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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Preis für Elizabeths Vegetariertum.
    Frische Luft, vielleicht hilft die.
    Gebeugt schleppe ich mich zum Fenster und öffne es. Bauchkrämpfe überfallen mich, und ich muss mich am Fensterrahmen festhalten, mein Kinn fast auf dem Fensterbrett.
    Die Luft ist morgendlich frisch, hilft mir aber auch nicht.
    Irgendwo am Horizont muss die Sonne schon aufgegangen sein, der Himmel ist hell, und die Vögel zwitschern, als müssten sie alles geben.
    Ich schaue herab in den Garten. Neben dem Whirlpool steht noch ein Glas mit einem Strohhalm, das ich vergessen habe wegzuräumen.
    Ich versuche tief und kontrolliert ein- und auszuatmen, um meinen Körper zu beruhigen.
    Ein heftiges Kneifen in meinen Gedärmen gesellt sich zu den Bauchschmerzen. Auf einmal ist es höchste Zeit, möglichst schnell zum nächsten Klo zu kommen. Zusammengekrümmt trippele ich durch mein Zimmer, über den Flur ins Bad. Das Licht lasse ich dabei aus, um Mutti nicht zu wecken.
    Das Getöse in der Schüssel würde die Vögel zum Schweigen bringen.
    Super. Magen-Darm-Virus. Das darf alles nicht wahr sein.
    Ich greife zum Klopapier. Hell klappert die leere Rolle in ihrer Halterung.
    Ganz großes Kino.
    Nun brauche ich doch Licht, um frisches Klopapier in einem der Schränke zu suchen. Immerhin habe ich dabei Glück. Ich setze mich wieder und …
    Blut. Vorne in meiner Unterhose sind Blutflecken, braune und rötliche. Blut!
    Eine Panikwelle vom Ausmaß eines Tsunami schwappt durch meinen Körper.
    Definitiv kein Magen-Darm-Virus. Das ist definitiv kein Magen-Darm-Virus.

62

    Der Wecker im Handy schaltet sich an:
Ich fühle mich unbekannt verzogen, unbekannt verzogen …
Die Songs dieser Band hat Frank wirklich überall.
Ich fühle mich unbekannt verzogen, unbekannt verzogen …
    Und das am frühen Morgen. Ich drücke den Wecker aus.
    Um von der Matratze aufzustehen, rolle ich mich zur Seite.
    – Au!, entfährt es mir, denn etwas hat am Penis gezogen. Auch fühlt es sich da unten nicht so an wie zuvor. Bei jeder Bewegung ziept es unangenehm. Ich schlage die Decke zurück und schaue im Liegen nach. Schon das Anheben der Hose erweist sich als schwierig. An manchen Stellen klebt sie wie angekleistert an meiner Haut.
    Mein Hals wird trocken.
    Mit meinen Fingern taste ich vorsichtig in das halb glitschige, halb getrocknete Malheur.
    Ein Begriff schießt mir in den Kopf: nächtlicher Samenerguss. Das muss ein nächtlicher Samenerguss gewesen sein. Das Zucken diese Nacht war ein nächtlicher Samenerguss. Und das ist mir passiert!
    Ich spüre, wie ich gleichzeitig zu weinen und zu lachen beginne. Meine Zähne knirschen, weil ich meine Kiefer aufeinanderpresse.
    – Reiß dich zusammen, sage ich leise zu mir, – Elizabeth, reiß dich bloß zusammen.
    Meinen Namen zu hören, selbst wenn ich es bin, die mich anspricht, tut gut, auch wenn es nicht meine Stimme ist.
    Ich rappele mich hoch und gehe, als hätte ich eine volle Windel an, etwas breitbeinig und auf dem Außenrist meiner Füße, zum Klo. Aus dem Schlafzimmer von Harry ist nur die Musik zu hören.
    Ich schließe die Tür und ziehe mir sofort die Hose aus, lasse sie einfach auf meine Knöchel rutschen und steige aus ihr heraus, ohne sie unnötig anzufassen.
    Die werde ich wegschmeißen. Verbrennen wäre noch besser, und die Asche in den Rhein streuen. Ich werde mich jetzt duschen, lange und heiß, gleich nach dem Pinkeln.
    Also stelle ich mich vors Klo. Aber anstatt mit einem soliden Mittelstrahl pinkele ich los, als würde jemand den Daumen auf einen Schlauch halten. Ein Strahl spritzt im Neunziggradwinkel nach links ab auf die Handtücher, ein anderer wärmt meinen rechten nackten Fuß, und ein dritter besudelt den Deckel des kleinen Mülleimers.
    Was ist denn jetzt? Ist das Ding kaputt? Wenn sein Dödel kaputt ist, wird Frank nie zurücktauschen. Beschädigte Teile sind vom Umtausch ausgeschlossen. Das weiß jeder. Und das Ding ist das Wertvollste, was er hat.
    Was mache ich denn jetzt? Ich muss mich setzen, sofort, aufs Klo, und dann aufwischen. Ich drehe mich um, da wird die Tür aufgerissen.
    Die Studentin steht im Rahmen, stoppt in ihrer Vorwärtsbewegung, sieht die Hose am Boden und mich, Männeken Piss mit Kaugummikorken. Ich lasse mich rückwärts auf die Klobrille fallen.
    Kurz bevor sie schallend loslachen kann, höre ich die Melodie von Franks Handy aus seinem Zimmer. Um diese Uhrzeit kann das eigentlich nur er selber sein, ein Notfall.
    Unmöglich kann ich jetzt hier raus, eine

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