Verlangen
zurückgelegt, um sie zu retten, und er hat te alles – aber auch alles –, was er kannte, zurückgelassen.
Für sie.
Sie trat auf das Gaspedal und fuhr zu Chads Haus. Während der Fahrt blickte sie ständig zu ihrem Rückspiegel auf. I hre Gedanken überschlugen sich, ihr Atem ging unregelmäßig, und ihre Hände und Füße waren so kalt wie Eis. Sie parkte den Wagen nach Gefühl vor Chads Haus, denn ihr Gehirn war zu überlastet, um die Vorgänge zu registrieren. Während sie sich langsam von ihrem Schock erholte, brauchte sie eine Stunde, um zu merken, dass Aidan nicht mit ihr redete.
Er schwieg, während er Chad auf dem Fußboden neben dem Bett arrangierte, um einen Sturz vorzutäuschen, der jedoch in keiner Weise für seine erschöpften Muskeln und das lädierte Gesicht verantwortlich sein konnte. Dennoch war es das Beste, was sie tun konnten.
Aidan schwieg auf der Heimfahrt und auf dem Weg von der Garage ins Haus, obwohl sie mit ihrer Hand auf dem Türgriff stehen blieb und sich ihr Blut bei der Erinnerung daran erhitzte, was sie dort getan hatten. Es war erst wenige Stunden her, und doch schien es ihr eine Ewigkeit zurückzuliegen.
Sie hatte einen Blick über die Schulter geworfen und das Glimmen seines Blicks gesehen. Er hatte auch daran gedacht, aber abgesehen von der Glut in seinen Augen war er distanziert und kalt gewesen.
Als er jetzt mit einer Schlaftablette in der Hand in ihrer Küche stand, wurde ihr klar, dass es für ihn genauso schwer war wie für sie.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will jetzt keine Schlaftablette. Wir müssen miteinander reden.«
»Wir haben genug geredet.« Seine Mundpartie war hart. »Du brauchst Schlaf.«
»Ich bin nicht müde.«
»Aber du stehst unter Schock. Du weißt nicht, was du bist.« Sein Tonfall senkte sich matt. »Oder was ich bin.«
»Aidan …«
Beim Klang seines Namens schloss er die Augen.
»Wirst du mit mir nach oben kommen?«, fragte sie sanft.
»Das geht nicht. Ich habe zu tun.«
»Nur, bis ich einschlafe?«
»Lyssa.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich mich hinlege, kann es passieren, dass ich selbst einschlafe. Das darf ich nicht tun. Wir müssen uns mit dem Schlafen abwechseln. Wir können es uns nicht leisten, dass ich gleichzeitig mit dir nicht bei klarem Bewusstsein bin.«
Wenn sie abwechselnd schliefen, würden sie nie zusammen sein.
Und sie brauchte ihn.
Fast hätte sie ihm gesagt, sie wolle nichts anderes, als von ihm umschlungen dazuliegen, ihn in sich zu spüren, sich umsorgt und geborgen zu fühlen. Aber wenn sie ihm das sagte, könnte sie sich einer ablehnenden Antwort erst recht sicher sein. Zum ersten Mal, seit er zur Tür hereingekommen war, war sie ziemlich sicher, dass er nicht mit ihr schlafen wollte. Daher sagte sie einfach nur: »Bitte.«
Er knurrte leise und fuhr sich mit einer Hand durchs Haa r. Dann bedeutete er ihr vorauszugehen und folgte ihr die Treppe hinauf. Auf dem Weg ins Badezimmer reichte Aidan ihr die Schlaftablette, und sie trat vor das Waschbecken, während er sich auf dem Bett ausstreckte.
Sie betrachtete ihr Spiegelbild und wusste, dass sie wie eine wandelnde Leiche aussah, aber sie wusste auch, dass das, was Aidans Glut einen Dämpfer verpasst hatte, nicht ihr Aussehen war.
Sie legte die Tablette auf die Umrandung. Wenn sie sie später brauchte, na bitte, dann war es eben so. Aber erst würde sie versuchen, Aidan dazu zu bringen, dass er mit ihr redete.
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, kroch Lyssa ins Bett und streckte sich neben ihm aus. Aidan lag auf der Seite und hatte den Kopf in die Hand gestützt, doch als sie dicht neben ihm lag, drehte er sich auf den Rücken und zog sie an sich. Sie warf ein Bein über seine Beine und einen Arm über seinen Unterleib. Als Reaktion darauf versteifte er sich.
»Du bist mir böse«, flüsterte sie, und ihr Atem strich heiß über seinen Brustkorb.
Er atmete hörbar aus und presste sich an sie. »Nein, ich bin dir nicht böse.«
»Dann halt mich in den Armen«, hauchte sie. »Ich brauche dich.«
»Lyssa …« Aidan senkte den Kopf und nahm ihren Mund; seine Zunge glitt tief hinein und ließ sie unter ihm erschauern.
Sie brauchte das, brauchte die Verbindung zwischen ihn en, um die Bodenhaftung wiederzufinden. Er war ein Traum, ein Alien, ein Mann, der Jahrhunderte älter war als sie. Sie war eine Bedrohung, eine Prophezeiung, der Schlüssel zu seiner Zerstörung. Die Distanz zwischen ihnen war eine gähnende Kluft; Galaxien und Daseinsebenen
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