Verlangen
trennten sie voneinander, und doch war er das Yang zu ihrem Yin, ein lebendiges Puzzleteilchen, das ihn durch ein Wunder in die Lage versetzte, so zu ihr zu passen wie die männlichen Angehörigen ihrer eigenen Spezies. Gemeinsam konnten sie eins werden, durch nichts voneinander getrennt. Das war es, was sie brauchte, jetzt sofort , und sie brauchte es so sehr wie das Atmen.
Als ihr Verlangen nach ihm wuchs, lockerte sich ihre Umarmung, und ihre Hände bewegten sich, um über die gesamte Länge seiner Wirbelsäule zu streichen. Er roch köstlich, noch köstlicher als sonst, weil er am früheren Abend ins Schwitzen gekommen war. Die Verbindung aus Aidan, Adrenalinüberschuss und Testosteron war ein teuflisch wirksames Aphrodisiakum.
In ihrer unbändigen Lust auf ihn streichelte sie seine Zunge mit ihrer.
»Erinnerst du dich noch an den Apfel?«, murmelte er in ihren Mund hinein.
Lyssa erstarrte. »Ja …«
»Bloß weil du es jetzt verstehst, hat sich nichts daran geändert.«
»Was soll das heißen?«
»Ich weiß nicht, wie lange ich hier sein werde«, sagte er leise, und unter der schwarzen Haarlocke, die ihm in die Stirn fiel, war sein Blick von unverhohlener Intensität. »Die Informationen, die ich brauche, könnten in den Büchern zu finden sein, die ich mitgebracht habe, aber es kann auch sein, dass sie nur im Zwielicht zu finden sind. Im Moment müssen wir beide meinen Aufenthalt hier als vorübergehend ansehen und meine spätere Abreise als dauerhaft.«
Sie schluckte schwer. »Ich dachte, du hättest gesagt, niemand sei jemals zurückgegangen?«
»Keiner der anderen Wächter hatte ein Buch von den Ältesten, das die Erschaffung von Spalten ausführlich beschreibt«, hob er hervor.
»Oh.« Sie ließ sich auf die Matratze zurücksinken, und ihre Beine erschlafften und rutschten von ihm hinunter. »Dann bist du nicht sauer?«
»O doch, das bin ich.« Seine Stimme war gesenkt und lei denschaftlich. »Auf alles und jeden, der mich daran hindert, dich zu behalten.« Er lehnte die Stirn an ihre und überflutete ihre Sinne mit dem Geruch und der Hitze seiner Haut. »Aber ich bin nicht wütend auf dich, nein, ganz bestimmt nicht. Ich bin stolz auf dich, weil du Schritte unternommen hast, um dich zu schützen, und ich weiß, dass du mir vertraust. Andernfalls hättest du nicht zugelassen, dass ich dich ohne Kondom nehme. Du bist Ärztin, und du bist viel zu gescheit, um dein Leben in dieser Form aufs Spiel zu setzen.«
Aidan rollte sich von ihr herunter und blickte zur Decke auf.
» Ich verstehe nicht, wie du zurückgehen könntest«, sagte sie und zog verwirrt die Stirn in Falten. »Ich bin noch nicht einmal sicher, ob ich verstehe, wie du hierhergekommen bist.«
Er drehte den Kopf zu ihr um und sah sie mit einem sanften Lächeln an. »Du hast von Athene gehört, nicht wahr? Der Göttin der Weisheit, die vollständig entwickelt dem Kopf des Zeus entsprungen ist.«
»Das ist ein Mythos«, höhnte sie, doch die Ähnlichkeit war verblüffend.
Achselzuckend sagte Aidan: »Begründen sich nicht alle Mythen und Legenden auf einem Körnchen Wahrheit?«
»Das heißt also …« Sie starrte sein Profil an und schmolz innerlich angesichts seiner Schönheit. Ein großes, anmutiges und todbringendes Raubtier, das sich auf ihrem Bett räkelte. Sie hatte ihn durch die Pfosten des Treppengeländers beobachtet, als er gegen Chad gekämpft hatte, hatte das Spiel der Muskeln in seinen Armen und auf seiner Brust beobachtet und wie sich die Hose seines Schlafanzugs über den Schenkeln gespannt hatte, wenn er mit einem Satz vorsprang. Und auch das feste Zusammenziehen seines Unterleibs, wenn er ebenso wendig wieder zurücksprang, war ihr nicht entgan gen. Die berechnende Art, mit der er seinen Gegner gemustert hatte, hatte sie erschauern lassen – und nicht nur vor Furcht. Wie Stacey ganz richtig bemerkt hatte, war Aidan Cross ein böser Bube und gefährlich, und sie wollte ihn zähmen.
Ehe er etwas erwidern konnte, sprang sie ihn an und warf sich auf seinen strammen Körper. Der Aufprall ließ ihn ächzen und mit weit aufgerissenen Augen zu ihr aufblicken. Sie bemächtigte sich seines Mundes, damit er nicht protestieren konnte, und ihre Zunge glitt erst über seine Lippen und dann hinein. Ihre Fingerspitzen fanden seine Brustwarzen und rieben sie leicht. Das Stöhnen, mit dem er ihr antwortete, war Musik in ihren Ohren.
»Für Vorsicht ist es zu spät«, flüsterte sie mit ihrem Mund an seinen Lippen, diesen herrlichen
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