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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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gebracht hätte, gewiss von den Korallenfischerbooten von Oneglia und den bewaffneten Schiffen von Finale ausgeraubt worden wäre und dass dem Fräulein Braut ein Kleid aus Paris zu senden bedeutet hätte, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen, wie eine Dame es tat, die der Nichte des Papstes zwei Kleider schickte. Ich habe der Diskussion ein Ende gesetzt, indem ich versprach, falls meine Einkünfte in Frankreich sich stabilisierten, würden sie mich vielleicht noch vor Johanni in Pistoia sehen. Bei der Gelegenheit könne ich dann der Braut das Hochzeitskleid persönlich bringen.»
    Doch nachdem die Braut sich damit abgefunden hatte, in einem toskanischen Kleid vor den Traualtar zu treten, und alsbald Mutterfreuden entgegensah, erzählte Atto weiter, seien die Neffen wieder zum Angriff übergegangen.
    «Das Kind ist wirklich schön, wie mir Madame Konnetabel schrieb, die es gesehen hat. Also ließ ich mir das Versprechen entschlüpfen, der jungen Mutter Perlenketten und einige andere Galanterien zu schicken. Ich habe auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um sie ohne die Gefahr von Raubüberfällen schicken zu können, doch die Gelegenheit ist nie gekommen; und es tut mir leid, dass die Zeitläufte mir nicht gestatten, all das zu tun, was ich möchte, doch wie ich dir schon sagte, in Paris sieht man nur mehr Banknoten, und wenn man sie auslösen will, verliert man die Hälfte. Diese Billetts sind und waren der Ruin Frankreichs.»
    Das Einzige, was sie könnten, sei, um Geld zu bitten, ereiferte sich der Abbé, in dessen Gedächtnis die Erinnerung an die Raubtiere nunmehr vor der Wolke des Zorns über seine Angehörigen verblasst war. Die Reichtümer, welche sie selbst erwarben, behielten sie jedoch sorgsam für sich, genauso wie alles Gute, was ihnen widerfahre:
    «Sie haben alle geschwiegen, diese Füchse, als der Durchlauchtigste Großherzog unserer Familie letztes Jahr das Adelspatent zweiten Grades verlieh und ankündigte, in fünf Jahren werde er sie in den eigentlichen Adelsstand versetzen. Ich habe es von meinen Landsleuten erfahren müssen.»
    Fortwährend bereiteten die Neffen in Pistoia Probleme, erklärte Abbé Melani weiter: Erst hätten sie ihm unbedingt Domenico nach Paris schicken wollen, damit er auf seine Habe aufpasse, dann seien sie neidisch aufeinander geworden und hätten sich gegenseitig verdächtigt.
    «Domenico ist Advokat, und der Durchlauchtigste Großherzog der Toskana hat ihm eine Anstellung als Sekretär der Consulta von Siena verschafft. Ich wollte nicht, dass er nach Paris kommt, ich brauche niemanden. Ich habe gesagt, dies sei nicht die Zeit, eine solche Reise zu unternehmen, zu viele Morde geschehen auf dem Land, ob des Darbens und elenden Daseins der kleinen Leute; außerdem herrschten viele Krankheiten mit bösem Fieber und Petechien. Wir sind schon auf eine so geringe Zahl geschrumpft, wir müssen bedacht sein, uns zu erhalten! Das habe ich diesen Blutsaugern geschrieben, in der Hoffnung, sie würden mich in Ruhe lassen. Aber nein: Sie wandten sich an den Großherzog, und Ihre Königliche Hoheit schrieb mir, er halte es für überaus zweckmäßig, dass Domenico, der jüngste Spross der Familie, sich nach Paris begebe, sintemal er nicht verpflichtet sei, wie der Älteste, die Interessen unseres Hauses zu wahren; und ich solle mich nicht um seinen Posten sorgen, den werde er während seiner Abwesenheit für ihn freihalten. Domenico solle jedoch nicht eher mit mir oder allein nach Pistoia zurückkehren, bevor er sich – hört, hört! – über meine sämtlichen Zinseinkünfte informiert habe. Und darauf musste ich dem Durchlauchtigsten Großherzog sogar höflich antworten, ihm untertänigst für die übergroße Güte danken, die er mir erwies, et coetera et coetera .»
    Simonis blickte mich an. Ich begriff, dass er es vorzog, sich vom Gewitter noch einmal durchnässen zu lassen, um diesem senilen Geschwätz nur ja schleunigst zu entkommen. Doch draußen ging eine Sintflut nieder, daher bedeutete ich meinem Gehilfen, noch ein wenig zu warten.
    So habe sich Domenico, fuhr Melani fort, vor einem Jahr bei seinem Herrn Onkel einquartiert. Nichts hatten Attos Empfehlungen genützt, der Neffe möge doch bitte nur wenige Sachen mitbringen, «denn das selbige Gewand, das er am Leibe trägt, und ein halbes Dutzend Hemden werden genügen»: Monatelang war er geblieben, und der alte Herr Onkel musste ihm obendrein eine neue Garderobe kaufen. Mehr noch: Melani hatte ihm sogar Geld für die Reise

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