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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Wahrscheinlich bloß jemand, der gerade vorbeikam. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Knabe die Gegend bereits wieder verlassen hätte. In seinem Beruf ist es wahrscheinlich ratsam, nicht allzu lange an einem Ort zu verweilen.« Zufrieden, die Situation gerettet zu haben, wandte sich der Pfarrer einem ungefährlicheren Thema zu. »Wie ich bereits sagte, Stonevale, ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber haben Sie schon darüber nachgedacht, welche Getreidesorten Sie anpflanzen wollen? Ich lebe bereits seit einigen Jahren hier, und ich habe ein wenig Ahnung davon, was auf diesem Boden gedeiht.«
    Mrs. Worth war alarmiert. »Wirklich, mein Lieber, ich bin mir sicher, daß dich Seine Lordschaft um Rat fragen würde, wenn er ihn wünschte.«
    »Natürlich, du hast recht.« Der Pfarrer lief dunkelrot an. »Es tut mir leid. Gartenbau ist eine meiner Leidenschaften. Ich habe bereits eine Reihe kleinerer Untersuchungen auf diesem Gebiet angestellt.«
    Lucas hob den Kopf. »Tatsächlich, Sir?«
    Der Pfarrer hustete nochmals leicht, doch dieses Mal wirkte er ein wenig selbstsicherer. »Ein, zwei meiner Berichte wurden im Botanischen Fortschritt veröffentlicht, und im Augenblick arbeite ich an einem Buch über Gartenblumen.«
    »Was wissen Sie über Buchweizen?« fragte Lucas bündig. Alle Zeichen seiner Unruhe waren verschwunden.
    »Gutes Tierfutter. Natürlich gut für schlechten Boden, aber wenn möglich, bevorzuge ich Hafer, Weizen und Mais.«
    »Ich habe gehört, Buchweizen kann in Zeiten der Weizenknappheit auch von Menschen gegessen werden.«
    »Nur von denen drüben auf dem Kontinent. Ich bezweifle, daß Sie einen Engländer dazu bewegen könnten, Buchweizen zu essen, es sei denn, er litte entsetzlichen Hunger.«
    »Ich verstehe. Außerdem habe ich überlegt, ob ich nicht lieber mit Mergel düngen sollte als mit Jauche«, sagte Lucas. »Was halten Sie davon?«
    »Zufällig habe ich auf diesem Gebiet ein wenig geforscht«, erwiderte der Pfarrer begeistert. »Ich habe Mergel an den Rosenbüschen meiner Frau getestet. Außerdem Torf, Kalk und Fischmehl. Ich habe ein ausführliches Tagebuch geführt. Würden Sie sich für die Ergebnisse interessieren?«
    »Selbstverständlich.« Lucas erhob sich. »Weshalb gehen wir nicht in die Bibliothek? Ich habe dort ein paar Karten von der Gegend.« Er wandte sich an Victoria. »Ihr entschuldigt uns sicher, meine Liebe.«
    »Natürlich.«
    »Kommen Sie, Herr Pfarrer. Ich habe verschiedene Fragen. Zunächst wegen der Jauche. Ich muß zugeben, sie hat den Vorteil, daß wir sie im Überfluß haben.«
    »Stimmt. Und wenn man mal nicht genug hat, ist es kein Problem, welche aus London kommen zu lassen. In den Londoner Ställen stehen mehrere tausend Pferde. Irgendwo muß man ja mit der ganzen Jauche hin. Haben Sie zufällig Humphrey Davys Bestandteile landwirtschaftlicher Chemie gelesen?«
    »Nein«, sagte Lucas. »Aber ich habe eine Kopie von Marshalls Landwirtschaft in Yorkshire gelesen. Marshall ist ein Verfechter von Mergel.«
    »Er hat seine Vorzüge, das versichere ich Ihnen. Ich kann Ihnen meine Kopie von Davys Bestandteilen leihen, wenn Sie möchten. Der Mann befaßt sich auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau mit dem Thema Jauchedüngung. Ich glaube, es könnte Sie interessieren.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, sagte Lucas.
    Ins Gespräch vertieft verließen die beiden Männer den Raum.
    Victoria sah ihren Gast an. »Möchten Sie noch etwas Tee, Mrs. Worth?«
    »Danke, Mylady.« Sie sah ihre Gastgeberin entschuldigend an. »Bitte entschuldigen Sie das Benehmen meines Mannes. Ich fürchte, Gartenbau und Landwirtschaft sind seine große Leidenschaft.«
    Victoria grinste. »Glauben Sie mir, da ist er in guter Gesellschaft. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hat mein Mann in letzter Zeit ein ebensolches Interesse daran entwickelt.«
    Mrs. Worth entspannte sich und kicherte leise. »Das stimmt. Stellen Sie sich vor, in einem Salon über Jauche zu sprechen. Aber schließlich sind wir ja hier auf dem Land.«
    »Im Hause meiner Tante in London ging es auch nicht viel anders zu. Meine Tante interessiert sich sehr für wissenschaftliche Studien, und ich fürchte, ich bin ganz in ihre Fußstapfen getreten. Ich finde großen Gefallen an derartigen Gesprächen.«
    Die Frau des Pfarrers strahlte vor Begeisterung. »Vielleicht hätten Sie und Graf Stonevale ja Interesse daran, einigen der Versammlungen unserer Gesellschaft für die Untersuchung rätselhafter Dinge

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