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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Rycott. In Männerkleidern sah sie noch exotischer aus als in einem Ballkleid.
    »Lady Rycott. Was für eine Überraschung.« Victoria bemühte sich, ruhig und gelassen zu klingen, so wie Lucas es machte, wenn er sich in einer ungewohnten Situation befand. Zumindest hatte sie es nicht mit dem wiedererweckten Leichnam von Samuel Whitlock zu tun. »Wo ist mein Mann?«
    Isabel Rycott lächelte voll schrecklicher Zufriedenheit und winkte mit einer Pistole. »Wollen Sie nicht hereinkommen, Lady Stonevale? Ich habe Sie bereits erwartet.«
    Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, zwang sich Victoria, Ruhe zu bewahren. Mit einem hysterischen Anfall würde sie Lucas nicht helfen. »Ist Edgeworth auch da?« fragte sie, während sie eintrat. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie die ganze Sache allein gemacht haben. Schließlich sind Sie es gewöhnt, Ihre männlichen Bekannten zu benutzen.«
    »Wie scharfsinnig von Ihnen.« Isabel trat einen Schritt zurück. Ihre Augen glänzten wie im Fieber. »Aber schließlich sind Sie schon immer ein cleveres Mädchen gewesen, nicht wahr? Viel zu clever. Und jetzt werden Sie dafür bezahlen.«
    Victoria umklammerte immer noch den Sack und den Umhang, während sie an den Kamin trat und sich lässig gegen den Sims lehnte. Der Schein des Feuers tauchte den kleinen, schäbigen Raum in ein schmutziges Licht. »Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß Sie das alles nur aufgrund Ihrer Abneigung gegen mich tun, Madam? Was in aller Welt habe ich Ihnen jemals getan?«
    »Sie haben ihn umgebracht. Das ist es, was Sie getan haben«, zischte Isabel. »Sie haben Samuel Whitlock umgebracht und damit alles zerstört.«
    Victoria erstarrte. »Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu erklären, was ich zerstört habe?«
    »Ich hatte alles genau geplant, du dummes kleines Ding. Whitlock wollte mich heiraten, nachdem er deine Mutter getötet hatte. Ich habe Monate gebraucht, ihn dazu zu bewegen, daß er den Mut aufbrachte, Caroline aus dem Weg zu schaffen. Monate.«
    Victorias Knie wurden weich. »Sie haben ihn dazu angestiftet, meine Mutter umzubringen?«
    »Meinst du etwa, er hätte es von sich aus getan? Er hätte gar nicht den Mut gehabt, so etwas alleine zu tun. Er sah keine Notwendigkeit dazu. Er sagte immer, er verfüge ohnehin über ihr Vermögen, so daß es egal sei, ob sie lebte. Aber ich hatte nichts von dem Geld. Also machte ich Samuel klar, daß er mich nicht eher bekommen würde, als bis er sie los sei, und er wollte mich unbedingt, Victoria. Wirklich. Schließlich hat er dann den Reitunfall arrangiert.«
    »Ich wußte bereits, daß es Mord war, bevor er das Geständnis ablegte.«
    »Ja, du hast es sofort vermutet, nicht wahr? Keine zwei Monate danach begann er, sich sehr seltsam zu verhalten. Er sagte immer, er sehe den Geist deiner Mutter. Ich fürchtete, er würde den Verstand verlieren und im Irrenhaus landen, bevor er mich heiraten konnte. Also beschloß ich, selbst nachzusehen, was nachts in seinem Haus passierte.«
    Victorias Griff um den Sack verstärkte sich. »Sie waren in der Nacht dort, als er mit dem Messer hinter mir her war, nicht wahr?«
    »Wer, denkst du, hat ihm wohl das Messer in die Hand gedrückt? Ich habe ihm gesagt, er müsse Caroline noch einmal töten, dann würde sie nicht mehr zurückkommen. Er war vor lauter Alkohol und Angst so verwirrt, daß er tat, was ich sagte.«
    Victorias Herz raste vor Zorn und Furcht. »Wo ist mein Mann? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Alles zu seiner Zeit, Victoria. Alles zu seiner Zeit. Er wird kommen, keine Angst. Edgeworth wird ihn herbringen.«
    »Also hat auch Edgeworth etwas mit der Sache zu tun.«
    Isabel verstärkte ihren Griff um die Pistole und lachte leise. »O ja. Es war Edgeworths Idee, die Sache so zu beenden. Er selbst hat noch eine Rechnung mit Stonevale zu begleichen. Ich war einverstanden, die Angelegenheit seinen Wünschen gemäß zu erledigen, solange gewährleistet war, daß du sterben würdest.«
    »Sie haben derart an meinem versoffenen Stiefvater gehangen, daß Sie sich an mir rächen wollen? Ihr Geschmack, was Männer betrifft, entsetzt mich, Lady Rycott. Aber wahrscheinlich sollte er mich gar nicht überraschen. Schließlich haben Sie sich ja auch mit Edgeworth abgegeben, und er ist gewiß nicht gerade einer der edelsten Vertreter des männlichen Geschlechts, nicht wahr? Vielleicht mögen Sie einfach Männer, die ebenso mies sind wie Sie selbst?«
    »Ich habe dir schon einmal erklärt,

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