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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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seit ihrer ersten Nacht hier auf Stonevale keinen Alptraum mehr gehabt hatte. Doch das fast unmerkliche, nagende Gefühl der Unruhe war nicht ganz verschwunden. Victoria konnte sich des Gefühls nicht gänzlich erwehren, daß sich ihr etwas Dunkles und Drohendes unaufhaltsam näherte.
    Sie schmiegte sich enger an Lucas’ harten, warmen Körper, und er legte den Arm um sie. Wie so oft in letzter Zeit griff sie unbewußt nach dem Bernsteinamulett an ihrem Hals. Kurz darauf entspannte sie sich und schlief wieder ein.

16
    »Sie werden es nicht glauben, Ma’am, aber die Leute sagen, daß die Geister letzte Nacht schon wieder gesehen wurden. Bei der Vorstellung läuft’s einem kalt den Rücken runter, nicht? Obwohl es hier anscheinend keinen stört, daß diese beiden Geister durch die Gegend laufen. Naja, ich denke, so sind die Leute auf’m Land eben. Einfach seltsam.« Nan hatte das Mieder von Victorias gelbem Musselinkleid verschnürt und griff jetzt nach der silbernen Haarbürste.
    Victoria beobachtete ihre Zofe im Spiegel. »Sprichst du von dem Bernsteinritter und seiner Lady, Nan?«
    »Ja, Ma’am. Zumindest nennen sie sie in der Küche so.«
    »Haben sie auch erzählt, wo genau die Geister gesehen wurden?« fragte Victoria vorsichtig. In diesem Moment öffnete sich die Verbindungstür, und Lucas kam hereinspaziert. Sie stellte erleichtert fest, daß er vollständig bekleidet war und daß ihm sein verwundetes Bein offensichtlich keine besonderen Schmerzen bereitete.
    »Morgen, Mylord.« Nan machte einen schnellen Knicks und fuhr fort, Victorias kurze Locken lässig modisch zurechtzuzupfen.
    »Guten Morgen«, sagte Lucas leicht. Als er Victorias Blick im Spiegel begegnete, lächelte er zufrieden. »Fahren Sie mit Ihrer Geschichte fort, Nan. Wo wurden die Geister gesehen?«
    Nans Augen leuchteten auf. »Sie sind einen der Wege runter geritten. Echt verwegen. Können Sie sich das vorstellen? Ich frage Sie, warum bitteschön sollten zwei anständige Geister mitten in der Nacht durch die Gegend reiten? Also, manche Leute erzählen vielleicht ein seltsames Zeug...«
    »Da stimme ich Ihnen vollkommen zu«, bemerkte Lucas, während seine leuchtenden Augen weiterhin Victorias Blick im Spiegel festhielten. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, weshalb ein Paar vernünftiger Geister um diese Zeit ausreiten sollte. Wer hat sie denn gesehen?«
    »Nun, da bin ich mir nicht ganz sicher, Sir. Ich habe die Geschichte von einem der Küchenmädchen. Die hat sie wiederum von dem neuen Stallburschen, der heute morgen erst angefangen hat, hier zu arbeiten. Keine Ahnung, woher er die Geschichte hat.«
    »Wahrscheinlich hat er sich alles nur ausgedacht«, sagte Victoria. »Du kannst jetzt gehen, Nan. Danke.«
    »Ja, Mylady.« Nan machte einen erneuten Knicks, bevor sie den Raum verließ.
    Lucas grinste, als die Tür hinter der Zofe ins Schloß fiel. »Ich wette zehn zu eins, daß Billy Simms die Ereignisse der letzten Nacht noch hübsch ausgeschmückt hat.«
    »Zweifellos.« Victoria lachte. »Das wird ein echter Spaß, nicht Wahr, Lucas?«
    »Ich fürchte, es wird nicht ganz so amüsant werden, wenn
    jemand herausfindet, daß es sich bei den Geistern um den jetzigen Grafen von Stonevale und seine wilde Gräfin handelt. Doch mit dem Problem werden wir uns erst beschäftigen, wenn es auftritt. Bist du bereit, frühstücken zu gehen?«
    »Ja. In der Tat verspüre ich heute morgen einen enormen Appetit.«
    »Weshalb nur?« murmelte Lucas, während er ihr die Tür aufhielt.
    Victoria trat einen Schritt vor und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Es geht doch nichts über ein bißchen Bewegung, um den Appetit anzuregen, nicht wahr? Welche Pläne haben Sie für den heutigen Tag, Graf?«
    »Ich werde den Pfarrer treffen, um mit ihm ein paar Ideen für das neue Bewässerungssystem zu besprechen. Und was sind deine Pläne, meine Liebe?«
    Sie lächelte heiter, während sie die Treppe hinabstiegen. »Oh, ich dachte, ich sollte vielleicht den Vormittag damit verbringen, die Zinsraten verschiedener Geldverleiher zu vergleichen, deren Dienste ich womöglich in Anspruch nehmen muß, falls ich jemals mit einem kleinen Taschengeld abgespeist werden sollte.«
    »Sparen Sie Ihre Energie, Madam. Der Tag, an dem ich Ihnen gestatten werde, zu einem Geldverleiher zu gehen, wird der Tag sein, an dem ich den Kampf aufgebe und als Zeichen meiner Niederlage die weiße Fahne schwenke.«
    »Eine interessante Vorstellung. Irgendwie fällt es mir schwer

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