Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
hochzufrieden mit unserem Geschäft, Madam.« Vor der Küchentür küßte er sie leicht auf den Mund. Seine Augen glitzerten. »Und obgleich ich dich in der Nacht in dem Gasthaus nicht in diese peinliche Situation bringen wollte, kann ich nicht gerade behaupten, daß es mir leid tut, wie alles gekommen ist. Alles in allem sind wir in Anbetracht der Risiken, die wir eingegangen sind, noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.«
    »Ich sehe nicht, wie es hätte schlimmer kommen können.«
    »Dann fehlt es Ihnen an Vorstellungsvermögen, Madam. Ich habe die Nächte über wachgelegen und mir all die entsetzlichen Dinge vorgestellt, die während unserer nächtlichen Ausflüge hätten passieren können.« Er hob ihr Kinn an. »Bist du wirklich so unglücklich mit mir, Vicky?«
    Sie wollte sagen, daß er sie nicht so liebte wie sie ihn. Sie wollte ihm Vorhalten, daß er sie in diese Ehe hineinmanövriert hatte, und daß ihre Gefühle sie zu zerreißen drohten, während er seine vollständig unter Kontrolle zu haben schien. Sie hatte das Bedürfnis, ihm seine überwältigende Schuld vor Augen zu führen, ihn dazu zu bringen, ihre Vergebung zu erflehen, ihr seine unsterbliche Liebe und Treue zu schwören.
    Kurz gesagt, Victoria merkte, daß sie auf Rache sann wegen der Situation, in der sie sich befand. Sie war jedoch vernünftig genug zu erkennen, daß sie diese Genugtuung wohl niemals erführe.
    Doch sie hatte ihre Lektion gelernt, schwor sie sich stumm. Sie würde die Geheimnisse ihres Herzens für sich behalten, ebenso wie sie die anderen, dunkleren Geheimnisse nicht offenbarte. Wenn der Graf von Stonevale mit dieser Ehe zufrieden war, würde sie versuchen, ebenfalls zufrieden zu sein.
    »Ich glaube«, sagte Victoria vorsichtig, »daß Sie vielleicht nicht unbedingt der schlechteste Ehemann sind.«
    »Das ist ein äußerst schwaches Lob, Madam«, beschwerte er sich leise. »Du kannst es doch sicherlich besser ausdrücken?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und sah zu ihm auf. Im Mondlicht wirkte er bedrohlich. Groß und mächtig thronte er über ihr. Hellsilbern und tiefdunkel wirkten seine scharf geschnittenen Gesichtszüge. Seine Augen glitzerten in sinnlicher Bedrohung und ließen ihre gerade zur Ruhe gekommenen Gefühle neu aufflackern. Sie sollte sich vor ihm fürchten. Statt dessen fühlte sie sich in seiner Gegenwart immer seltsam sicher. Verdammt.
    Instinktiv wollte sie ihre Arme um seinen Hals werfen und ihm ihre Liebe gestehen. Doch Selbstschutz und Stolz verhinderten eine solch übereilte und sinnlose Tat. Niemals wieder würde sie sich Lucas so vollständig ausliefern wie in jener schicksalhaften Nacht in dem Gasthaus.
    »Ich glaube, Graf, ich habe Ihnen bereits erklärt, daß ich mein möglichstes tun werde, um meinen Teil unseres Abkommens zu erfüllen.«
    Traurig schüttelte Lucas den Kopf und küßte sie auf die Nasenspitze. »So stolz. Und so wild entschlossen, nicht einen Deut mehr nachzugeben als unbedingt erforderlich. Wie kannst du nur so grausam sein, Vicky?«
    »Ich glaube kaum, daß es grausam ist, wenn ich sage, daß ich bereit bin, die Situation, in der ich mich befinde, hinzunehmen. Was könnten Sie sonst noch verlangen?«
    »Alles.«
    »Sie klingen, als sprächen Sie von meiner völligen Unterwerfung, Graf.«
    »Vielleicht tue ich das.«
    »In diesem Fall schwöre ich Ihnen, daß Sie bis zu dem Tag werden warten müssen, an dem es Frauen gestattet sein wird, öffentlich in Reithosen herumzulaufen«, schoß sie zurück. »Mit anderen Worten, ewig.«
    »Vielleicht nicht ganz so lange. Aber wir werden später darauf zurückkommen. Im Augenblick bin ich mit dem Fortschritt, den wir heute nacht erzielt haben, durchaus zufrieden.« Er ergriff ihre Hand und führte sie in das dunkle, schlafende Haus.
    Der Pfarrer und seine Frau waren nervös. Es war offensichtlich, daß sie es nicht gewohnt waren, im Stonevaleschen Herrenhaus zum Tee geladen zu sein. Victoria vermutete, daß sie nie zuvor eingeladen gewesen waren, vor allem nicht, um über die Bedürfnisse der Dorfbewohner zu sprechen. Sie war verärgert. Dies war ein weiterer Beweis dafür, daß sich der letzte Graf nicht im geringsten um die Menschen in seiner Umgebung gekümmert hatte.
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich bin, daß Sie und Ihre wundervolle Gattin hierhergezogen sind, Graf Stonevale.« Reverend Worth, ein rotgesichtiger, kräftiger Mittfünfziger, sprach sehr ernst.
    »In der Tat. Wir freuen uns, Sie

Weitere Kostenlose Bücher