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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Frau.
»Hallo? Hallo-o-o!« Die Tür schloß sich
wieder.
    So war das zu gefährlich. Machten es Charlie und Grady
genauso? Und was, wenn Saralinda inzwischen entschieden hatte,
daß Penny und David nun alt genug waren, um am Abendgebet
teilzunehmen? Nein, das würde sie nicht tun. Saralinda fand,
daß Kinder ausreichend Schlaf bekommen sollten.
    Wo, zum Teufel, waren sie?
    In Wendells Abschnitt von drei Gassen befand sich nur noch ein
Bungalow, in dem Licht brannte. Er schlich darauf zu.
    Ein Schuß hallte durch die Stille.
    Unmittelbar gefolgt vom Stottern einer Maschinenpistole. Das
Ingram? Unmöglich, das würde bedeuten, daß jemand
anders zuerst gefeuert hätte… Ohne zu denken rannte
er in die Richtung, aus der der Schuß gekommen war. Nein, nein,
das würde nicht helfen! Das würde alles nur noch schlimmer
machen…!
    Eine Handgranate explodierte. Wendell warf sich zu Boden und
bedeckte sich den Kopf mit den Händen. Dann robbte er in den
Schutz eines Bungalows, hinter dessen Fenster es im selben Moment
licht wurde. Die Tür flog auf, und eine Frau rannte heraus.
Drinnen schrien Kinder. Und dann schrien alle durcheinander, und
rundum krachten Schüsse, und die nächste Explosion
zerriß die Nacht. Ein Gebäude begann zu brennen.
    Diese Schweine waren bewaffnet! Die gewaltlosen,
friedfertigen Streiter des göttlichen Bundes waren bis an ihre
verfaulten Zähne bewaffnet!
    »Halt! Halt!« Es war der alte Mann, den Wendell vorhin
am Ofen hatte schlafen sehen, und der nun auf die Straße
wackelte; die karierte Decke hatte sich an seinem Gürtel
verhängt und schleifte hinter ihm durch den Dreck. Tränen
rannen ihm über die Wangen. »Halt! Das ist heiliger Boden!
Hier gibt es keine Gewalt! ›Und der wahre Gott des Friedens
reinige dich von deinen Sünden…‹«
    Eine Kugel traf ihn ins Gesicht.
    Charlie rannte vorbei, die MP abfeuernd; er erblickte Wendell und
schrie: »Raus hier, raus! Die sind bewaffnet!« Hinter ihm
ertönte ein Schuß, der in dem Geschrei fast unterging, und
Charlie stürzte zu Boden und rollte aus der
Schußlinie.
    Wendell rannte in die Gegenrichtung und schlug einen Haken, um zu
dem Loch im Zaun zu gelangen. Es war ein Umweg, doch auf diese Weise
umging er die Schießerei. Gebückt und jedem Lichtschein
ausweichend kam er zum Amphitheater nach der letzten
Häuserreihe. Doch hier wurde es nun auch hell hinter den
Scheiben – wieso waren die verdammten Leute nicht in der
Bundeshalle, wie es sich gehörte? Nichts war mehr so, wie es
sich gehörte! Die Streiter sollten so friedlich sein wie St.
Cadoc und Pere Cadaud, statt dessen hatten sie jede Menge Waffen
– wieso hatte der Alte das eigentlich nicht gewußt? Wie
konnte irgend etwas in dieser ganzen beschissenen Siedlung vorgehen,
ohne daß die Ältesten davon wußten und alles unter
Kontrolle hatten – so durfte das doch gar nicht sein…!
    Er sah Saralinda.
    Sie stand vor einem dunklen Bungalow am Rand der Siedlung, nicht
mehr als sechs Meter vom Zaun entfernt. Daß Wendell sie
erkannte, war den Flutlichtern an der Peripherie des Anwesens zu
verdanken, die plötzlich aufgeflammt waren. Saralinda stand
reglos da, eine Hand an den Mund gepreßt, die Augen weit
aufgerissen, ihr zarter, schmaler Körper vor Angst so hoch
aufgerichtet, daß sie fast auf den Zehenspitzen stand. Hinter
ihr, in der Eingangstür des Bungalows, umklammerten einander
Penny und David in Pyjamas und brüllten: »Mama! Komm
zurück! Mama!«
    »Saralinda!« rief Wendell. Er wollte auf sie
zustürzen, aber da hetzten zwei Männer um die Ecke der
Krankenstation zwei Häuserreihen weiter, und feuerten im Laufen
ihre Waffen ab. Wendell zuckte zurück in seine Deckung. Er
konnte nicht sehen, wohin sie zielten, doch dann begann das Ingram
aus einem Gebüsch heraus zu feuern, und da wußte er es. Er
schrie: »Saralinda! Runter!«
    Charlie fuhr fort zu schießen. Der erste der beiden
Männer ging zu Boden, kippte nach hinten – im
Zeitlupentempo, wie Wendell schien – mit einem verblüfften
Ausdruck im Gesicht. Wendell erkannte ihn wieder; es war der Mann,
der ihn im letzten Sommer so mühelos niedergeschlagen und
getreten hatte, als Wendell Saralinda aus der Siedlung holen wollte. Mühelos. Durchtrainiert. Bewaffnet. Diese Kerle waren
keine echten Streiter. Sie gehörten nicht hier herein. Aber was,
zum Geier, wollten sie dann hier?
    Das Ingram war leer. Wendell konnte es hören. Er hob die
Cobray, zielte und schoß auf den zweiten Mann, der sauber und
glatt umfiel. Aber

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