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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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Kerzenschein nicht erkennen. Deine Iris ist von einem so tiefen Blau, dass deine Augen dunkel wirkten. Und dein Haar. Das Silber ist so schwach.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Aber mir gefällt es. Es macht mich sogar an.«
    Er schnappte hörbar nach Luft. Die ganze Zeit war es sein Aussehen gewesen, an dem sie sich so sehr erfreute. Maskuline Selbstzufriedenheit ließ Wärme durch seine Adern strömen, doch angesichts der problematischen Konsequenzen ihrer einzigartigen Wahrnehmungsfähigkeit bekam er gleichzeitig Gänsehaut.
    Sie zuckte zusammen. »Liege ich so weit daneben mit meiner Vorstellung davon, wie du aussiehst? Das tut mir leid. Wir werden die Zeichnungen zerreißen und sie wegwerfen.«
    Alles, was er wusste, die gesamte Arbeit seiner Freunde und der Ältesten, seine ganze Ausbildung … All das diente nur einem einzigen Ziel …
    Den Schlüssel zu töten.
    Lyssa legte genau die Merkmale an den Tag, von denen in der Prophezeiung die Rede war – sie hatte die Kontrolle über den Traum, sie nannte ihn bei seinem Namen, sie konnte ihn sehen. Der letzte Punkt war der vernichtendste Beweis dafür, dass sie ins Zwielicht blicken konnte. Es kam selten genug vor, dass man diejenigen unter den Träumern fand, die erkannten, dass sie träumten, und folglich die Kontrolle über die Geschehnisse selbst übernahmen. Nie hatten sie einen Träumer gefunden, der ihre Welt klar erkennen und verstehen konnte, dass er es mit einem real vorhandenen Wesen zu tun hatte. Wenn die Ältesten von Lyssas Fähigkeiten erfuhren, würden sie sie töten. Aidan wusste selbst nicht, was er von dieser Enthüllung halten sollte.
    Aber darüber würde er später nachdenken. Jetzt musste er erst einmal eine Möglichkeit finden, Lyssas Sicherheit zu gewährleisten. Jedes Mal, wenn sie einschlief, begab sie sich in Gefahr. Die Zeit lief ab. Falls die Ältesten noch nicht wussten, wozu sie fähig war, würden sie es sehr bald erfahren.
    »WenndieWächter zu dir kommen, fordern sie dich dann auf, sie zu beschreiben? Sie zu zeichnen? Irgendetwas in der Art?«
    »Ja. Diese Spinner.« Sie rümpfte die Nase. »Ich habe ihnen gesagt, sie seien hier nicht auf einer Hundeausstellung. Ich springe nicht durch Reifen.«
    Aidan zog sie eng an sich. Im Zwielicht konnte er nicht das Geringste für sie tun. Wenn der Schlaf sie hierherbrachte, war sie angreifbar. Er musste sie beschützen, ehe sie hier ankam. Ehe sie einschlief.
    Verdammt noch mal, was soll ich bloß tun?
    Wenn es doch nur mehr Wächter gäbe, die dieselben Zweifel hegten wie er! Dann hätte er sie um Hilfe bitten können. Wenn eine genügend große Anzahl von ihnen vereint bei den Ältesten vorstellig würde, würden sie ihnen vielleicht zuhören. Aber falls es überhaupt andere wie ihn gab, dann hüteten sie ihre Gedanken so sorgsam wie er. Soweit er wusste, war er der Einzige, der die Weisheit der Ältesten in Frage stellte.
    Sie könnte sich wieder einschließen …
    Aber wer wusste, wie lange er brauchen würde, um Unterstützung zusammenzutrommeln. Als er sie gefunden hatte, war sie kurz davor gewesen, den Verstand zu verlieren, eine Erinnerung, die ihn zu einem noch düstereren Gedanken führte.
    Vielleicht hatte sie sich gar nicht vor den Albträumen versteckt. Vielleicht hatte sie sich die ganze Zeit vor ihm versteckt. Vor seinesgleichen.
    Sie war ein Kind gewesen, als sie das Tor erstmals errichtet hatte. Da sie die Fähigkeit besaß, ins Zwielicht zu blicken, konnte es sein, dass sie sich vor den Wächtern gefürchtet hatte, die gekommen waren, um sie aufzusuchen.
    Was zum Teufel soll ich tun? Er konnte es nicht allein mit den Wächtern und den Albträumen aufnehmen. Wenn er nichts an der Argumentation der Ältesten ändern konnte, würde es nur noch einen Ausweg geben, auf den er zurückgreifen konnte.
    Er würde das Zwielicht verlassen und Lyssa von außen beschützen müssen.
    Es musste eine Möglichkeit geben, in ihre Welt zu reisen. Die Ältesten hatten eine Spalte im verkürzten Raum geschaffen, die sie zu diesem Einschluss geführt hatte. Sie konnten es doch bestimmt ein weiteres Mal tun.
    Er würde es herausfinden.
    Trotz der Gewissheit, mit der er hinter seinem Entschluss stand, war er sich der problematischen Folgen bewusst. Zu all den Risiken kam noch dazu, dass es nur eine vorübergehende Maßnahme sein würde, eine verzweifelte Taktik, um etwas Zeit für Lyssa herauszuschinden, bis er sich darüber klar werden konnte, was er zu tun hatte. Bis ihm eingefallen war, wie

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