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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Dann lächelte sie die umstehenden Frauen wissend an. »Männer machen solch eine Wandlung durch nach der Hochzeit, nicht wahr?« murmelte sie entschuldigend. »Weshalb nur sind sie vor der Heirat so zuvorkommend und galant und danach so entsetzlich diktatorisch?«
    Lucas ergriff ihren Arm und führte sie in eine Ecke. Das Gelächter und Gekichere in seinem Rücken war ihm bewußt. »Ich werde Sie nur eine Minute beanspruchen, Madam, und dann dürfen Sie sich wieder Ihren Betrachtungen über Ehemänner hingeben.«
    »Um Himmels willen, Lucas, ich habe nur einen Spaß gemacht. Was ist los? Ist etwas passiert?«
    »Ich weiß nicht. Eben habe ich das hier erhalten.« Er zeigte ihr die Nachricht.
    Sie las, und ihre Augen weiteten sich. »Edgeworth?«
    »Er muß es sein. Wahrscheinlich hat er keine Einladung erhalten und konnte nicht hereinkommen, um mit mir zu sprechen. Ich werde hinausgehen und sehen, was er will. Ich wollte dich nur davon in Kenntnis setzen, daß ich eine Weile nicht da sein werde. Ich wollte vermeiden, daß du die Leute auf meine Abwesenheit aufmerksam machst. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.«

    Victoria sah sich prüfend um. »Ich denke, es ist durchaus möglich, unbemerkt hinauszuschlüpfen. Weißt du, ich denke, wir könnten uns leicht beide hinausstehlen. Es sind inzwischen so viele Leute da, daß keiner bemerken würde, wenn wir fehlen. Jeder, der nach uns suchen würde, nähme einfach an, daß wir am anderen Ende des Raumes, auf dem Balkon, im Spielsalon oder draußen in den Gärten sind.«
    »Victoria...«
    Vorfreude zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Ja, ich bin sicher, daß wir uns beide hinausschleichen könnten. Du gehst vor, und ich werde einfach gemächlich in den Garten spazieren, über die Mauer klettern und um die Ecke flitzen. Dort können wir uns dann treffen.«
    »Bist du verrückt geworden?« Er war wie vom Donner gerührt, obgleich er so etwas hätte erwarten müssen. »Das wirst du auf keinen Fall tun. Ich verbiete es. Du wirst hier bleiben, Vicky. Das ist ein direkter Befehl. Unter keinen Umständen wirst du diesen Ballsaal verlassen. Du wirst noch nicht einmal in den Garten gehen, um frische Luft zu schnappen. Hast du mich verstanden?«
    »Sehr gut, Graf. Ich versichere Ihnen, Sie haben sich sehr deutlich ausgedrückt. Wirklich, Lucas, manchmal hast du die höchst ärgerliche Angewohnheit, mir Dinge, die mich besonders interessieren, vorzuenthalten.«
    »Entschuldige bitte, meine Liebe, aber manchmal hast du die höchst ärgerliche Angewohnheit, mir wahrhaft idiotische Vorschläge zu unterbreiten. Nun geh zurück zu deinen Freunden. Ich werde so schnell wie möglich zurück sein.«
    »Ich werde einen ausführlichen Bericht verlangen, sobald du wieder diesen Ballsaal betrittst.«
    »Zu Befehl, Madam.«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und sah ihn plötzlich sehr intensiv an. »Lucas, versprich mir, daß du vorsichtig sein wirst.«
    »Ich bin überzeugt, daß mir keinerlei Gefahr droht«, sagte er beschwichtigend. »Aber ich gebe dir mein Wort.« Dann warf er einen kurzen mißbilligenden Blick auf ihr Dekollete. »Die einzige Gefahr heute abend besteht darin, daß du dir einen bösen Schnupfen holen könntest.«
    Sie grinste. »Ich werde mein möglichstes tun, mich durch Tanzen warm zu halten. Los, Lucas. Und komm schnell zurück.«
    Er spürte das dringende Bedürfnis, sie auf ihren wunderbaren Mund zu küssen, doch er wußte, daß das unmöglich war. Eine derart öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen wäre skandalös. Vollkommen undenkbar. Er konnte es eben nur nicht lassen, daran zu denken.
    »Vicky?«
    »Ja, Lucas?«
    »Hältst du mich immer noch nur für einen akzeptablen Ehemann?«
    »Durchaus akzeptabel, Graf«, erwiderte sie vergnügt.
    Er drehte sich um und machte sich auf den Weg durch die Menge. Da er keine Aufmerksamkeit erregen wollte, schritt er gemächlich voran. Als er annahm, daß sich niemand etwas dabei denken würde, wenn er kurz an die frische Luft ginge, trat er hinaus in den Garten.
    Die Gartenmauer der Athertons war ebenso leicht zu überwinden wie die Mauer bei Lady Nettleship. Lucas fand ein paar Spalte in den Steinen sowie eine Handvoll Efeu, und einen Augenblick später saß er auf der Mauer und sprang hinab auf die Straße.
    Er befand sich in einer engen dunklen Gasse. Es stank wie in allen Londoner Gassen. Er ging zur Vorderseite des Hauses und an einer Gruppe von Kutschern und Stallburschen vorbei, die sich mit einem

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