Verlangen
Erforschung von Naturgeschichte und Gartenbau zur Ordnung rufen. »Lucas und ich haben bereits darüber gesprochen, was zu tun ist. Er ist durchaus bereit, das Angemessene zu tun, und du wirst, wie ich annehme, ebenfalls bereit sein, den Preis für diese Indiskretion zu zahlen. Wir können als erstes morgen früh eine Sonderheiratserlaubnis einholen. Ich werde als Trauzeugin fungieren, so daß alle wissen, daß die Heirat mit meinem Segen geschlossen wird.«
Heirat. Victoria ballte die Fäuste in ihrem Schoß. Die ganze Zeit über, während sie sich oben in ihre Kleider gekämpft hatte, hatte sie sich geweigert, darüber nachzudenken, was als nächstes passieren würde. Verzweifelt versuchte sie, sich zu beruhigen und logisch zu denken.
»Es besteht keinerlei Notwendigkeit, daß einer von uns überreagiert«, sagte sie vorsichtig. »Es tut mir leid, daß du uns entdeckt hast, Tante Cleo, aber wenn du die einzige bist, die über die Geschehnisse dieser Nacht Bescheid weiß, können wir doch leicht alles vertuschen.«
»Ich habe dich nicht erzogen, damit du dich jetzt wie eine
Närrin aufführst, Vicky. Die Tatsache allein, daß ich dich und Lucas hier zusammen entdeckt habe, beweist, daß noch jemand davon weiß. Wie denkst du, habe ich es herausgefunden?«
Victoria schloß kurz die Augen. »Ja, natürlich. Wie dumm von mir. Verzeih mir, Tante Cleo, aber wie hast du es herausgefunden?«
»Ich hatte gerade mein Dinner beendet, als ein Bote zum Landhaus meiner Freunde kam«, sagte Cleo kühl. »Die Nachricht war nicht unterschrieben und besagte lediglich, daß es mich gewiß interessieren würde zu erfahren, daß meine Nichte mit einem Mann, den ich als Freund kennen würde, hier in diesem Gasthaus sei. Natürlich bin ich sofort hierher gekommen.«
»Natürlich.« Victoria sah hinüber zu Lucas. Heirat, wiederholte sie stumm. Heirat mit dem Mann, den sie liebte. Es war nicht das, was sie sich ausgesucht hätte, aber wenn sie jetzt so überlegte, erschien ihr diese Vorstellung gar nicht so schrecklich.
Tatsächlich hatte diese Lösung eindeutig gewisse Vorzüge. Sie müßte ihre Beziehung nicht länger geheim halten. Sie könnten frei etwas gemeinsam unternehmen. Sie könnten jede Nacht nebeneinander schlafen. Nein, eine Heirat erschien ihr gar nicht mehr so schrecklich. »Es wird eine gewisse Zeit dauern, bis wir eine Sonderheiratserlaubnis bekommen«, sagte sie.
Lucas erwiderte ihren Blick. »Ich habe eine in der Tasche. Ich trage sie bereits seit ein paar Tagen mit mir herum.«
Überrascht sah sie auf. »Tatsächlich? Aber weshalb in aller Welt solltest du so etwas bei dir haben?«
»Für genau so einen Notfall natürlich. Weshalb sonst? Das Risiko, entdeckt zu werden, bestand seit dem Augenblick, in dem wir uns begegneten, und außerdem gab es noch andere Risiken. Für den Fall, daß das Unvermeidliche eintrat, wollte ich vorbereitet sein, um den Schaden soweit wie möglich zu begrenzen.«
Er lächelte flüchtig. »Ich habe bereits vor langer Zeit gelernt, daß es klug ist, im Falle eines Rückschlags immer etwas in Reserve zu haben.«
»Das Soldatenhirn arbeitet mal wieder.« In unfreiwilliger Bewunderung seines strategischen Vorgehens schüttelte Victoria den Kopf. »Außer mir scheinen alle die Möglichkeit einer Katastrophe bedacht zu haben.«
Cleo bedachte sie mit einem seltsam mitleidigen Blick. »Ich muß zugeben, Victoria, daß es mich überrascht zu sehen, wie unbedacht du dich in eine solche Situation hineinmanövriert hast. Es stimmt, du hast bereits auf die verschiedensten Arten Unschicklichkeiten begangen, doch in deinem Umgang mit Männern warst du immer sehr vorsichtig. Wie in aller Welt konntest du dich -« Sie brach abrupt ab und blickte auf Lucas. »Egal. Ich denke, ich kenne die Antwort auf diese Frage. Auf jeden Fall nützt es nichts, zurückzublicken. Wir müssen der Zukunft ins Auge sehen.«
»Wir können uns in keiner Richtung bewegen«, bemerkte Lucas ruhig, »bis Victoria ihre Entscheidung getroffen hat. Sie ist kein Kind mehr. Niemand kann sie zu einer Heirat zwingen. Ich habe sie bereits um ihre Hand gebeten, und es wäre mir eine Ehre, wenn sie meinen Antrag annehmen würde, aber ich werde sie nicht dazu zwingen.«
»Nun, Victoria?« Cleo sah sie ernst an. »Lucas ist offensichtlich bereit zu tun, was getan werden muß. Wie steht es mit dir?«
Victoria sah Lucas an, wobei sich Liebe, Verlangen, Schuld und Unsicherheit zu einem Kloß in ihrem Magen verdichteten. Es war
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