Verkehrt!
meinen, Evas auf meinem Rücken. Wir keuchen erschöpft vom Gerangel.
Clarissa schaut mir aus fünf Zentimetern Entfernung in die Augen, unsere Nasenspitzen berühren sich, ihr schwarzes Haar klebt nass auf ihrer Stirn, ihre Arme liegen der Länge nach auf dem Beckenrand ausgebreitet. Zwischen ihren leicht geöffneten Lippen leuchten ihre Zähne. Ich rieche ihren Atem und küsse sie.
Und sie und Eva und die Welt und dann auch ich halten den Atem an.
Stille, als hätte jemand im All einen Stöpsel gezogen und alle Geräusche wären abgelaufen. Mein Herz schlägt in meiner Brust wie ein Tier, das herauswill.
– Elizabeth, haucht Clarissa verwundert und zuckt mit ihrem Kopf zurück.
Eva sagt nur, – Scheint, du hast kein Problem mit schlechtem Atem, Clarissa.
Ich habe sie wirklich geküsst. Ich habe Clarissa geküsst. Ich muss etwas sagen, – Das hier ist wie im Film.
– Was guckst du denn für Filme?
Ich kann mich jetzt an keinen einzigen mehr erinnern.
Niemand bewegt sich, ich höre wieder unseren Atem, ein Ast knackt in der Hecke und eine Polizeisirene jault irgendwo in der Stadt.
Weil ich schweige, spricht sie weiter, – Außerdem: Ist das hier ein Film?
– Nein.
– Siehst du hier irgendwelche Kameras?
– Nein.
– Hat jemand Action gesagt?
– Nein.
Eva kichert hinter meinem Rücken.
Es kracht im Gebüsch links von uns, und unsere Köpfe wirbeln herum. Zweige werden zur Seite gebogen, brechen, Menschenhände erscheinen, und aus dem dunklen Grün stapfe ich heraus, oder vielmehr Elizabeth in meinem Körper, mit einem Gesicht, als wolle sie mit bloßen Zähnen ein Wildschwein erlegen.
58
– Störe ich?, rufe ich den dreien zu.
Frank schaut mich an, als wäre ich ein Zombie, der auf ihn zuwankt. Clarissa und Eva eigentlich auch.
Die beiden schreien auf, wenden sich von mir ab zur anderen Seite des Pools und tauchen, bis sie kinntief im Wasser sitzen.
Ich lege meinen Zeigefinger vor die Lippen, – Psst, nicht so laut, sonst hören das noch die Nachbarn. Wie heißt die Nachbarin noch schnell? Elizabeth?
Er zeigt mir den Finger.
– Die musst du doch kennen.
– Wen interessiert’s?
– Sie könnte denken, hier wäre eine Party.
Aus dem Wohnzimmer höre ich Theo, – Elizabeth, Elizabeth!
Ich bleibe vor unserem Whirlpool stehen.
Clarissa und Eva überschlagen sich mit Verwünschungen in meine Richtung, – Frank, Schnodder, was machst du perverse Sau hier. Spanner. Ruf die Polizei. Ein Einbrecher, ein perverser Einbrecher …
– Hallo, Theo!, rufe ich.
– Elizabeth, Elizabeth! Als du mich verrrrlassen hast, hatte ich nurrrr noch wenige Augen beim Würrrfeln, Schlangenaugen.
– Ist okay, Theo.
– Warrrst du schon mal in Mechiko? Möchtest du mit mir nach Mechiko? Sag es mirrr, Baby, wirrr gehen nach Mechiko, Mechiko, zitiert er Muttis Lieblingsfilm. Plötzlich möchte ich ihn mit ihr zusammen anschauen. Das letzte Mal ist eine Weile her.
– Ja!, rufe ich zurück.
– Elizabeth! Elizabeth.
Frank hat sich wieder gefasst, das sehe ich seinem Gesicht an. Er stützt sich mit einem Arm am Beckenrand ab, – Hast du dich verlaufen, Frank?
Er nippt übertrieben lässig am Strohhalm.
– Nein. Elizabeth. Ich wollte nur mal sehen, was du so machst. Da dachte ich mir, leistest du dir mal eine Busfahrt.
Eva schaltet sich ein, – Ein Stalker, das ist Stalking, o.m.g., du hast einen Stalker, Elizabeth. Stalking ist strafbar, lass uns die Polizei rufen, so Typen sind gefährlich, die …
– Schnauze.
– Der war schon immer komisch, sagt Clarissa, – Seine ganze Art.
Frank dreht sich nach ihr um und sieht ihr vor Ekel verzerrtes Gesicht.
– Wir sind zu dritt, sagt Eva.
– Ich will auch nichts von euch, nicht wahr?
Bei meinen letzten Worten schaue ich demonstrativ Frank an.
– Was für ein Freak, sagt Clarissa.
Und Eva fragt Frank, – Woher kennt der überhaupt den Namen von Theo?
– Genau, frage ich Frank, – Woher kenne ich Theo?
– Den werde ich wohl mal erwähnt haben in der Schule, was weiß ich, was spielt das für eine Rolle? Du bist auf unserem Grundstück. Runter hier!
– Das sollten wir melden, der Polizei, der Schule, der Zeitung, RTL …
Ich unterbreche Clarissa, – Das solltet ihr besser nicht.
– Ist das eine Drohung?, fragt Eva.
– Nein, ein Versprechen.
Weil für einen Moment keiner etwas sagt, wende ich mich an Frank, – Und wir sprechen uns morgen noch mal. Mutti kommt gleich. Das sähe dann
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