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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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geglaubt.
    Inzwischen waren wir angekommen. Nachdem wir uns den Schnee abgeschüttelt hatten, wurden wir von Dragomir Populescu hereingebeten. Zusammen mit Jan Janitzki Opalinski empfing er uns mit ängstlicher Miene. Diesmal kam auch Penicek mit hinein, er grüßte in die Runde, plump und unbeholfen wie immer. Seine unschönen, kleinen Augen erinnerten an ein bebrilltes Frettchen.
    «Ich habe Neuigkeiten», sagte Opalinski sofort.
    «Ich auch», fügte Populescu hinzu.
    «Wo ist Hristo?», fragte Koloman.
    «Er hat zu tun. Er kommt etwas später, hat er mir gesagt», antwortete Simonis. «Derweil können wir anfangen.»
    «Aber du, Koloman, wieso bist du um diese Zeit schon hier? Haben die Wienerinnen dich heute sitzengelassen?», lachte Dragomir mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme.
    «Im Gegenteil. Du mit deinem Spatzenstängelchen lässt sie mir ja immer so aufgegeilt zurück, dass mir bei jeder drei Minuten genügen, um sie zu befriedigen.»
    «Reg dich nicht auf, Dragomir, bleib ganz ruhig …», brummte Populescu mit geballten Fäusten.
    «Schluss mit den Scherzen», mahnte Simonis, «Danilo ist tot, und wir müssen jetzt alle sehr aufpassen.»
    Einen Augenblick lang war es still.
    «Freunde», ergriff ich das Wort, «ich danke euch für die Hilfe, die ihr mir bei der Frage nach der Bedeutung des Goldenen Apfels leistet. Doch jetzt, wo euer Kamerad tot ist, kann ich euch nicht verdenken, wenn ihr Abstand davon nehmt.»
    «Aber vielleicht wurde Danilo von jemandem kaltgemacht, der sich für sein Spionieren rächen wollte», brummelte Opalinski nachdenklich.
    «Womöglich einer seiner Landsmänner aus Pontevedro», schloss sich Populescu an, «das sind wahre Teufel, nicht zu vergleichen mit uns Rumänen.»
    «Außerdem ist er mitnichten der erste Student, der dran glauben musste», fügte Koloman hinzu.
    Und sogleich übertrumpften sie einander mit Erinnerungen an die traurigen Fälle, bei denen Studenten aus den unterschiedlichsten Gründen eines gewaltsamen Todes starben: einer im Duell, ein anderer, weil er beim Stehlen erwischt wurde, einer wegen Schmuggels et coetera et coetera .
    «Und alle kamen aus Halb-Asien», flüsterte mir Simonis mit bedeutungsvollem Blick zu, als wollte er die besondere Neigung jener Völker zu einem kruden Lebenswandel unterstreichen.
    «Vielleicht haben die Türken ja gar nichts zu verbergen», wagte Opalinski schließlich zu sagen.
    «In der Tat kann ich mir nicht vorstellen, dass der Aga diesen Satz öffentlich ausgesprochen hat, wenn wirklich etwas dahintersteckt», meinte Populescu.
    «Vielleicht wollten sie jemandem eine verschlüsselte Botschaft zukommen lassen und waren sich sicher, dass keiner Verdacht schöpfen würde», vermutete Koloman.
    «Das käme mir nicht besonders klug vor», erwiderte Populescu.
    «Nun ja, es sind ja auch Türken …», lachte Simonis.
    Bei dieser Bemerkung lachten auch die anderen. Fast hätte ich ihnen erzählt, wie ich den Derwisch des Agas bei seinen schauerlichen Ritualen beobachtet, ja, dass Cloridia mitbekommen hatte, wie er konspirierte, um jemandes Kopf zu bekommen, und dass dies der Grund sei, warum wir nach dem Goldenen Apfel forschten. Schließlich hatten alle, die bei der Audienz des Agas zugegen gewesen waren, nicht den geringsten Verdacht geschöpft und den Satz « Soli soli soli ad pomum venimus aureum » als eine Erklärung friedlicher Absichten aufgefasst.
    Ich vermutete, dass der Optimismus dieser jungen Männer auch in der Belohnung begründet lag, die ich ihnen in Aussicht gestellt hatte. Doch jetzt war Danilo tot, das Spiel wurde gefährlich, und wahrscheinlich war es richtig, ihnen reinen Wein einzuschenken. Simonis, der meine Gedanken erriet, hieß mich mit einem Blick schweigen. Und abermals hielt ich feige den Mund.
    Nun, da über das traurige Ende des Kameraden alles gesagt war, kamen die Studenten auf den Goldenen Apfel zu sprechen.
    Populescu berichtete uns, er habe in einem Kaffeehaus eine hübsche brünette Kellnerin kennengelernt. Zunächst habe er sie einfach umgarnt, doch dann sei er auf die Idee gekommen, ihr ein paar Fragen über den Goldenen Apfel zu stellen, denn der Kaffeehausbesitzer, ihr Arbeitgeber, kam aus östlichen Landen.
    «Eine Damenbekanntschaft in einem Kaffeehaus?», wunderte ich mich. «Und ich dachte, ihr Studenten hättet Bibliotheken und Archive durchforstet!»
    Nun erklärten mir Simonis’ Freunde, dass man aus Büchern nichts Nützliches erfahre, außer Informationen über den

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