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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Wort.«
    »Beeilen Sie sich. Es dämmert zwar noch nicht, aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir müssen Entscheidungen treffen und sofort handeln, wie Ihnen sicher bewußt ist.«
    »Ich verstehe. Ich werde in ein paar Minuten bei Ihnen sein. Wir können miteinander sprechen, während Victoria sich ankleidet.«
    Lucas schloß ruhig die Tür und wandte sich langsam dem Bett zu. In dem trüben Licht des schwelenden Feuers glich sein Gesicht einer undurchdringlichen Maske. »Es tut mir leid, Vicky. Wie du sicher festgestellt hast, haben wir ein Problem.«
    »Gütiger Himmel, was sollen wir tun?« Sie schien ihre Gedanken nicht mehr ordnen zu können. Es war, als schwämme sie in einem Meer von Chaos.
    »Wir werden natürlich tun, was zu tun ist.« Er setzte sich auf einen Stuhl und griff nach seinen Stiefeln. Dann kleidete er sich mit den raschen und sicheren Bewegungen eines Soldaten zu Ende an.
    Victoria sah Lucas sprachlos an. »Ich verstehe das nicht. Weshalb ist meine Tante hier? Wie konnte sie etwas von uns in diesem Gasthaus wissen? Ich selbst wußte nicht einmal, wohin du mich führen würdest. Lucas, das ergibt alles keinen Sinn.«
    Er ging hinüber zum Bett und sah mit grimmiger Miene zu ihr herab. »Ich habe keine Ahnung, was deine Tante hier macht oder wie sie herausgefunden hat, was wir heute nacht vorhatten. Ich versichere dir, daß ich fest entschlossen bin, das herauszufinden. Aber im Grunde macht es keinen Unterschied, Vicky. Das wirst du sicher verstehen. Wir beide wußten von Anfang an, daß wir mit dieser Art von Beziehung gewisse Risiken eingehen würden. Man hat uns ertappt, und nun gibt es kein Zurück mehr. Wir müssen mit der Situation umgehen, wie sie nun einmal ist.«
    Sie umschlang ihre Knie und sah zu ihm auf. In ihren Augen lag Unsicherheit und aufsteigende Angst. »Du klingst so soldatenmäßig, wenn du über all das sprichst. Und du siehst aus wie ein Soldat, der sich auf eine Schlacht vorbereitet. Du machst mir Angst, Lucas.«
    Einen Augenblick lang, während er sich vorbeugte und ihr Gesicht mit beiden Händen umfaßte, wurde sein Blick weich. »Ich wollte nicht, daß es so kommt. Doch nun sind die Würfel gefallen, und ich kann dich nur bitten, mir zu vertrauen. Ich werde mich um dich kümmern, Victoria. Das schwöre ich bei meiner Ehre.«
    Bevor sie noch über eine Antwort nachdenken konnte, war er aus der Tür gegangen, und stieg die Treppe hinunter. Ein paar Minuten saß Victoria unbeweglich da, und dann, ganz langsam, schob sie die Decken zurück und stieg aus dem Bett.
    Als sie aufstand, stellte sie betrübt fest, daß sie Schmerzen an Stellen verspürte, an denen sie nie zuvor in ihrem Leben etwas gehabt hatte. Sie hätte viel darum gegeben, jetzt in einem heißen Bad entspannen zu dürfen. Doch das war unmöglich.
    Sie spürte das ungewohnte Gewicht des Amuletts um ihren Hals und griff nach den Bernsteinfiguren, als seien sie ein Talisman.
    Wie silberne Regenfäden durchzogen die Erinnerungen an die Nacht ihre Gedanken, während sie sich zu dem Stuhl hinüberbewegte, auf dem ihre Kleider lagen. Sie kämpfte sich in ihre Petticoats und das Kleid, ohne auch nur annähernd soviel Geschick an den Tag zu legen wie Lucas, als er sich angekleidet hatte. Nie zuvor hatte sie versucht, ohne die Hilfe ihrer Zofe in ein Ballkleid zu kommen. Es war nicht einfach.
    Später, als sie sich in ihren Umhang gehüllt hatte, atmete Victoria tief durch und begab sich hinunter. Ein besorgt aussehender Wirt, der anscheinend gerade unsanft aus dem Schlaf gerissen worden war, führte sie in eines der Privatzimmer.
    Victoria trat durch die Tür und spürte sofort die Spannung im Raum. Lucas stand neben dem Ofen, eine Hand auf den Sims gestützt, einen Fuß auf einem Holzklotz. Lady Nettleship saß auf einem Stuhl am Tisch. Sie sahen beide zur Tür, als Victoria hereinkam.
    »Anscheinend hat man mich in den falschen Raum geführt«, sagte sie sarkastisch. »Ich bin wohl auf einer Beerdigung gelandet.«
    »Ich hoffe, du wirst das anders sehen, wenn erst einmal alles gesagt und getan worden ist«, bemerkte Tante Cleo. »Setz dich, Victoria.«
    Es war lange her, daß ihre Tante in einem solchen Ton mit ihr gesprochen hatte. Victoria nahm Platz. Ihr Blick suchte Lucas, doch seine Augen waren stumm. Er hatte diesen Anschein fester Entschlossenheit, bei dem sie immer ein Gefühl des Unbehagens verspürte.
    »Nun denn«, sagte Cleo, als würde sie die Mitglieder einer Versammlung ihrer Gesellschaft für die

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