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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Würfelspiel die Zeit vertrieben.
    Im Schatten eines Gespanns blieb er stehen, um die Reihe der Kutschen zu betrachten. An der Ecke, etwas abseits, stand ein
    kleines schwarzes Gefährt. Der Kutscher saß auf dem Bock. Offensichtlich erwartete er jemanden.
    Lucas ging um zwei andere Kutschen herum und näherte sich der Rückseite des Gefährts.
    »Warten Sie zufällig auf jemanden?«
    Der Kutscher drehte sich überrascht um und sah auf Lucas hinab. »Ja, Sir.«
    »Vielleicht bin ich derjenige, den Sie erwarten.«
    »Ich hab Sie noch nich mal aus dem Haus kommen sehn«, sagte der Kutscher mit einem Anflug von Bewunderung. »Ich hab einen Fahrgast, der mit Ihnen sprechen will.«
    Lucas sah forschend in die dunkle Kutsche, in der er einen Mann entdeckte. Da er das Fest hatte unauffällig verlassen müssen, hatte er keine Möglichkeit gehabt, seinen Mantel mitzunehmen. Und in seiner enganliegenden Abendgarderobe konnte er natürlich keine Pistole verstecken. Bedauerlich.
    »Guten Abend, Edgeworth. Ich nehme an, Sie erwarten mich bereits?«
    »Ich habe etwas, was Sie wahrscheinlich interessieren wird, Stonevale. Kommen Sie einen Augenblick herein.«
    Lucas wägte seine Chancen ab und beschloß, daß die Möglichkeit, etwas herauszufinden, mehr wog als die Risiken. Er öffnete die Tür und stieg schwerfällig in die Kutsche, wobei er bewußt sein linkes Bein übermäßig strapazierte.
    Es überraschte ihn nicht sonderlich, daß Edgeworth eine Pistole auf ihn richtete.
    »Ich nehme an, jedesmal, wenn Ihr Bein schmerzt, erinnern Sie sich an den Tag, an dem Sie hätten sterben sollen, nicht wahr, Stonevale?«
    »Ich hoffe, Sie sind zumindest so höflich, mir alles zu erklären, bevor Sie den Abzug betätigen«, bemerkte Lucas, während er dem anderen Mann gegenüber Platz nahm und sein Bein massierte.
    »Sie dürfen sich beruhigen, Stonevale. Ich werde jetzt noch  nicht abdrücken. Wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor mir dieses Vergnügen zuteil werden wird.«
    »Sie arbeiten nicht zufällig mit Samuel Whitlock zusammen?«
    »Whitlock? Was für eine nette Vorstellung.« Edgeworth klopfte zweimal gegen das Dach der Kutsche, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. Dann sah er zu Lucas hinüber und begann, laut zu lachen. »Die Vorstellung, mit einem Toten zusammenzuarbeiten. Wirklich amüsant.«

19
    Die Nachricht wurde Victoria auf einem silbernen Tablett überbracht, gerade als sie mit Lord Potbury von der Tanzfläche kam. »Bitte entschuldigen Sie mich.« Sie schenkte ihrem Begleiter ein Lächeln, während sie den Brief öffnete.
    »Selbstverständlich. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?« Victoria überflog die kurze Nachricht und hoffte, Potbury würde das Zittern ihrer Hände in den hübschen Handschuhen nicht bemerken.
    Kommen Sie sofort, wenn Ihnen Leben und Ehre Ihres Mannes lieb sind. Eine Kutsche wartet an der Ecke. In ihr finden Sie die Kleidungsstücke, die Sie brauchen. Der Fahrer wird Ihnen bei der Ankunft weitere Anweisungen erteilen. Es ist höchste Eile geboten.
    »Nein«, sagte Victoria mit einem strahlenden Lächeln zu Potbury. »Es ist alles in Ordnung. Lediglich eine kurze Nachricht von einer Freundin, die im Garten etwas frische Luft schnappen möchte und mich bittet, sie zu begleiten. Ich nehme an, sie dachte, es sei einfacher, einen der Pagen mit der Nachricht zu schicken, als sich selbst durch die Menge zu drängen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen?«
    »Natürlich.« Potbury verabschiedete sie mit einem galanten Handkuß. »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen. Lady Athertons Gärten sind sehr nett. Nochmals meine besten Wünsche zu Ihrer Hochzeit. Ein guter Mann, dieser Stonevale.«
    »Ja, nicht wahr?«
    Unauffällig ließ sich Victoria von einem der Pagen ihren Umhang reichen, wobei sie erklärte, sie beabsichtige, ein paar Minuten im Garten spazieren zu gehen und wollte sich dabei nicht erkälten.
    Einen Augenblick später befand sie sich in einer unbeleuchteten Ecke des äußerst gepflegten Athertonschen Gartens. Mehrere Reihen gestutzter Hecken und kunstvoll geschnittener Bäume schützten sie vor möglichen Blicken durch die Fenster des Ballsaals. Jessica Athertons Gärten waren wie Jessica selbst: schön, perfekt, unberührbar.
    Das Überwinden der Gartenmauer erwies sich als problematisch. Sie mußte ihr Kleid bis an die Oberschenkel raffen und dachte flüchtig, was Lucas wohl dazu gesagt hätte, daß sie so viel Bein zeigte. Der Gedanke trieb ihr die Tränen in die

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