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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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nächtlichen Abenteuer.
    Und jetzt wollte sie mit ihm zusammen sein.
    Victoria gab den sinnlosen Versuch einzuschlafen auf und glitt unter ihrer Decke hervor. Ihr Nachthemd flatterte um ihre Knöchel, als sie zum Ankleidetisch vor der Verbindungstür hinüberging. Angestrengt horchte sie nach Geräuschen aus dem Nebenzimmer, die ihr zeigen würden, daß auch Lucas Schwierigkeiten hatte einzuschlafen. Doch sie hörte nichts.
    Das Verlangen, die Verbindungstür leise zu öffnen, um zu sehen, ob er schlief, war überwältigend. Doch die von ihr errichtete Barrikade war ein echtes Hindernis. Sie könnte den Anklei-detisch an seinen alten Platz zurückschieben, aber der Lärm würde Lucas sicherlich aufwecken.
    Sie blickte zum Fenster und lächelte. Wenn der Graf von Stonevale über den Fenstersims klettern konnte, konnte sie das auch.
    Victoria ging hinüber zum Fenster, öffnete es und sah hinunter. Es wirkte recht steil, und der Sims war nicht annähernd so breit, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nun denn, er hatte es sogar mit seinem verletzten Bein geschafft.
    Victoria atmete tief ein und trat hinaus auf den Sims. Die kühle Nachtluft drang durch ihren dünnen Musselinmorgenrock, und sie erschauderte.
    Sie klammerte sich an die kalte Steinwand und bewegte sich langsam auf das andere Fenster zu. Es würde nicht ganz so einfach werden, wie sie gedacht hatte. Sie stellte fest, daß sie nicht schwindelfrei war. Jedesmal, wenn sie hinuntersah, wurde ihr schwummrig.
    Genau auf halber Höhe blieb sie stehen. Sie wußte, daß sie nicht weitergehen konnte. Bei Lucas hatte diese Kletterei wie ein Spaziergang im Park gewirkt. Sie wußte nicht, wie er das angestellt hatte, aber sie war gezwungen, sich geschlagen zu geben.
    Als sie versuchte, zu ihrem Fenster zurückzukehren, stellte sie fest, daß sie ein großes Problem hatte. Es war keineswegs leichter zurückzukehren als weiterzugehen.
    Es war einfach lächerlich. Ihre Bewegungsunfähigkeit erschreckte sie. Vor Kälte zitternd, den Rücken gegen die Steinwand gepreßt, schloß Victoria die Augen und versuchte nachzudenken. Auf keinen Fall konnte sie die ganze Nacht über hier draußen herumstehen. Sie öffnete die Augen und sah, daß Lucas’ Fenster geöffnet war.
    »Lucas? Lucas, kannst du mich hören?«
    Es kam keine Antwort, und das Herz sank ihr in die Knie. Der Gedanke, um Hilfe zu rufen, bis einer der Bediensteten sie hören würde, war einfach zu demütigend, um auch nur in Betracht gezogen zu werden.
    »Lucas«, rief sie etwas lauter. »Lucas, bist du da? Verdammt, Stonevale, das ist alles deine Schuld. Wach auf und tu was.«
    »Himmel.« Lucas’ Kopf erschien im Fenster. »Ich hätte mir denken können, daß du so etwas versuchen würdest. Was zum Teufel treibst du da draußen?«
    Erleichterung machte sich in ihr breit. »Ich wollte nur ein bißchen Spazierengehen«, murmelte sie. »Es scheint jedoch, als sei ich nicht vollkommen schwindelfrei.«
    »Rühr dich nicht. Ich komme und hole dich.«
    »Ich werde mich bestimmt nicht bewegen.« Sie beobachtete, wie er ein Bein aus dem Fenster schwang und auf den Sims hinaustrat. »Gütiger Himmel, Graf, Sie sind ja nackt.«
    »Es tut mir leid, wenn ich dir damit zu nahe trete. Wäre es dir lieber, wenn ich umkehre und mich erst einmal ankleide?«
    »Nein. Nein, bloß nicht. Hol mich von diesem gräßlichen Sims, bevor du irgend etwas anderes tust.«
    »Ja, Madam. Zu Ihren Diensten, Madam. Es ist mir eine Ehre, Ihnen behilflich zu sein, Madam. Schreien Sie nicht so, Madam, oder die Bediensteten werden morgen früh eine Menge zu klatschen haben.«
    Sie entspannte sich ein wenig, als seine kräftigen Finger ihr Handgelenk umschlossen. »Wie in aller Welt hast du es geschafft, auf diesem Weg in mein Zimmer zu kommen?«
    »Sei versichert, daß ich diesen Weg nicht gewählt habe, weil es mir Spaß macht, auf Fenstersimsen herumzuspazieren. Ich habe ihn gewählt, weil du diesen verdammten Ankleidetisch vor die Verbindungstür geschoben hast, wie du vielleicht noch weißt. Ich nehme an, das Ding steht immer noch dort, und deshalb bist du hier draußen?«
    »Ich fürchte, genau das ist der Fall.« Dankbar folgte sie ihm zurück zu seinem Fenster. Einen Augenblick später stand sie sicher in seinem Zimmer. Sie seufzte erleichtert auf und klopfte sich den Staub von den Händen. »Vielen Dank, Lucas. Ich muß zugeben, daß ich mich dort draußen etwas unwohl gefühlt habe.«
    »Und ich muß gestehen, daß ich leicht entsetzt war,

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