Verlangen, das für immer brennt
Kontrolle einem weniger vernünftigen Körperteil zu überlassen als dem Kopf?
Hatties bloße Nähe in den letzten Tagen hatte ausgereicht, um ihn in regelmäßigen Abständen zu eiskalten Duschen zu zwingen. Seit Tagen versuchte er, sich einzureden, dass seine körperliche Reaktion nur auf seine Erinnerung an längst vergangene Zeiten zurückzuführen war. Als sie sich kennen gelernt hatten, war Hattie noch Jungfrau gewesen. Ein zurückhaltendes, vorsichtiges Mädchen mit großen Augen. Auf ihn hatte sie so gewirkt, als würde sie ständig befürchten, jemand könne ihr im nächsten Moment den Boden unter den Füßen wegziehen.
Luc selbst war nicht gerade ein Kind von Traurigkeit gewesen. Schon zu Schulzeiten hatte er eine ganze Reihe von Freundinnen gehabt, und auf dem College war es nicht anders. Doch als Hattie in sein Leben trat, änderte sich alles. Sie war nicht so wie die anderen. Sie mochte ihn, aber im Gegensatz zu seinen sonstigen Affären interessierte sie sich kein bisschen für sein Geld. Anfangs hatte er noch den Verdacht gehabt, sie würde ihr Desinteresse nur heucheln, um sich interessant zu machen. Aber nach einer Weile war ihm klar geworden, dass sie sich tatsächlich nicht um seinen Reichtum scherte.
Sie erwartete keine Geschenke, sondern Aufmerksamkeit und echtes Interesse. Und das waren Dinge, die man mit Geld nicht kaufen konnte. Es dauerte lange, bis er begriff, dass sein Vermögen sogar ein Hindernis war.
Ein leises Geräusch ließ ihn herumfahren. Hattie stand im Durchgang zur Halle. Sie war barfuß, trug ein T-Shirt und eine bequeme Freizeithose und hatte sich das blonde Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden.
Luc klopfte neben sich auf das Sofa. „Möchtest du ein Glas Wein?“ Das Gespräch, das ihnen bevorstand, würde Hattie sicher leichter fallen, wenn sie sich ein wenig entspannte.
Doch sie schüttelte den Kopf und nahm am anderen Ende des Sofas Platz, so weit von ihm entfernt wie irgend möglich. Offenbar war sie nervös, und das verschaffte ihm einen Vorteil. Er überreichte ihr einen dünnen weißen Umschlag. „Lass uns hiermit anfangen.“ In dem Kuvert befanden sich drei Kreditkarten, die bereits auf ihren zukünftigen Namen Hattie Parker Cavallo ausgestellt waren.
„Was soll das?“, fragte Hattie und drehte die Karten misstrauisch in den Händen.
Er legte seinen Arm auf die Sofalehne. „Als meine Frau brauchst du eine angemessene Garderobe. Wir werden viele Veranstaltungen besuchen und einige Reisen machen. Und ich möchte, dass ihr beide mich so oft wie möglich besucht, wenn ich unterwegs bin. Außerdem muss das Kinderzimmer eingerichtet werden. Ich habe dir ein paar Möbelkataloge auf dein Nachttischchen gelegt. Ana zeigt dir nachher das Zimmer, das ich für Deedee ausgesucht habe. Wenn es dir nicht gefallen sollte, finden wir sicherlich ein anderes.“
Hattie erblasste und warf ihm einen erschrockenen Blick zu.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er.
Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Ich … ich habe einfach das Gefühl, dass du mein ganzes Leben in Besitz nimmst. Als hätte ich alle Kontrolle verloren.“
Instinktiv ballte er die Fäuste. Mühsam zwang er sich, wieder eine entspanntere Haltung anzunehmen. „Ich dachte, es wäre nützlich, wenn unsere Lüge so glaubwürdig wie möglich wirkt.“
„Das stimmt ja auch, aber …“
„Was, aber? Gefallen dir meine Pläne nicht?“
„Doch, absolut.“
„Dann verstehe ich dein Problem nicht.“
Hattie sprang auf und begann, unruhig auf und ab zu laufen. Dass sie Luc dabei ihre ausgesprochen ansehnliche Hinterseite präsentierte, machte die Situation nicht unbedingt einfacher für ihn. Wie sollte er sich bei diesem Anblick denn bitte auf die Krise konzentrieren, die sich so unerwartet entwickelt hatte?
Zum Glück fuhr Hattie wieder herum und sah ihn unverwandt an. „Ich bin es einfach gewöhnt, mich selbst um alles zu kümmern.“ Sie schrie die Worte fast, so aufgebracht war sie.
Luc atmete tief durch und erwiderte mit gespieltem Desinteresse: „Wenn du möchtest, können wir die ganze Sache auch abblasen. Meine Anwälte schaffen es sicherlich auch so, dir zum Sorgerecht zu verhelfen. Ist es das, was du willst?“
In einer Geste tiefer Verzweiflung vergrub Hattie das Gesicht in den Händen und schluchzte: „Nein! Im Grunde will ich doch einfach nur meine Schwester zurückhaben.“
Er konnte sie einfach nicht weinen sehen, ohne zu handeln. Mit einem Satz sprang Luc
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