Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verküsst & zugenäht!

Verküsst & zugenäht!

Titel: Verküsst & zugenäht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
gewesen – wettermäßig – und auch der Abend schien angenehm zu werden. Hinauszugehen war also immer noch besser, als im Zimmer zu hocken.
    Die nächsten Minuten verbrachte er auf dem Rasen des Hotelgartens ausgestreckt, um durch das Seegras hindurch das sonnengesprenkelte Wasser zu fotografieren. Landschaftsfotografie war eigentlich nicht so sein Ding, am liebsten hatte er Menschen vor der Linse, warum ging er dann nicht in die Stadt, wo die Wahrscheinlichkeit am größten war, jemand Interessantem über den Weg zu laufen? Wieso stand er auf und spazierte stattdessen weiter RichtungStrand? Weil er zwar gerne Menschen fotografierte, aber gerade überhaupt nicht in der Stimmung war, sich mit jemandem zu unterhalten.
    Bis er seinen Bruder entdeckte – Halbbruder . Max kurvte im Schneckentempo in seinem Polizeiwagen durch die Gegend, und Jake, dessen Laune sich mit einem Mal unerklärlich aufhellte, lief zur Straße, um herauszufinden, was sein Kumpel, der Deputy, vorhatte.
    Das war selbstverständlich vollkommen idiotisch, doch zum ersten Mal, seit er am Morgen mit der kleinen Miss Salazar im Kopf aufgewacht war, war es ihm möglich, an etwas anderes als an sie zu denken.
    Wobei natürlich die Frage war, wie er es zu Fuß mit einem Auto aufnehmen wollte, aber hey, man konnte es ja mal versuchen, zumal er sowieso nichts Besseres zu tun hatte.
    Als er um die nächste Ecke bog sah er, wie Max gerade Richtung Bootsanleger fuhr, wo sie seinerzeit zusammen das U-Boot beobachtet hatten. Die roten Rücklichter des Wagens leuchteten auf und verschwanden zwischen den Bäumen zu beiden Seiten des Parkplatzes. Er legte noch etwas an Tempo zu und nahm die Abkürzung über den Strand. Als er näher kam, saß Max an einen Baumstamm gelehnt und starrte auf das Wasser. Jake hob die Kamera.
    Sein Bruder sah so einsam aus oder vielleicht einfach nur allein. Jedenfalls wirkte er düster und ernst, hatte die langen Beine angezogen und die muskulösen Arme um die Knie geschlungen. Sein dunkles Haar, die dunklen Augenbrauen und der schwarze Pullover bildeten einen scharfen Kontrast zum ausgebleichten Baumstamm und dem hellen Sand, in den er die nackten Füße geschoben hatte. Sand, der zu dieser Jahreszeit verdammt kalt sein musste. Teure Joggingschuhe, die Socken hineingestopft, standen ordentlich nebeneinander auf dem Baumstamm hinter ihm.
    Jake schoss mehrere Fotos.
    Das schnelle Klick-Klick-Klick ließ Max zusammenfahren, blitzschnell legte er die Rechte auf das Pistolenhalfter.
    „Himmel.“ Jake riss instinktiv die Arme in die Höhe, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war, die Kamera baumelte um seinen Hals. Dann, von seiner Reaktion selbst peinlich berührt, rief er wütend: „Zum Teufel, die geben Typen mit posttraumatischem Stresssyndrom tatsächlich eine Waffe?“
    „Bei uns heißt das Blitzreaktion“, entgegnete Max kühl. „Das kann natürlich jemand, der sein Geld mit hübschen Fotos verdient, nicht wissen.“
    Seine Stimme klang nicht annähernd so höhnisch, wie Jake es von ihm gewöhnt war, weshalb er davon ausging, dass er mit seiner Vermutung nicht völlig falsch gelegen hatte. Sein Magen zog sich zusammen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was sein Halbbruder seinerzeit im Irak und in Afghanistan erlebt hatte.
    Vielleicht bildete er sich das Ganze aber auch nur ein. Und falls nicht, Mitleid war bestimmt das Letzte, was Max brauchen konnte. Jake ließ sich neben ihn in den Sand fallen und lehnte sich ebenfalls an den Baumstamm. „Sag mal, arbeitest du eigentlich auch mal richtig? Ich meine, immer wenn ich dich sehe, bist du entweder hier oder trinkst Bier.“
    Max grinste. „Hab gerade eine Neunstundenschicht hinter mir. Ich komme gern hierher und schaue aufs Wasser und die Berge oder beobachte die Show.“
    „Was denn für eine Show?“
    Max wandte sich ihm zu und sah ihn zum ersten Mal richtig an. „Du machst Witze, stimmt’s? Bist du früher nie hierhergekommen, um zuzusehen, wie die Leute ihre Boote ins Wasser lassen?“
    „Eigentlich nicht. Ab und zu bin ich mit Freunden rausgefahren, aber deren Eltern hatten meistens ihren privaten Steg. Ich schätze, ich habe nie darüber nachgedacht, wie die Boote ins oder aus dem Wasser kommen.“
    „Stimmt, ja. Du warst immer eher mit den Reichen unterwegs.“
    Jake zuckte mit den Schultern. „Ich habe Kari mit sechzehn kennengelernt. Die meisten ihrer Freunde kamen aus wohlhabenden Familien.“
    „Meine Freunde waren eher der Bier-und-Burger-Typ. Manche Eltern

Weitere Kostenlose Bücher