Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verkehrte Welt

Verkehrte Welt

Titel: Verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
Vom Netzwerk:
hören, den du immer verzapfst, sag mal, hast du wieder getrunken?«
    »Nein, Uschi, wie kommst du denn darauf?«
    »Omi, heißt du eigentlich wirklich Obermaier?«
    »Schlaft jetzt!«
    Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Leipzig 2011 mit der Transaktion-ID 1075178 erstellt.

RAUCHVERBOT
    »Susanne hat mir erzählt, das Rauchverbot wird in Spanien gar nicht ernst genommen«, erzählte sie. »Zumindest in Andalusien nicht, wo sie Urlaub gemacht hat. Da stehen zwar auf den Theken in den Bars und Restaurants große Schilder: Prohibido fumar, aber direkt daneben stehen auch die Leute und schmöken in aller Seelenruhe, selbst wenn der Dorfpolizist direkt danebensteht.«
    »Vielleicht können die nicht lesen«, entgegnete er, amüsiert darüber, wie raffiniert sie ihr Verlangen nach einer Zigarettenpause offenbarte, doch dafür würde sie bis zum nächsten Tankstopp warten müssen.
    »Quatsch, natürlich können die lesen. Brauchen sie nicht mal, um das Bild einer durchgestrichenen Zigarette zu verstehen. Aber das Allertollste kommt noch«, fuhr sie fort, »es ist in Spanien jetzt sogar verboten, im Auto zu rauchen! Das kostet 70 Euro, wenn du erwischt wirst«, empörte sie sich.
    »Ist auch richtig so«, sagte er ungerührt, »denn wenn einem die Kippe beim Fahren in den Schoß fällt, überfährt man womöglich noch ein Kind, weil einem der alte Sack näher ist als das aufblühende Leben.«
    »Na, dann kann ich mir ja ganz entspannt eine anstecken«, meinte sie und begann sich eine zu drehen, wobei sie »Alles mit der Hand, mit der Hand, macht der Fabrikant, Fabrikant« zur Melodie von »Yellow submarine« mehr skandierte als sang.
    »Lass es, wir haben eine Absprache!«
    »Reg dich runter, nur drehen, nicht anmachen. Ich baue mir einen kleinen Vorrat, du unterhältst dich ja sowieso nicht mit mir, du bist langweilig!«
    Zeitgleich mit dem »langweilig«, das nicht nur lauter, sondern auch hochfrequenter gesprochen wurde als der Rest, platzte der linke Vorderreifen.
    Bei einem plötzlichen Luftdruckverlust im Reifen passiert Folgendes: Die Lauffläche schält sich durch den Luftverlust, dadurch zieht das Auto zur Seite. Der erfahrene Fahrer kuppelt sofort aus, hält das Lenkrad fest, lenkt gegen und bremst nicht, wenn es geht, weil sich die Ziehwirkung sonst verstärkt. Man lenkt dann vorsichtig auf den Seitenstreifen, denn bei zu schnellem Spurwechsel kommt man gern auch mal ins Schleudern, lässt den Wagen ausrollen und raucht erst mal eine. Dieses gilt für den Hinterreifen. In diesem Fall war aber, wie bereits gesagt, der linke Vorderreifen geplatzt. Der Wagen drehte sich nach links, semmelte in die Leitplanke, prallte ab, segelte über die ganze Fahrbahnseite und wurde rechts von einer Notrufsäule zum Stehen gebracht.
    Lange Zeit sagte keiner etwas. Sie waren beide unverletzt, gut, die Rauchutensilien waren im ganzen Wagen verteilt, darunter auch erstklassiges Gras aus eigenem Anbau, aber der Wagen war Schrott. Und er gehörte ihrem Mann. Wie sollte sie ihm das beibringen?
    »Schatz, unser Zweitwagen ist jetzt unser Erstwagen ...?«
    In diesem Moment hielt hinter ihnen ein Polizeiwagen, der eine Beamte trabte schon mit dem Warndreieck nach hinten, der andere näherte sich der Fahrertüre. »Zu spät, um auf den Fahrersitz zu wechseln«, dachte sie scharfsinnig, als das Handy klingelte. Es war ihr Mann.
    »Schatz, da will gerade ein Polizist was von uns, kann ich dir den mal geben?« Sie reichte dem Beamten das iPhone, als er sich gerade zu wundern beginnen wollte. »Für Sie, es ist der Polizeipräsident«, sagte sie und bemühte sich, nicht schnippisch zu klingen.
    »Ihr Kennzeichen, jawohl, Herr Polizeipräsident, Totalschaden, soweit ich ... nein, Ihre Frau saß nicht am Steu … ein Mann … dunkler Teint … Personalien noch nicht … jawohl, Herr Polizeipräsident. Für Sie, es ist der Polizeipräsident.«
    Mit diesen Worten reichte der Beamte ihr das Handy wieder. »Und Sie steigen bitte aus und folgen mir zum Einsatzwagen.«
    »Wer ist der Kerl, der meinen Wagen zu Schrott gefahren hat?«, blökte ihr Mann durch den Äther.
    »Wie es mir geht, interessiert dich wohl gar nicht«, gab sie scharf zurück. »Ich wäre gerade beinahe ums Leben gekommen, weil dein Reifen geplatzt ist. Hätte Bernd nicht so erstklassig reagiert, oh Gott, wer weiß, womöglich hat er mich sogar vor dem Rollstuhl bewahrt und …«
    »Ist ja gut, ist ja alles gut gegangen, nun reg dich ab …«
    »Abregen? Ich fange

Weitere Kostenlose Bücher