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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Riesenschweinerei.
    Sie lehnt an der Wand und lacht.
    Ich frage, – Kannst du mir bitte schnell das Handy bringen?
    – Was?
    – Das Handy! Bitte! Das Handy!
    – Hör mal, bist du noch nicht ausgelastet genug, hihihi … hier … mit deinen Problemen?
    – Bitte! Schnell! Bitte!
    Tatsächlich dreht sie sich um und kommt mit dem Telefon wieder.
    – Hier, sagt sie und wirft es mir zu.
    Ich fange es sitzend auf und nehme das Gespräch rechtzeitig an.
    Sie zieht die Tür zu. Ihr Gelächter übertönt die Musik und entfernt sich.
    – Ja. Frank?
    – Elizabeth!
    Er nennt mich bei meinem Namen!
    – Ich … ich … ich … ich glaube … ich habe deine Tage bekommen, sagt er, und dabei überschlägt sich seine Stimme.
    – Nein.
    – Doch.
    – Erzähl keinen Scheiß. Das kann doch gar nicht sein.
    – Ich erzähle keinen Scheiß! Was soll ich machen? Elizabeth, was soll ich jetzt machen? Bitte!
    Er klingt absolut durch den Wind.
    – Doch, du erzählst Scheiß, sage ich und überlege kurz, ob ich ihm etwas von seinem Springbrunnenstrahler sagen soll.
    Soll ich ihn einweihen? Dass ich noch gar nicht meine Regel … ach, mehr als der wird sowieso nie ein Mensch über mich erfahren, – Ich habe nämlich meine Periode noch nicht bekommen.
    – Ja, bis heute. Dann ist das eben deine erste!
    Mein Mund wird trocken. Vergiss den Springbrunnen. Frank klingt wirklich nicht, als ob er mich verarschen wollte. Alles, was ich sagen kann, ist, – Wie … du …?
    – Elizabeth, ich hatte wahnsinnige Bauchschmerzen diese Nacht, und die habe ich immer noch, und dann sehe ich die Blutflecken in deiner Unterhose.
    Der hat wirklich …, – Du … du hast meine erste Periode bekommen.
    – Sag ich doch. Was soll ich jetzt machen?
    – Beruhige dich erst mal, sage ich zu ihm und meine damit auch mich selber.
    – Das sagst du so. Du hast ja nicht deine Tage!
    – Glaub mir, dass du meine Periode hast, macht es für mich nicht besser.
    Was rede ich da?
    – Was mache ich denn jetzt?
    Eigentlich dachte ich, diese Frage würde ich meiner Mutter oder einer meiner besten Freundinnen stellen, wenn ich meine erste Periode kriege. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Junge in meinem Körper mir diese Frage stellen würde. Warum auch?
    – Ich habe Minis, sage ich, und meine Stimme klingt wie ein Roboter.
    – Ich brauche keinen Rock!
    – Mini-Tampons. Kein Mini-Rock, Mini-Tampons!
    Ich bin auf Autopilot. Ich fliege durch eine fremde Galaxie und bin auf Autopilot.
    – Niemals.
    – Dann nimm eine Binde von Mutti.
    – Ich klopfe jetzt nicht an die Schlafzimmertür und frage deine Mutter, ob sie eine Binde für mich hat!
    – Nein, brauchst du auch nicht, sie liegen im Bad, in dem Regal, ganz oben.
    – Das Bad im ersten Stock?
    – Ja.
    – Da bin ich.
    Ich höre, wie er Plastikflaschen auf Holz und kleine Glascontainer zur Seite schiebt.
    Es klopft vor mir an der Klotür.
    Harry fragt mit neugieriger Stimme, – Mit wem redest du da, Frank?
    – Mit einem Freund.
    Ich drücke das Gespräch weg, betätige die Spülung, schmeiße mein T-Shirt auf den Boden und stelle die Dusche an.
    – Ralf?
    – Nein, kennst du nicht.
    – Worüber habt ihr denn …
    – Du, Harry, ich dusche jetzt.
    – Ist schon Freitag?
    Auf welchem Planeten bin ich bloß gelandet?
    – Nein!
    – Du duschst vor der …?
    – Ja-a!
    – Fängt die Schule heute um sieben an?
    – Was ist? Ich höre dich nicht, ich habe Wasser in den Ohren, lüge ich, während ich Frank eine SMS schreibe.

63

    Endlich habe ich die Binden gefunden.
    – Elizabeth, ich habe sie gefunden!
    Ich fische eine heraus.
    – Elizabeth?
    Ich höre sie nicht.
    – Elizabeth? Elizabeth?, sage ich immer lauter in das Telefon, aber sie meldet sich nicht.
    Sie hat aufgelegt.
    Warum hat sie aufgelegt? Sie kann doch jetzt nicht auflegen. Sie kann mich doch jetzt nicht alleinelassen.
    Ich will gerade ein weiteres Mal ihre Nummer wählen, da brummt mein Handy. Eine SMS ist eingegangen. Ich öffne sie.
    Musste auflegen. Ich melde mich, sobald ich kann. Nimm eine neue Unterhose und leg die Einlage hinein. Das darfst du jetzt jeden Monat machen. Grüße, Elizabeth.
    Mit der Binde in der einen und dem Handy in der anderen Hand gehe ich zurück in mein Zimmer, nehme eine frische Unterhose aus dem Schrank und ziehe mich an.
    Ich schaue aus dem Fenster. Der Himmel leuchtet rosa und blau, ein Flugzeug hinterlässt seinen Kondensstreifen.
    Die Binde fühlt

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