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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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mich also auf den Boden, und es gelang mir, das Fliegende Blatt zu entziffern, das ein etwa zwei Jahre altes Datum trug:

    Nachricht von dem Fliegenden Schiffe ,
    so aus Portugal den 24 . Junii in Wien mit
    seinem Erfinder glücklich ankommen .
    Von neuen nach dem allbereit gedruckten Exemplar
    in die Naumburger Meß gesandt
    ANNO 1709

    Wien , vom 24 . Juni 1709

    1709 . Gestern früh um etwan neun Uhr war alles in hiesiger Stadt in großem Allarm und Bestürzung , alle Gassen lieffen voller Leute , und diejenigen , so nicht auf den Gassen waren , lagen in den Fenstern , fragten , was zu thun wäre ; fast keiner aber konte dem andern gewissen Bescheid geben . Die Leute lieffen umher und riefen , der Jüngste Tag wolte einbrechen , andere , man verspührete ein starckes Erdbeben , noch andere , es liesse sich eine ganze Armee Türcken vor den Toren sehen . Endlich kam allen zu Gesichte in der Lufft eine unbeschreibliche Menge grosser und kleiner Vögel , welche , wie es anfänglich schiene , um einen gar grossen Vogel umher flogen und mit demselben stritten . Es zog sich aber dieser Schwarm nach gerade weiter herunter und der Erden näher zu , da man sehen kunte , daß dasjenige , so man für einen großen Vogel angesehen , eine Maschine war in Gestalt eines Schiffes mit einem darüber her sich ausbreitenden Segel , welches in der Lufft daher schwebete und einen Menschen wie ein Mönch gekleidet in sich hielte , der mit verschiedenen Schüssen seine Ankunft kund machte .
    Nach vielem Cirkulieren , so dieser Lufft-Reiter in der Lufft machte , sahe man wohl , dass seine Intention war , sich auff einem Platze in dieser Stadt nieder zu lassen . Es kam aber unvermuthet ein Wind , der ihn an seinem Vorhaben nicht allein verhinderte , sondern ihn auch an die St . Stephans Thurmspitze trieb und machte , daß sich an derselben das Segel verwickelte , so daß die Machine daran hangen blieb . Diese Begebenheit verursachte einen neuen Lärmen unter dem gemeinen Volcke , welches alles nach dem Thurm-Platze zulieff , so daß wol 20 Menschen in dem grossen Gedränge sollen erdrückt seyn .
    Dem in der Lufft verarrestirten Menschen aber war mit allen den Augen , die so auff ihn gafften , nichts geholfen , sondern er verlangte durch Hände errettet zu werden , welche aber zu kurz waren , ihm einige Hülffe zu leisten . Als er nun ein paar Stunden die Situation dieser Stadt unter sich betrachten müssen und sahe , daß ihm von Fremden nicht konte geholffen werden , ward er ungeduldig , nahm die in der Machine habende Hammer- und Brech-Instrumente zur Hand und arbeitete darmit so lange , biß der oberste Theil der Spitze , so ihn arretirte , herunter fiel , kam dadurch wieder in Flug , und nach einigem Herum-Schwencken brachte er sein Lufft-Schiff mit großer Adresse ohnweit der Käyserlichen Burg auff dem Platz zu stehen . Gleich wurde eine Compagnie Soldaten von hiesiger Guarnison dahin gesandt , um diesen Ankömling in Schutz zu nehmen , denn er sonst von dem neugierigen Pöbel wäre zertreten worden .
    Und ward darauf ins Wirths-Haus « Zum schwartzen Adler » gebracht , woselbst er einige Stunden ausruhete , nachmahls aber seine bey sich habenden Brieffe abgab und dem allhier sich auffhaltenden Portugisischen Abgesandten und auch andern vornehmen Herren , welche ihm die Visite gaben , erzehlte , wie er den 22 . Juni des vorigen Tages , Morgens um 6 . Uhr von Lissabon mit seiner neu inventierten Lufft-Machine abgefahren und unter Wegens grosse Anfechtung und aventuren gehabt mit denen Adlern , Störchen , Paradieß- und andern auff Erden unbekannten Vögeln continuirlich streiten müssen , und ohne die 2 Doppelhaken und 4 Flinten , welche er bey sich gehabt , und eins ums andere abgefeuret , er mit dem Leben nicht würde da von kommen seyn .
    Als er den Mond vorbey paßiret sagte er , hätte er wahrgenommen , daß als man ihn auff demselben ansichtig worden , ein grosser Tumult entstanden . Und weil er nahe vorübergeflogen und alles sehen und unterscheiden können , hätte er so viel in Eyle möglich gewesen observiret , daß Berg und Thal , See , Flüsse und Felder darin waren , auch lebendige Creaturen und Menschen welche zwar Hände hätten wie die hiesigen Menschen , aber keine Füsse , sondern schlichen auf der Erden daher wie die Schnecken . Es trüge aber gleich denen Schild-Kröten ein jeder Mensch einen grossen Deckel auff dem Rücken , worin er sich hinein ziehen und gäntzlich verbergen könte . Und weil solcher gestalt

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