Verkehrte Welt
Esoschwarte in die erstbeste Tonne zu kloppen; es hätte nur wieder Streit gegeben.
Aber nur, damit Sie sich ein Bild machen können: Meine Frau raucht Kette, hat einen ganz ordentlichen Weißweintremor und ist überhaupt das, was der Volksmund als Nervenbündel bezeichnet.
Ich hingegen sehe nicht nur aus wie Buddha mit vollem Haar, ich bin es auch. Egal, im Hotel angekommen, stelle ich fest, dass das Meeting zwei Stunden später stattfinden soll, also werfe ich einen Blick in den Geistreiseführer.
»Legen Sie sich ganz entspannt hin, die Arme liegen links und rechts locker neben dem Körper.« Sehr witzig! Wie soll ich da weiterlesen?
»Vertrauen Sie sich der Unterlage an, die Sie trägt, und atmen Sie tief ein.«
Dieser Aushilfsguru hält wohl den Unterschied zwischen Theorie und Praxis für eine zu vernachlässigende Größe. Also lege ich das Buch beiseite und bestelle beim Roomservice ein Putensandwich.
Es dauert eine Weile, bis ich die junge Frau bewegen kann, das Putensandwich auf den Tisch zu legen und mir einen Moment das Buch zu halten, damit ich die Meditationsanweisungen nicht nur lesen, sondern auch befolgen kann.
»Gut, ich mach das aber nur, wenn noch eine Kollegin dabei ist«, meint sie.
Halb entsetzt, weil sie mir Schlimmes zutraut, und aus demselben Grund halb geschmeichelt, stimme ich zu. Die Kollegin kommt. Die eine hält nun das Buch. Die andere steht hinter ihr. Warum tragen die Mädels nur so kurze Röcke? Wie soll man denn da meditieren? Ich konzentriere mich wieder auf den Text.
»Stellen Sie sich eine Situation vor, in der es Ihnen einmal sehr, sehr gut ging.«
Die Kollegin der Buchhalterin hat deutlich hübschere Beine.
»Merken Sie nun, wie sich ein Lächeln auf Ihrem Gesicht ausbreitet?«
»Schöner Text«, denke ich und lächle. Die Kollegin lächelt zurück.
»Gehen Sie nun mit Ihrem Lächeln in die Region Ihres Körpers, die für Ihr Lächeln besonders empfänglich ist.«
Meine Lendenregion beginnt zu vibrieren, es ist das Handy. Meine Frau.
»Was machst du gerade?«
»Du wirst es nicht glauben, ich habe gerade angefangen zu meditieren!«
»Können wir dann jetzt gehen?«, fragt die eine der beiden Damen.
Ich nickte stumm.
»Wer war das?«, fragt meine Frau, und die Stimmfärbung spielt schon ins Hysterische.
»Zahlen Sie bar, oder geht's aufs Zimmer?«
»Sag mal, du hast dir ein paar Nutten aufs Zimmer bestellt und wagst es auch noch, mir vorzulügen, du meditierst?«
»Ja hätte ich denn die Wahrheit sagen sollen, dass ich hier mit zwei brasilianischen Mörderbräuten die beiden 500er durchbringe, die ich in deiner Laptoptasche gefunden habe, weil bei dir sowieso tote Hose und Migräne dein zweiter Vorname ist?«
Indessen haben die beiden Zimmerkellnerinnen den Raum lautstark verlassen. »Da hörst du, was du angerichtet hast, jetzt sind die Weiber abgehauen, die Kohle hatte ich schon abgedrückt, das war aber auch alles, was ich abgedrückt habe, jetzt stehe ich hier mit einem Mords ...«
Sie hat aufgelegt. Ich gehe erst mal duschen. Als ich wieder ins Zimmer komme, nur das Handtuch um die Hüften, steht dort der Hotelmanager, eingerahmt von zwei stämmigen Burschen, bei denen der Gesichtsausdruck reicht, um die eigenen Arme kunstvoll verdreht auf dem Rücken zu spüren.
»Überraschung«, flötet er, »Ihre Frau hat gerade angerufen, erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sie hat mir von Ihren . nun ja . Vorlieben erzählt, und wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass Sie sich über die Spezialmassage meiner beiden Mitarbeiter sehr freuen würden, ich lasse Sie drei dann mal allein, viel Freude!«
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MEIN LETZTER WILLE
Es war einmal ein Komiker. Als er zu sterben kam, rief er sein Weib zu sich und sprach: »Weib, höre meinen letzten Willen: Ich war ein lustiger junger Mann, ich war ein lustiger alter Mann, bald werde ich ein lustiger toter Mann sein.
Ich habe testamentarisch verfügt, dass ich mit einer roten Schaumstoffclownsnase öffentlich aufgebahrt werde, was in Amerika übrigens public viewing heißt, der Sarg soll so stehen, dass man um eine Ecke gehen muss, sodass die Leute von dem Anblick der roten Nase überrascht werden. Ihr Gesichtsausdruck, bzw. das Entgleisen der Gesichtszüge soll mit versteckter Kamera aufgenommen und bei der Nachfeier auf Großleinwand gezeigt werden.«
Die Frau sagte: »Vergiss es, das mache ich
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