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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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fast sofort, achtete aber darauf, möglichst leise auf das Pflaster zu treten, damit Orsini nicht bemerkte, dass ein vierter (und ihm wohlbekannter!) Mann der kunstgerechten Verprügelung beigewohnt hatte.

    «Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ist er ein schlauer Hund und harter Brocken, oder Ihr habt Euch geirrt», bemerkte Jan Janitzki Opalinski, bevor er ging.
    Wir entließen auch Penicek. Danach machten mein Gehilfe und ich uns auf den Heimweg in die Himmelpforte.
    «Lass uns bis morgen warten», sagte ich, bevor wir uns trennten, um ins Bett zu gehen. «Wenn Ugonio sich bis zum Nachmittag immer noch nicht hat blicken lassen, gehen wir zum Stephansdom. Wir werden den Diakon suchen, mit dem er heute eine Verabredung wegen der Botschaft des Erzengels Michael hatte. Ugonio hat gesagt, er sei ein Reliquiensammler, vielleicht kann er uns helfen, ihn ausfindig zu machen. Ach ja, hier, nimm: dein Büchlein.»
    Ich hatte das Handbuch des Doktor Abelius in meiner Tasche gefunden. Der Grieche nahm es ohne ein Wort in Empfang.
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    1 * Unmenschliche Härte / Treibt mit meinem traurigen Herzen / Ein qualvolles Spiel, / Und das grausame Fatum will, / Dass zu einem Bild des Leidens / Die Seele werde …

Käyserliche Haupt-
und Residenz-Stadt Wienn
Mittwoch, den 15. April 1711
SIEBTER TAG
5.30 Uhr: Frühmesse. Von nun an folgt unaufhörlich Glockengeläut, das den ganzen Tag lang Messen, Andachten und Prozessionen ankündigt. Die Beisln und Bierhäusl öffnen.
    «Morgen Nacht, verstehst du? Morgen Nacht werden sie es tun», sagte Cloridia mit vor Erregung bebender Stimme.
    «Ja, und?»
    Cloridia war in den frühen Morgenstunden erneut in das Palais des Prinzen von Savoyen gerufen worden: Der Aga würde noch einmal zu einer Audienz erscheinen, doch nicht um die Mittagszeit, wie üblich, sondern noch vor Sonnenaufgang.
    Schon kurz darauf war mein liebes Weib heimlich zu mir zurückgekehrt. Sie hatte sich ein paar Minuten ihrer Arbeitszeit genommen, um mir die brisanten Neuigkeiten zu berichten, die sie soeben erfahren hatte.
    Wie wir bereits wussten, hätte der Durchlauchtigste Prinz schon gestern, am Erchtag, an die Kriegsfront reisen müssen. Da der Zustand Ihrer Kaiserlichen Majestät sich offenbar weiter verbesserte, hatte der Heerführer nun beschlossen, morgen, am Donnerstag, dem 16. April, aufzubrechen. In einem Schreiben hatte er dem Kaiser offiziell mitgeteilt, dass er im Begriff sei, Wien zu verlassen. Diese letzte Nachricht ging auf einen der Skribenten Eugens zurück und schien daher gesichert. Doch das war es nicht, was Cloridia in Aufregung versetzte.
    Vor seiner Abreise wollte Eugen noch einmal mit dem Aga zusammenkommen. Was sie sich zu sagen hatten (überdies zu dieser Stunde, wenn der gesamte Adel schläft), war mehr als rätselhaft, zumal sie sich erst vor zwei Tagen gesehen hatten. Doch auch das war nicht der Hauptgrund für Cloridias Besorgnis.
    Sie hatte an diesem Morgen viel zu tun gehabt. Zuerst musste sie zwei Soldaten aus dem Gefolge des Agas in die Küche begleiten und ihnen unter der Hand alkoholische Getränke verkaufen. Dann hatte sie ein paar türkischen Milizsoldaten Rede und Antwort stehen müssen: Sie hatten das freizügige Verhalten einiger Pärchen während der Andacht beobachtet und wollten nun, höchst angeregt von den pikanten Szenen, mehr über die Gepflogenheiten der hiesigen Frauen wissen. Cloridia hatte sie natürlich davor gewarnt, die Wienerinnen zu belästigen – das hätte zu einem diplomatischen Eklat führen können. Darauf hatte sie einem anderen Osmanen, einem kontemplativen jungen Mann, Papier und Kohlestift besorgen müssen, da er eine Skizze von Eugens Palais in die Heimat mitzunehmen wünschte. Anschließend hatte sie einen Streit in der Küche schlichten müssen: Die zwei Soldaten waren wegen des hohen Preises mit einem der Köche des Durchlauchtigsten Prinzen aneinandergeraten. Schließlich hatte das Dienstpersonal des Palais Cloridia beauftragt, einige der Gäste daran zu erinnern, dass es verboten war, aus der Residenz Ihrer Hoheit Möbel, Vorhänge, Kandelaber oder jedweden anderen Gegenstand, einschließlich der kostbaren damastenen Polsterungen der Sessel und der Stuckarbeiten an den Wänden, als Andenken mitzunehmen. All das hatte Cloridia besorgt, während der Aga im Palais eintraf und sich zum Kolloquium mit Eugen zurückzog, dieses Mal in Privataudienz, begleitet nur von den offiziellen Dolmetschern und den engsten Ratgebern.
    Als mein süßes Weib kurz

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