    Der Mann atmete hörbar auf. Oder vielleicht war es nur ein
Seufzen in den kahlen Ästen, das vernehmbar wurde, als die
Schießerei auf dem Sektengelände einen Augenblick lang
verstummte.
    Judy wiederholte: »Es sieht so aus, als hätte sie eine
Menge Blut verloren. Sie braucht sofort Hilfe. Lassen Sie mich nach
ihr sehen.«
    Er schien zu zögern, doch dann sagte er: »Machen Sie die
hintere Tür auf.«
    Judy öffnete die Wagentür, erstaunt über ihre
eigene Kaltblütigkeit.
    »Steigen Sie ein.«
    Sie gehorchte. Der Mann legte die Frau auf den Boden und kletterte
so rasch hinter Judy in das Fahrzeug, daß sie erschrak. Aber er
zog nur ein Paar Handschellen aus seiner Jackentasche. Knapp
über einem von Judys kurzen Stiefeln ließ er ein Ende um
Judys Bein einschnappen, klappte den Beifahrersitz nach vorn und
machte das zweite an der Metallverankerung des Sitzes fest. Der Mann
hatte eine leichte Alkoholfahne.
    Er schob sich rückwärts aus dem Wagen, hob die Frau vom
Boden auf und legte sie sanft so neben Judy auf die Bank, daß
ihr Kopf auf Judys Schoß zu liegen kam. »Tun Sie, was Sie
können. Wenn sie stirbt…« Er beendete den Satz
nicht.
    Aber Judy hatte plötzlich den Eindruck, als wüßte
er einfach nicht, wie er ihn beenden sollte.
    Sie rechnete damit, daß er sich nun hinter das Lenkrad
setzen und den Wagen starten würde, doch statt dessen hastete er
zurück zum Zaun. Bevor ihr zu Bewußtsein kam, was sie tat,
kurbelte sie das Fenster hinunter und rief: »Wo gehen Sie denn
hin?«
    Dumm, dumm. Warum sollte er ihr sagen, wohin er ging? Jetzt
würde er sie erschießen, ihre Leiche aus dem Wagen
stoßen und davonfahren, nur weil sie zu viele unbesonnene Dinge
in ihrem impulsiven Leben von sich gab… Und führe uns
nicht in Versuchung…
    »Ich hole meine Kinder!« antwortete er müde und
setzte sich schwerfällig und niedergeschlagen in Trab.

Es
war alles schiefgegangen.
    Sie drangen ein wie geplant, wobei Wendell den Zaun durchschnitt,
als hätte er es erst gestern zum letztenmal getan. Aber manche
Dinge vergaß man eben nie. Der Stacheldraht schnappte
zurück, aber Wendell wußte, daß er damit zu rechnen
hatte, und der Draht verletzte ihn weder an Händen noch im
Gesicht. Die beiden stromführenden Drähte erdete er, ohne
den geringsten elektrischen Schlag zu erhalten. Die Cobray steckte in
seinem Gürtel, und Grady und Charlie standen wie Gespenster
hinter ihm, so lautlos, wie sie alle damals auf Parris Island gewesen
waren, ehe ihnen der Rest des Lebens zustieß.
    Das allererste ungute Gefühl überkam Wendell, als er
bemerkte, daß Charlie doch das Ingram trug. »Hab ich dir
nicht gesagt, du sollst das Ding im Auto lassen?« zischte
er.
    Charlie grinste. Wendell konnte das Grinsen unter Charlies
Skimaske nicht wirklich sehen, aber er spürte es. »Das
zweite hab ich ja im Kofferraum gelassen!« sagte Charlie,
glücklich wie ein kleiner Junge, dem es gelungen ist, dem Vater
eins auszuwischen. Aber Wendell hatte jetzt keine Zeit zum
Argumentieren. Jetzt ging es um alles.
    Er führte die beiden in den Schutz des Gebäudes, in dem
der Speisesaal untergebracht war und der nun im Dunkeln lag. Von

Weitere Kostenlose Bücher