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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Palais des Prinzen angenommen hatte. Danach hatte es drei Tote gegeben, und alle Opfer hatten Nachforschungen über den Goldenen Apfel angestellt. Mehr noch: Bevor er starb, hatte Hristo seinem Kameraden Simonis anvertraut, seiner Meinung nach liege das Rätsel des Satzes in den Worten soli soli soli verborgen, und das habe mit dem Schachmatt zu tun, also mit dem «Schah matt, der König ist erledigt», wie ich es auf dem im Schachbrett verborgenen Billett gelesen hatte. Doch was bedeutete das? Mussten wir womöglich mit der Suche wieder von vorne beginnen und uns diesmal am Schachspiel orientieren? Drei Studenten waren schon tot, dem Kaiser ging es schlecht – uns blieb nicht mehr viel Zeit. Der Weg, den uns der Bulgare gewiesen hatte, schien in Wahrheit eine Sackgasse zu sein.
    Obwohl der Abbé die wunderlichen Erzählungen über den Goldenen Apfel für Legenden hielt, die jeder Grundlage entbehrten (und wie hätte man ihm unrecht geben sollen?), waren sie die einzige Spur, die uns blieb, um den Satz des Agas zu entschlüsseln. Wir brauchten jetzt eine zündende Idee.

    Ich holte den Ring mit Ugonios kostbaren Schlüsseln hervor, und sogleich suchte er unwillkürlich mit der Krallenhand danach zu schnappen, während ihm eine Mischung aus Flüchen und bösem Gelächter entfuhr.
    «Noch nicht», warnte ich ihn, den klingelnden Eisenring zurückziehend.
    Der Heiligenfledderer durchbohrte mich mit seinen blutunterlaufenen Augen.
    «Sag mir, was du in den nächsten Stunden vorhast.»
    «Ich muss mich einfädeln in Eugens Palaster», antwortete er, ohne den Schlüsselbund aus den Augen zu lassen, «um dem Derwischer die Kopfschaft des Großwesionärs zu unterschieben.»
    «Sobald du dem Derwisch Kara Mustafas Kopf geliefert hast, hast du nichts mehr zu fürchten.»
    Der Heiligenfledderer antwortete nicht, was wohl einer unwilligen Zustimmung gleichkam.
    «Gut. Wenn du deine Schlüssel wirklich wiederhaben willst, fehlt nur noch ein kleiner Schritt. Es liegt auf der Hand, dass es ein bedauerliches Missverständnis gegeben hat. Unser früherer Pakt gilt nicht mehr. Wir wähnten, mit den Vorbereitungen für einen Mord zu tun zu haben, stattdessen handelte es sich um eine sozusagen archäologische Mission: die Suche nach dem Kopf des Kara Mustafa. Du verstehst, dass wir lange warten mussten, um dann zu entdecken, dass du uns nichts Wichtiges zu sagen hast. Diese Irreführung bedarf einer ernsten Wiedergutmachung. Ich werde dir die Schlüssel zurückerstatten, wenn du herausfindest, wie der Satz auf der Spitze des Stephansdoms lautet, dort, wo einst der Goldene Apfel war», sagte ich, da ich mich entsann, dass Ugonio bereits einen Diakon des Domes bearbeitete, um entsprechende Informationen zu erhalten. «Es tut mir leid, aber erst dann wird unsere Rechnung beglichen sein.»
    Ugonio reagierte zunächst mit lebhaftem Protest («Das ist eine veruntreuliche, verratliche und schleimsprechende Betrüglichkeit!», schrie er, auf die Füße springend), doch angesichts meiner und Attos Unbeugsamkeit und Simonis’ Muskelkraft wurde er nach und nach gefügiger, um schließlich mit einem dumpfen Gebrumm in sich zusammenzusinken. Er hatte keine Wahl – wir saßen am längeren Hebel. In Wahrheit hätten wir ihn niemals angezeigt. Nach all den Mordfällen, die es um uns herum geregnet hatte, scheuten Atto und ich die Stadtguardia mindestens ebenso wie er. Aber das konnte er nicht wissen, und er wollte nur seine Ruhe haben.
    «Ich kenne den Satz wörtgenaulich und in sämtlichsten Kleinlichkeiten!», rief Ugonio plötzlich aus, indem er mit entschlossener Miene die Augen hob, um wieder seine geliebten Schlüssel anzustarren.
    «Ach ja?», fragte ich misstrauisch.
    «Wir warten nur darauf», schloss sich Melani an, der bis jetzt geschwiegen hatte, «sag, von wem du es weißt.»
    «Ich … bin informatisiert worden. Vergelogen hat mir den Satz ein … äh, ein Sekretarius des Bürgermeißels.»
    «Ein Sekretär des Bürgermeisters? Wann denn das bitte?»
    «Um mehr Vater als Vatermörder zu sein, war es vor zwei Jahren, sechs Quaternen, dreizehn Zoll und einem halben Lustrum, und es war ein gebührendliches und sehr trauliches Geheimnis», antwortete er prompt, die Hand wie zum Schwur aufs Herz legend.
    «Wenn du es sagst. Aber gestern noch kanntest du den Satz nicht. Und wie lautet er also?»
    «Äh … hm … Quis pomum aureum », hub der Heiligenfledderer an, mit ausgestrecktem Zeigefinger und ernstem Blick, als rezitierte er eine Rede

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