Verlangen
als ich dich dort draußen sah.« Er umfaßte ihre Schultern. »Natürlich bin ich äußerst geschmeichelt ob deiner Begeisterung für mein Bett, aber wenn du es das nächste Mal mit mir teilen möchtest, klopf besser einfach an.«
Sie furchte mürrisch die Stirn. »Sie sind sehr von sich überzeugt, Graf.«
»Tatsächlich? Willst du mir etwa erzählen, du hättest da draußen auf dem Sims gestanden, weil du dich gelangweilt hast und dir nichts Besseres eingefallen ist, als zwischen den Fenstern hin und her zu spazieren?«
Es hatte keinen Zweck. Sie konnte schwerlich leugnen, daß sie versucht hatte, in sein Schlafgemach zu gelangen. »Du brauchst mich nicht noch aufzuziehen, Lucas. Die ganze Sache ist bereits demütigend genug.«
Er lächelte langsam und sinnlich. »Was ist so erniedrigend an der Tatsache, daß du Gefallen findest an dem, was wir im Ehebett teilen, meine Süße?«
»Das ist es nicht. Es ist nur, daß ich den ganzen Tag über wütend auf dich war, und nun kommst du wahrscheinlich zu dem Schluß, daß ich hier bin, weil ich wollte, daß du mit mir schläfst.«
»Bist du etwa nicht deswegen gekommen?«
»Doch. Aber das heißt nicht, daß ich meine Meinung wegen der anderen Dinge geändert habe, obgleich du das natürlich annehmen mußt. Oder, schlimmer noch, du wirst wahrscheinlich denken, daß du mich einfach gefügig machen kannst, indem du einen nächtlichen Ausflug mit mir unternimmst. Das ist jedoch gewiß nicht der Fall.«
Er lachte leise. »Du brauchst dich wegen keinem dieser Dinge zu schämen, Vicky. Aber wenn du dich dann weniger gedemütigt fühlst, verspreche ich dir, daß ich deine Anwesenheit hier nicht als Zeichen deiner Vergebung betrachte. Genügt dir das? Morgen können wir uns dann wieder hinter die Gefechtslinien zurückziehen, die du heute gezogen hast, wenn du das wirklich willst.«
»Lucas, du bist unverbesserlich. Du weißt sehr gut, daß die Dinge zwischen uns am Morgen anders aussehen werden. Wie bitte soll ich dir morgen wieder die kalte Schulter zeigen, wenn du heute nacht mit mir das Bett teilst?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er, während er sie hochhob und auf sein Bett setzte. »Wie willst du es denn machen?«
Sie sah zu ihm auf, als er neben ihr Platz nahm. »Vielleicht sollte ich mich um eine Anstellung in deinen Ställen bemühen und nicht Billy Simms. So könnte ich das Taschengeld aufbessern, das ich von dir bekommen werde.«
Er küßte ihren Hals. »Hast du etwa Leib und Leben auf diesem verdammten Sims riskiert, nur um unseren Streit fortführen zu können, oder bist du gekommen, damit wir miteinander schlafen?«
Victoria entspannte sich und schlang die Arme um seinen Hals. »Ich bin hierher gekommen, damit du deiner Pflicht als Ehemann nachkommen und mit mir ins Bett gehen kannst.«
»Das habe ich mir fast gedacht.« Er umfaßte ihre Brust und küßte sie auf den Mund.
Eine Weile später rührte Victoria sich schläfrig in dem riesigen Bett. Sie öffnete die Augen und sah Lucas am Fenster stehen. Er hatte einen Fuß auf den Sims gesetzt. »Um Himmels willen, wohin willst du?«
»Ich werde den Ankleidetisch von deiner Tür wegschieben. Soll deine Zofe etwa merken, daß du meintest, dich heute nacht in deinem eigenen Zimmer verbarrikadieren zu müssen?«
»Nein, natürlich nicht. Sei vorsichtig, Lucas.«
»Ich bin gleich zurück.«
Er verschwand in der Dunkelheit, und ein paar Minuten später hörte Victoria, wie der schwere Ankleidetisch an seinen angestammten Platz zurückgeschoben wurde. Die Verbindungstür öffnete sich, und Lucas kam in sein eigenes Zimmer zurückspaziert. Während er sich den Staub von den Händen klopfte, sah Victoria ihn finster an.
»Nun, was habe ich jetzt schon wieder gemacht?« fragte er, als er neben ihr ins Bett glitt.
»Ich verstehe nicht, wie du so einfach nackt herumspazieren kannst.«
»Wer sollte mich schon sehen? Außer dir natürlich.« Er grinste und warf eines seiner Beine über sie. »Und du bist ebenso nackt wie ich.«
»Egal.« Sie machte eine Pause. »Lucas, ich muß dir etwas sagen.«
»Was, meine Süße?«
Victoria sah Lucas einen Augenblick an. Sie suchte nach den richtigen Worten. »Wegen unseres Streits.«
»Welcher Streit?«
»Der Streit über mein Geld.«
»Hat diese Diskussion nicht bis zum Frühstück Zeit? Ich bin erschöpft. Mitten in der Nacht ausreiten, junge Damen von Fenstersimsen retten und schwere Möbel rücken sind Beschäftigungen, die an einem Mann in meinem Alter nicht
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